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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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erfahren hatte, im Laufe der letzten Jahrzehnte gesunken war. Anscheinend hatten viele Nachtmahre bei dem Versuch ihr Leben gelassen, das Traumreich und die Träumenden, die sich darin aufhielten, zu beschützen. Allein aus diesem Grund hätten sie mich eigentlich mit offenen Armen aufnehmen müssen, anstatt diesen ganzen Aufwand zu treiben, um zu beweisen, dass von mir eine Bedrohung ausging.
    Hadria schritt bis ans andere Ende der Halle. »Jetzt, da wir alle versammelt sind, sollten wir unsere Plätze einnehmen und anfangen. Dawn, würdest du dich hier neben mich setzen?«
    Aber natürlich. Als ich ihr folgte, fühlte ich mich erstaunlich klein und gut behütet – wie ein Kind. Wir setzten uns alle um eine große achteckige Tafel, in deren Steinplatte eine Kampfszene eingemeißelt war. Männer und Frauen mit Speeren und Schwertern kämpften gegen ein riesiges vielköpfiges Ungeheuer, das über ihnen aufragte und den Mond verdunkelte.
    Als alle saßen, wandte sich Hadria an einen älteren Mann in einer fließenden blauen Robe. Er war einer von den Hohlköpfen vom Vorabend. Sein dichter Haarschopf bestand aus leuchtend weißen Locken, und seine Augen waren beinahe genauso hell – bis auf die dunklen Ränder. »Gladios, würdest du bitte die Sitzung eröffnen?«
    Langsam, wie eine schläfrige Schildkröte, senkte er den Kopf in ihre Richtung. »Laut Aussage von Prinzessin Dawn kann sie den Beweis dafür erbringen, dass der Sterbliche, den sie attackiert haben soll, von einem der unseren zu einem Überfall auf sie angestiftet wurde. Sie behauptet, er habe ein Amulett getragen, das König Morpheus als seine eigene Schöpfung erkannte. Mylord, konntet Ihr den ursprünglichen Eigentümer des Amuletts ermitteln?«
    Aufmerksam blickte ich zu meinem Vater hinüber, der genau mir gegenüber an der Tafel saß. »Ja, das konnte ich. Der Geist des Sterblichen ist immer noch zu verwirrt, als dass brauchbare Informationen von ihm zu erhalten wären. Doch nachdem ich mir das zerstörte Amulett genauer angesehen hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es sich um dasjenige handelt, das ich Madrene vor der Geburt unserer Tochter Padera gab.«
    Vielleicht war es ganz gut, dass meine Mutter nicht hier war. Vermutlich hatte sie meinem Vater noch immer nicht verziehen, dass er ihr nichts von Padera erzählt hatte. Ich bekam das Gefühl, dass noch eine Menge Sprösslinge von Morpheus herumliefen, von denen sie keine Ahnung hatte. Schließlich existierte Morpheus von Anbeginn aller Zeiten an. Sogar der alte Gladios sah meinem Vater ein bisschen ähnlich …
    Aller Augen richteten sich auf Madrene. »Hast du dem Sterblichen das Amulett gegeben, Madrene?«
    Madrene wirkte beunruhigt, ja sogar verängstigt, aber keineswegs schuldbewusst. »Nein, so etwas würde ich niemals tun.«
    Morpheus fixierte sie scharf. »Woher hatte er es dann?«
    Der Sukkubus duckte sich förmlich unter seinen Blicken. »Ich weiß es nicht. Das Amulett war schon seit vielen Jahren verschwunden. Ich dachte, ich hätte es verloren.«
    »Verloren!«, donnerte mein Vater. »Ich vertraue dir einen Teil meiner selbst an, und du behandelst ihn wie Müll?«
    Da beugte sich Padera vor und schirmte den Sukkubus mit ihrem Körper ab. Ihre Miene war hart und zornig, und ich erkannte etwas von mir selbst darin. »Für sie war dieses blöde Amulett wichtiger, als wir es jemals für dich sind.«
    Oho! Eins zu null für meine verrückte Schwester.
    »Darum geht es hier nicht«, unterbrach Gladios sie schroff.
    »Madrene, du hättest den Verlust des Amuletts melden müssen.«
    Der schöne Sukkubus ließ beschämt den Kopf hängen. Ich hätte sie gern verteidigt, obwohl es durchaus sein konnte, dass sie mit der Obersten Wächterin unter einer Decke steckte. Diese bedachte mich jetzt mit einem eisigen Blick aus ihren jadegrünen Augen.
    »Wo ist denn
dein
Amulett, Prinzessin?«, fragte sie hochmütig. Ich bemerkte, dass sie ihres trug. Vielleicht hatte sie es ja stets bei sich. Das war ein wenig traurig.
    Ich konnte es ihr nicht verdenken, dass sie die Aufmerksamkeit von ihrer Mutter abgelenkt hatte, denn ich hätte dasselbe getan. Ich nahm es ihr nicht einmal übel, dass sie mich stattdessen angegriffen hatte. Offensichtlich trug ich ja mein Amulett auch nicht. Ich hatte es nie getragen. »Ich habe es Noah gegeben.«
    Morpheus’ Kopf fuhr herum. »Was?«
    Padera grinste. »Du bist unglaublich. Da wirfst du meiner Mutter vor, sie hätte ihr Amulett einem Sterblichen gegeben, um dir zu

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