Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
abwischte. Obwohl er so schwitzte, hatte er keinen Körpergeruch. »Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    Er warf mir einen gelassenen Blick zu. »Hätte das etwas geändert?«
    »Na klar!« Wirklich? Ich meine, sie wusste offensichtlich, dass wir verwandt sind, und hätte mich trotzdem am liebsten tot gesehen.
    »Nein«, widersprach er, während er an mir vorüberging. Er verströmte einen warmen, feuchten Männergeruch, den ich sehr angenehm fand, wie ich leider gestehen muss. »Und es macht noch immer keinen Unterschied, außer dass du jetzt ein schlechtes Gewissen hast, weil du sie hasst.«
    »Ich hasse sie nicht«, behauptete ich. Als er mir einen Blick zuwarf, gestand ich seufzend: »Also gut, ich hasse sie.« Und wie Verek gesagt hatte, verursachte es mir Gewissensbisse. Nicht, weil sie es nicht verdient hätte, sondern weil es gegen meine Überzeugung war, eine Schwester zu hassen.
    Vereks leises Lachen schien aus seinen Zehenspitzen zu kommen. »Keine Sorge, Prinzessin. Ich werde dir helfen, diesen ganzen Frust loszuwerden.«
    Das schaffte er bestimmt. »Mir ist nach einem Kämpfchen zumute«, sagte ich. »Hast du Lust?«
    Er reichte mir die Hand. »Also los, bring uns hin.«
    Ich hätte ihn am liebsten gefragt, wie zum Kuckuck er wohl ohne mich dorthin gefunden hätte, aber im Grunde war es mir gleichgültig, solange er mir eine Gelegenheit zum Draufhauen gab.
    Ich schloss meine Finger um seine viel größere Hand und »wünschte« uns zu dem Ort, an dem wir manchmal trainierten. Verek hatte ihn so ausstaffiert, dass er wie ein Fitnessstudio aus dem Fernsehen aussah. Wahrscheinlich hatte mein Trainer zu oft »Rocky« gesehen.
    Da ich in Yogahose und T-Shirt ins Traumreich gekommen war, konnte ich gleich loslegen. Als ich mich umdrehte, stand Verek lediglich mit knappen Shorts bekleidet da.
    Mann, er sah aus, als wollte er zur Meisterschaft im
Ultimate Fighting
antreten.
    Warum bloß hatte ich keinen Waschbrettbauch? Schließlich war ich auch ein Nachtmahr. Na ja, so dicke Bauchmuskeln wie seine wünschte ich mir nicht gerade, aber ein bisschen mehr in Form wäre ich ganz gern gewesen. Wahrscheinlich lag es daran, dass in den meisten Sagen die Männer immer muskulös und die Frauen weich und kurvenreich waren. Ich war ganz entschieden weich und sehr kurvig.
    »Komm schon in den Ring, damit wir anfangen können!«, rief Verek.
    Rasch stieg ich die Stufen zum Ring hinauf und schlüpfte zwischen den Begrenzungsseilen hindurch. Die Matte fühlte sich unter meinen Füßen kühl an.
    »Ich weiß, dass du schon ein bisschen Kampfsport gemacht hast. Darauf bauen wir jetzt auf«, sagte er.
    »Du willst mit mir ringen?«, fragte ich erstaunt.
    Er zeigte ein Wolfslächeln, dass seine weißen Zähne nur so blitzten. »Nein, Prinzessin. Du wolltest kämpfen, also werden wir
kämpfen
.« Damit ließ er sich in die Hocke fallen und riss mir mit einem geschickten Tritt die Beine weg.
    »Uff!« Ich prallte so hart auf die Matte, dass mir die Luft wegblieb. Und schon hatte mich Verek wie eine Brezel verknotet, während er mir zu erklären versuchte, wie der Griff hieß und warum ich mich nicht daraus befreien konnte. Es war bestimmt sehr lehrreich, aber wegen des Rauschens in meinen Ohren konnte ich nicht viel verstehen.
    »Und jetzt befrei dich.« Es war nicht unbedingt das, was ich hören wollte, als ich wieder hören konnte.
    »Geht nicht«, keuchte ich. »Du bist stärker als ich.«
    Er beugte sich zu mir herunter, und ich spürte die Hitze seiner Haut. »Das hier ist deine Welt, Prinzessin. Mach mich fertig.«
    »Und wie, zum Teufel, soll ich das anstellen?«
    »Versuch es«, sagte er nur. Weitere Erläuterungen wollte er mir offensichtlich nicht geben, denn er hielt mich schweigend in dieser verdammten Haltung fest.
    Gut, also befreien. Wenn ich hier nicht bald rauskam, würde mir der Kopf platzen oder eine Bandscheibe rausspringen. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich darauf, so tief und gleichmäßig wie möglich zu atmen, und richtete dann alle meine Sinne nach innen. Verek hatte recht. Theoretisch sollte ich ihm zumindest gewachsen sein. Er war zwar größer als ich, doch ich war Morpheus’ Tochter und damit in dieser Welt so etwas Ähnliches wie Wonder Woman.
    Wenn auch ohne Lasso.
    Ich schob meinen Arm ein wenig weiter zwischen unsere Körper und drückte, wobei ich auch ein Bein zu Hilfe nahm. Als Verek sein Gewicht ein wenig verlagerte, um mich festhalten zu können, nutzte ich die Gelegenheit und

Weitere Kostenlose Bücher