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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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mich anmelden würde, bevor ich unverhofft in seinem Traum auftauchte. Da mir nichts Besseres einfiel, stieg ich tatsächlich ein paar Stufen zu einer schweren Eichentür hinauf, an der ein Türklopfer in Form eines gotischen Wasserspeiers hing. Auf mein Klopfen hin öffnete Noah sofort, und beim Anblick seines Lächelns tat mein Herz einen Sprung.
    »Hey, Doc.« Seine schwarzen Augen funkelten, und ich verstand plötzlich, welche Macht es Madrene verlieh, ein Objekt der Begierde zu sein. »Hübsches Kleid.«
     
    Ein wenig später hörte ich das vertraute Summen, mit dem jemand aus dem Traumreich »anrief«. Ob ich jemals lernen würde, zu erkennen, wer es war? Eine Anklopffunktion wäre auch im Traum sehr praktisch gewesen.
    Ich geriet in einen Traum meiner Freundin Julie. Sie träumte, sie sei in einem Starbucks und wolle einen Chai Latte bestellen. Doch sie war nackt und hatte kein Geld dabei. Ich versuchte, nicht hinzusehen, und gab ihr auch kein Geld. Das war nicht nett von mir, aber ich wollte schließlich keine Aufmerksamkeit erregen. Ich war nur deshalb dort, damit derjenige, der mich sprechen wollte, es an einem »öffentlichen« Ort tun musste.
    Da ich schon einmal von Karatos überfallen worden war und wusste, dass es immer noch einige gab, die hinter mir her waren, reagierte ich mittlerweile ein bisschen vorsichtiger, wenn mich jemand sprechen wollte.
    Ich setzte mich an einen Tisch in der anderen Ecke, wo Julie mich nicht sehen konnte. Sie klopfte sich gerade mit den Handflächen die nackten Oberschenkel ab und verwünschte sich selbst, weil sie ihre Tasche vergessen hatte. Innerhalb weniger Sekunden trat ein Typ in engen Jeans, schwarzen Stiefeln und einem schwarzen Pullover an meinen Tisch. Verek. Der Nachtmahr wirkte ebenso hinreißend wie bedrohlich.
    »Was ist los?«, fragte ich, als er mir gegenüber Platz nahm.
    »Ich muss mit dir reden«, erwiderte er und blickte sich um, als wollte er sichergehen, dass wir ungestört waren. »Du musst dich vorsehen.«
    »Vor wem?« Wusste er über Antwoine und Madrene Bescheid? Nein, unmöglich. Wie hätte das sein können?
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass uns niemand belauschte, wandte er mir seine blassen Augen zu. »Vor der Obersten Wächterin.«
    Ich hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie mir mitgeteilt hatte, dass sie meine Manipulation Durdans rückgängig gemacht hatte. »Ich habe nichts getan, wofür sie mir die Hölle heißmachen müsste.« Na ja, das stimmte vielleicht nicht ganz, aber jedenfalls hatte ich keine Gesetze gebrochen.
    Verek stützte seine stämmigen Unterarme auf den Tisch. »Dawn, sie hasst dich beinahe ebenso sehr, wie sie Morpheus ablehnt. Um dich zu vernichten, würde sie alles tun – sogar dir eine Falle stellen.«
    Ich runzelte die Stirn und versuchte, das flaue Gefühl in der Magengrube nicht zu beachten. »Woher weißt du das?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte er: »Weil ich dich in ihrem Auftrag beschattet habe.«
    Wenn er mir ins Gesicht geschlagen hätte, hätte ich nicht verdutzter sein können. »Du Mistkerl.«
    Er machte mir ein Zeichen, leiser zu sein, und blickte sich erneut um. »Jetzt bin ich hier. Sagt dir das nichts?«
    »Doch. Dass du ein falsches, verlogenes Arschloch bist!« Ich zwang mich, meine Stimme zu dämpfen. »Ich dachte, du wärst meinem Vater gegenüber loyal!«
    »Das bin ich auch.« Er blickte mich finster an. »Und dir gegenüber ebenfalls. Deshalb bin ich ja gekommen.«
    »Um zu spionieren?«
    »Um dich zu bitten, vorsichtig zu sein. Solange du nicht weißt, was sie vorhat, bist du in Gefahr.«
    »Hast du meinem Vater davon erzählt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht ohne handfeste Beweise. Schließlich hat die Oberste Wächterin nichts Verbotenes von mir verlangt. Ich sollte nur rumhorchen.«
    »Sie kann mir nichts anhaben«, sagte ich noch einmal. »In dieser Welt kann ich nicht sterben. Sie könnte lediglich darauf drängen, dass man mich auslöscht, aber das tut der Rat nicht ohne Grund.«
    Er starrte mich eindringlich an. »Das versuche ich ja, dir zu erklären. Sie wird versuchen, ihnen einen Grund zu liefern.«
    »Aber warum?« Meine Stimme hörte sich überraschend kläglich an. »Ich bin für sie doch unwichtig.«
    Verek schien mir widersprechen zu wollen, doch dann bemerkte er nur: »Wenn sie dich auslöschen ließe, gehörtest du nicht mehr beiden Welten an und wärst keine Bedrohung mehr für sie. Dann wären all jene erleichtert, die glauben, dass du uns

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