Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
Bildzeichen.
»Ein Wendepunkt.«
Caines schneidendes Gelächter hallte durch die mit einem Mal stille Höhle. Diese Frau mochte ja wunderschön und faszinierend sein, aber sie war vollkommen irre.
»Steht das im Prophetenhandbuch, dass Seherinnen und Seher völligen Schwachsinn erzählen müssen?«
Sie blickte ihn verwirrt an. »Es gibt ein Handbuch?«
»Gott.« Er schüttelte den Kopf. »Was meinst du mit ›Wendepunkt‹?«
Sie deutete wieder auf die Muster, die angefangen hatten, in einem schwindelerregenden Tempo zu pulsieren und sich zu drehen. »Wenn du jetzt gehst, dann hast du die Möglichkeit, deine Zukunft zu ändern.«
»Und wenn ich bleibe?«
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Dann stirbst du.«
Obwohl er diesen Unkenruf erwartet hatte, trafen ihre einfachen Worte Caine wie ein Schlag in die Magengrube.
Du stirbst …
Die letzten dreißig Jahre hatte er geglaubt, dass die Unsterblichkeit zum Greifen nahe sei. Verdammt, er war geradezu überheblich geworden und wahnsinnige Risiken eingegangen.
Dazu zählte auch der Versuch, den König der Werwölfe zu entführen.
Jetzt lächelte er bitter, als seine Sterblichkeit sich direkt gegen ihn wandte. Offensichtlich hätte er seinem miesen Karma mehr Aufmerksamkeit widmen sollen, statt alles auf eine Vision zu setzen, die er vollkommen falsch gedeutet hatte.
»Natürlich sterbe ich«, murmelte er. »Und was passiert mit dir?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Schicksal.«
Caine zog die Augenbrauen zusammen. Der Gedanke an seinen bevorstehenden Tod machte ihn wirklich wütend. Der Gedanke, dass dieser Frau vielleicht Schaden zugefügt wurde … Das war inakzeptabel.
»Das Schicksal kann mich mal«, knurrte er und zog seine Laufschuhe aus.
Ihre grünen Augen weiteten sich, und es lag etwas wie weibliche Anerkennung in ihnen, als er sein T-Shirt abstreifte.
»Was tust du?«
Er zog seine Jeans aus und warf sie beiseite. »Ich habe es satt zu versuchen, einen unmöglichen Traum zu verwirklichen.«
Kassandra, die vielleicht seine leichtsinnige Entschlossenheit spürte, mit fliegenden Fahnen unterzugehen, ging zu ihm, um sein Gesicht in ihre Hände zu nehmen. Ihre Augen drückten Besorgnis aus.
»Ich habe dir gesagt, nichts ist unmöglich.«
Ihre Berührung löste eine schockierende Explosion der Lust in Caine aus und ließ ihn beinahe in die Knie gehen. Gott, das fühlte sich an, wie vom Blitz getroffen zu werden.
Es war eine verdammte Schande, dass er fühlen konnte, wie etwas sehr Großes und Gefährliches durch die Tunnel stürmte, direkt auf sie zu.
Eine Nacht mit dieser Frau mochte es vielleicht wert sein, dafür einen grauenhaften Tod zu erleben.
»Vielleicht hast du recht, Kassandra, meine Liebste.« Er genoss die Schönheit ihrer zarten Gesichtszüge und ließ den Blick auf der verletzlichen Kurve ihres Mundes ruhen. »Schließlich stehst du kurz davor, ein Wunder zu erleben.«
»Was für ein Wunder?«
Er beugte sich zu ihr und küsste sie mit großem Bedauern.
»Nur einmal in meinem armseligen Leben werde ich wie ein Held handeln.«
Er raubte ihr einen letzten Kuss. Dann verwandelte sich Caine mit einem herausfordernden Heulen in einen Wolf und bereitete sich darauf vor, dem Tod entgegenzutreten.
Als Harley die Augen öffnete, war sie für einen kurzen Moment verwirrt wegen der mit Putten bemalten Decke über sich, auf die ihr Blick fiel.
Auf dem überdimensionalen Bett mit Seidenlaken und einem flaumigen Deckbett liegend, unter dem man sich perfekt vergraben konnte, kämpfte sie gegen den Nebel an, der immer noch ihren Kopf erfüllte.
Sie erinnerte sich daran, in den Höhlen gewesen zu sein. Das war irgendwie auch schwer zu vergessen. Es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass eine Frau einen Dämonenlord bekämpfen musste. Nicht einmal in ihrer verrückten Welt. Und dann waren sie wie wahnsinnig durch die Höhlen gehastet, wobei sie es kaum geschafft hatten, dem donnernden Einsturz zu entgehen.
Danach …
Sie besaß nur noch eine ungenaue Erinnerung daran, dass sie in den oberen Kammern auf Darcy und die Vampire gestoßen waren. Diese hatten Harley und Salvatore schnell in einen Jeep gequetscht und waren nach Chicago zurückgefahren. Aber was danach passiert war, das war vollkommen aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
Sie erinnerte sich nicht daran, dass sie an der Villa am Stadtrand von Chicago angekommen waren. Oder daran, dass sie ins Bett gesteckt worden war.
Und ganz sicher erinnerte sie sich nicht daran, dass man sie
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