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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. War das hier tatsächlich ein Puff? »Ich bin auf der Suche nach einem Sukkubus.«
    Seine Miene blieb ausdruckslos, er hob lediglich eine Augenbraue. »Ich verstehe.«
    Ich verdrehte die Augen. »Nein, nicht, was du denkst. Ich möchte mit Madrene sprechen. Ist sie hier?«
    Er schien überrascht, dass ich einen Namen nannte – so überrascht, dass er für einen Augenblick sein blasiertes Gehabe vergass und mich wirklich ansah. Ich merkte, dass er mich erkannte, denn sein Gesichtsausdruck änderte sich beträchtlich, wenn auch nur für eine Sekunde. »Ihr seid die Prinzessin.«
    Es war schwer, sich nicht geschmeichelt zu fühlen, wenn man als königliche Hoheit angesprochen wurde. »Ich bin Dawn. Und du?«
    »Fitzhugh, Euer Hoheit.« Er machte doch tatsächlich eine Verbeugung. »Vergebt mir meine Unverschämtheit, aber ich war nicht darauf gefasst, dass jemand wie Ihr uns heute Abend einen Besuch abstattet.«
    Das hieß, dass die meisten Hochwohlgeborenen des Traumreichs nur nach Voranmeldung herkamen, wie er es zuvor angedeutet hatte. Ich lächelte zurückhaltend. »Tut mir leid. Ich fürchte, was die korrekten Umgangsformen angeht, muss ich noch viel lernen. Ist Madrene zufällig anwesend?«, fügte ich hinzu.
    Er blätterte einige Seiten des Buches um. »Ja, aber sie ist gerade bei einem Träumenden. Falls Ihr noch einmal wiederkommen –«
    »Ich werde warten.«
    Fitzhugh wirkte betroffen. »Euer Hoheit, das verstößt gegen die Vorschriften. Es kann noch eine Weile dauern, bis Madrene fertig ist, und danach hat sie noch einen Termin.«
    Mit einem grimmigen Lächeln legte ich meine Hand auf seine. »Hör mal, Fitz – ich darf dich doch Fitz nennen, oder? –, ich hatte bisher eine wirklich schlechte Nacht und wäre dir sehr dankbar, wenn du sie nicht noch schlimmer machen würdest. Ich muss nur kurz mit Madrene sprechen. Soll ich also hier auf diesem hübschen Sofa warten, bis sie mit ihrem Träumenden fertig ist und du sie holen gehst, oder soll ich selbst nach ihr suchen?«
    Er schnappte nach Luft und versuchte, seine Hand wegzuziehen, doch ich packte noch fester zu. Als er mich anstarrte, erkannte ich an dem vertrauten Brennen in meinen Augen, dass sie jetzt sehr hell und klar waren, mit einem Rand um die Iris, dick und schwarz. Karatos hatte auch solche Augen gehabt, und so hübsch sie auch gewesen waren, hatten sie mich doch zu Tode erschreckt.
    »Na, wie ist es, Fitz?« Ich hörte mich an wie ein mieser Typ aus einem schlechten Film. Es schien, als könnte ich jeden Augenblick die Beherrschung verlieren und alle dunkle Energie, die in mir steckte, freisetzen.
    Fitzhugh musste es auch gespürt haben, denn er räusperte sich und sagte: »Es wäre mir ein Vergnügen, Madrene zu Euch zu bringen, Euer Hoheit. Ihr nächster Termin kann bestimmt noch ein wenig warten. Wenn Ihr mir in den Salon folgen wollt, lasse ich sie herunterholen.«
    So einfach war das also. Wissen Sie, ich hätte mich glatt daran gewöhnen können, mich derart aufzuspielen. Aber es wäre unklug gewesen, meine Leute allzu häufig einzuschüchtern. Schließlich wollte ich nicht noch verhasster werden, als ich ohnehin schon war.
    »Danke, Fitzhugh.« Das meinte ich ehrlich. »Ich bin dir wirklich sehr dankbar für dein Entgegenkommen.«
    Der Türhüter blinzelte, offensichtlich erstaunt über meinen plötzlichen Stimmungswechsel. »Keine Ursache, Euer Hoheit.«
    Ich folgte ihm durch einen schummrigen Korridor. Unsere Schritte klangen auf dem dicken, in Gewürztönen gehaltenen Perserläufer gedämpft. Überlebensgroße Statuen hielten Kerzenleuchter hoch über unsere Köpfe, als wollten sie mit Gläsern einen Trinkspruch ausbringen. Eine der Statuen stand wie ein Wächter neben der Tür, an der wir haltmachten.
    Mit den Worten: »Macht es Euch bequem. Ich schicke Madrene sofort zu Euch«, bedeutete der Haushofmeister mir einzutreten.
    Mit einem Dank trat ich durch die offene Tür. Der Salon sah genauso aus wie die übrigen Räume, die ich bereits gesehen hatte – glatt verputzte sandfarbene Wände, an denen Lampen gedämpftes Licht verbreiteten. Die hohe Decke war mit kunstvollen Fresken bemalt, und die farbenfreudigen Sitzgelegenheiten wirkten so üppig, als könnte man darin versinken.
    Ich setzte mich auf ein auberginefarbenes Sofa, das so weich wie Samt und dreimal so luxuriös war. Der Couchtisch aus massivem, geschnitztem Holz besaß eine Platte aus einem rauhen Mosaik. Darauf standen

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