Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
als feuchtem Fels wahrnahm. Er blieb stehen und spähte durch den Riss in der Tunnelwand, der eine kleine Höhle auf der anderen Seite erkennen ließ.
»Hallo? Wer ist da?« Er holte tief Luft und witterte. Da war es wieder. Der schwache Geruch einer … Werwölfin? »Harley?« Er hörte ein Rascheln und erhaschte einen kurzen Blick auf einen Schatten, der an dem schmalen Spalt vorbeischoss. »Scheiße.«
Da er sich nicht durch die dicke Mauer sprengen konnte, schlurfte Caine durch den Gang und hoffte, eine Öffnung zu der Höhle zu finden. Der Geruch war nicht genau der von Harley, aber ähnelte ihm so sehr, dass die Werwölfin eine Verwandte von ihr sein musste.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum die Rassewölfin sich hier unten aufhielt. Allerdings reichte die bloße Hoffnung, dass sie ihn vielleicht aus diesem albtraumhaften Labyrinth führen konnte, aus, um die Gefahr der Enthauptung durch die niedrige Decke zu ignorieren, als er durch die Dunkelheit stürmte, ohne auf seine Umgebung zu achten.
Der Geruch wurde stärker, und der Anflug von Lavendel lockte seine Sinne und führte ihn einen Seitengang entlang. Er wusste nicht, wohin ihn dieser Weg führen würde, aber ganz plötzlich war es zur wichtigsten Aufgabe in seinem Leben geworden, die Werwölfin zu finden.
Instinktiv wurde er langsamer, als der Tunnel am Eingang zu einer großen Höhle endete.
Er spürte, dass im Gegensatz zu den niedrigeren Kammern jemand regelmäßig Zeit in diesem Bereich verbrachte. Mit seinem Blick prüfte er die Schatten und nahm den seichten Bach unter die Lupe, der eine Rille in den ebenen Boden gegraben hatte, sowie die stuhlförmigen Felsen.
Diese Bildhauerei war ganz sicher nicht das Werk einer Fledermaus.
Caine betrat die Höhle und spürte bereits die Werwölfin, die sich hinter einem der größeren Stalagmiten versteckte.
»Du kannst genauso gut rauskommen«, befahl er.
Eine angespannte Pause folgte. Dann kam mit langsamen Bewegungen die winzige Rassewölfin zum Vorschein.
Der leichte Anflug von Vertrautheit im Geruch der Frau hatte Caine schon auf die auffallende Ähnlichkeit mit Harley vorbereitet.
Ihr Haar war etwas heller, eher silbern als blond, und zu einem Zopf zusammengefasst, der ihr bis zur Taille reichte. Ihre Haut war perfekt und wirkte wie weicher, seidiger Alabaster. Ihre Augen waren ebenfalls heller, sie hatten die Farbe von Frühlingsgras und waren mit Gold gesprenkelt.
Ihr Gesicht besaß allerdings ganz genau die gleiche Form wie das von Harley. Ihr Körper unter der ausgefransten Jeanshose und dem Sweatshirt war schlank, aber hart, und mit ausgeprägten Muskeln versehen.
Sie musste wohl eine der vier Rassewölfinnen sein, die Briggs mitgenommen hatte, nachdem sie in Chicago fast entdeckt worden wären.
Der Werwolf hatte ihm erzählt, er habe sie zu einem Wolfstölenrudel in Indiana geschickt. Er hätte wissen müssen, dass das gelogen war.
Nichts, was dem Mistkerl je über die Lippen gekommen war, war wahr gewesen.
Die Frau starrte ihn mit großen Augen an und legte den Kopf auf die Seite, als ob sie auf eine Stimme höre, die nur sie wahrnehmen konnte.
»Du solltest nicht hier unten sein.«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Wer bist du?«
»Niemand.« Misstrauisch wich sie zurück. »Ich bin niemand.«
Caine hob beschwichtigend die Hände und machte noch einen Schritt vorwärts.
»Ganz ruhig, Liebling«, sagte er beruhigend. »Wie heißt du?«
»Ich habe keinen Namen.«
Er runzelte die Stirn. Verarschte sie ihn? Oder war sie einfach völlig verrückt?
»Jeder hat einen Namen.«
Sie zuckte mit den Achseln angesichts seiner ungläubigen Miene. »Ich warte noch darauf zu erfahren, wie er lauten wird.« Sie hielt inne, bis sie plötzlich einen Blick zur Decke warf. »Ich muss gehen.«
Mit der lebhaften Anmut einer Elfe drehte die Frau auf dem Absatz um und schoss auf eine enge Öffnung auf der anderen Seite der Höhle zu.
»Warte!« Sie ignorierte seine Aufforderung. Natürlich. Die Dickköpfigkeit lag den vier Schwestern wohl in den Genen. Ohne auch nur einen Blick über die Schulter zu werfen, verschwand sie aus Caines Sichtweite. »Verdammt!«
Caine blieb ihr dicht auf den Fersen, wobei er die sehr reale Möglichkeit ausblendete, dass das hier eine weitere Falle war, die Briggs sich ausgedacht hatte.
Er musste die Frau finden.
Er wusste nicht, warum. Er wusste nur, dass sie nicht entkommen durfte.
Caine drehte sich seitwärts, um sich durch die schmale Öffnung zu
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