Wächterin der Träume
ich leg mich aufs Ohr. Viel Spaß, Leute!« Damit verschwand sie in ihrem Zimmer und ließ uns allein.
Noahs Cape schwang um seine Beine, als er näher trat. »Wenn es nicht so ein Wahnsinnsaufwand gewesen wäre, sich in diese Montur zu zwängen, würde ich ja sagen, pfeif was drauf und lass uns zu Hause bleiben.«
Ich muss gestehen, seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, als hätte er zärtlich an meiner Wirbelsäule entlanggestrichen. In meinem Kostüm war ich genauso groß wie er, dennoch brachte er es irgendwie fertig, dass ich mir trotz meiner amazonenhaften Aufmachung zart und feminin vorkam.
»Ich finde, gegen dein Kostüm wirkt meins billig.« Warum um Himmels willen hatte ich das nur gesagt? Selbst wenn es stimmte, war es trotzdem eine blöde Bemerkung.
Mit einem Finger seiner behandschuhten Hand fuhr er durch den engen Spalt zwischen meinen Brüsten, worauf mich, verdammt noch mal, schon wieder ein Schauer überlief. »Mir ist es egal, wie du dein Kostüm findest«, erwiderte er und fügte grinsend hinzu: »Du lässt eine meiner schönsten Phantasien wahr werden, weißt du das?«
Ich hob eine Augenbraue. »Tatsächlich?« Als wenn ich das nicht gewusst hätte!
Noch ein Schritt, und er legte die Arme um mich und zog mich dicht an sich. Wenn er noch ein bisschen drückte, würden meine Möpse wirklich herausploppen. Aber komischerweise war mir das auf einmal gleichgültig. Mein Körper war warm und kribbelte, und ich fand, dass das Kostüm hervorragend zu mir passte.
Noahs Blick fiel auf meinen Mund, dann auf meine Brust, bevor er mir erneut in die Augen blickte. »Lässt du es später für mich an?«
Ich fuhr mit dem Finger über die glatte, frisch rasierte Haut an seinem Kinn. »Nur wenn du mir versprichst, die Maske anzubehalten.«
Er grinste. »Ruiniert es deinen Lippenstift, wenn ich dich küsse?«
Ich nickte düster. »Leider.«
Da beugte er sich vor und presste seine Lippen stattdessen auf die Stelle direkt unterhalb meines Schlüsselbeins, worauf ich wieder einmal eine Gänsehaut bekam. »Dann muss ich mit anderen Stellen vorliebnehmen«, erwiderte er und küsste mich als Nächstes auf die Schulter und dann auf die Kehle.
Als er damit fertig war, hatte ich weiche Knie und nicht die geringste Lust mehr auf die blöde Party.
Er half mir in den Mantel und rief Lola einen lauten Abschiedsgruß zu, während ich mir den Mantel zuknöpfte. Fudge, der auf der Couch lag, hob kurz den Kopf und gähnte in meine Richtung, dann schlief er weiter.
Noah war mit dem Wagen – einem alten Impala – gekommen, wofür ich dankbar war. Mein Outfit taugte nicht zu einer Fahrt auf dem Motorrad. Der schwarze, glänzende Impala war anscheinend ein Oldtimer mit Austauschmotor. Ich nickte anerkennend, doch im Grunde war es mir gleichgültig. Für mich zählte nur, dass es ein schicker Wagen mit viel Beinfreiheit war.
Die Party fand bei Elly und Matt in Brooklyn statt. Ich hatte die beiden auf einer von Noahs Ausstellungen kennengelernt, als Noah und ich uns noch nicht lange kannten, und konnte mich nicht mehr gut an sie erinnern. Ich wusste nur noch, dass sie nett gewesen waren. Ihre Wohngegend deutete darauf hin, dass sie ziemlich wohlhabend sein mussten. Sie lebten in einem großen Haus aus dunklen Backsteinen in einer schönen, von Bäumen gesäumten Straße. Durch die Fenster konnte ich kostümierte Leute erkennen, die in edel eingerichteten Zimmern Wein tranken.
Da vor dem Haus kein Platz mehr war, mussten wir ein Stück entfernt an der Straße parken. In meinen hohen Stiefeln konnte ich nicht so schnell laufen wie sonst, doch Noah, der mich an der Hand hielt, beklagte sich nicht.
Auf unser Klingeln hin öffnete Matt die Tür. Er war als Salzstreuer verkleidet und hielt eine Maschinenpistole aus Plastik in der Hand. Von mittlerer Größe, wirkte er in seinem Kostüm zugleich putzig und ein wenig bedrohlich.
Ich blickte ihn fragend an, als ich eintrat und meinen Mantel aufknöpfte. »Salzstreuer mit Knarre?«
Er lachte. »Gut geraten – Donnerwetter!« Er musterte mich, als ich ihm den Mantel reichte. »Hallo, Prinzessin.«
Ich erschrak, aber nur ganz kurz. Matt konnte auf keinen Fall wissen, wer ich war. Und schließlich war ich ja als Wonder Woman alias Prinzessin Diana verkleidet.
Noah schnippte vor dem Gesicht seines Freundes mit den Fingern. »Drück mal deine Stielaugen wieder rein, Mann.«
Matt, der offensichtlich schon ein paar Drinks intus hatte, sagte nichts, sondern
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