Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
herrlich sie auch war.
Harley ging in dem langen Zimmer auf und ab, bis plötzlich die Glocke der Eingangstür ertönte. Darcy warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu und machte sich auf den Weg in die Eingangshalle. Harley nahm den unverkennbaren Geruch eines Vampirs wahr sowie den eines … Menschen?
Irgendwie hatte sie angenommen, eine Göttin habe ihren eigenen, einzigartigen Geruch.
Ihre Verwirrung wurde nur noch größer, als Darcy mit den beiden Fremden zurückkam.
Dante war leicht als Vampir zu erkennen. Er hatte ein blasses, perfekt proportioniertes Gesicht, langes schwarzes Haar, das in seinem Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst war, silberne Augen, in denen das Wesen eines bösen Jungen aufblitzte, und einen appetitlichen Körper, der in weißem Satin und einer schwarzen Chinohose steckte.
Aber wer hätte je vermutet, dass die winzige Frau mit dem honigfarbenen Haar, den unglaublich blauen Augen und dem verschmitzten Grinsen eine mächtige Göttin war?
Harley wartete schweigend, als Darcy Abby zu ihr lotste, während Dante zu dem wartenden Styx schlenderte.
»Harley, das ist Abby«, sagte Darcy mit einem breiten Lächeln, »Abby, das ist meine Schwester.«
»Sie sind der Kelch?«, platzte Harley heraus, bevor sie die Frage zurückhalten konnte.
»Ich weiß.« Abby machte eine Grimasse und strich mit der Hand über ihr legeres Sommerkleid. »Ich bin immer so eine Enttäuschung. Man sollte meinen, wenn ich schon eine Göttin sein muss, würde ich wenigstens eine Krone und ein Zepter bekommen!«
Zu spät erkannte Harley, wie unhöflich sie geklungen haben musste, und wurde rot. Zum Glück übernahm Darcy schnell die Leitung der so ungeschickt begonnenen Unterhaltung.
»Richtig, das sollte eine Königin haben, auch wenn meine Herrscherutensilien wohl noch in der Post sind«, stichelte sie. Ganz offensichtlich waren sie und die Göttin beste Freundinnen. »Du solltest einen Heiligenschein oder einen glitzernden Umhang haben.«
Abby lachte. »Stattdessen habe ich gespaltene Spitzen und PMS.«
Darcy nickte mitfühlend mit dem Kopf. »Danke, dass ihr gekommen seid. Ich hoffe, mein Gefährte war nicht zu herrisch bei seiner Einladung!«
Abby warf einen Seitenblick auf die beiden Männer, die auf sie zukamen.
»Ich bin ja an Vampire gewöhnt. Wenn sie nicht herrisch sind, dann weiß ich, dass irgendetwas ganz eindeutig nicht stimmt. Leider bin ich nicht ganz sicher, ob ich wirklich eine große Hilfe sein kann. Dieser ganze Göttinnenauftritt ist für mich immer noch neu, und ich verbringe den Großteil meiner Zeit einfach mit dem Versuch, ein Massenchaos zu vermeiden.«
Die beiden Vampire stellten sich neben ihre Gefährtinnen, und beide legten besitzergreifend einen Arm um die Frau, die sie so offenkundig anbeteten.
Harley tat so, als werde ihr nicht bewusst, dass sie ganz allein dastand. Und als zöge sich ihr Herz nicht schmerzhaft zusammen, ein Gefühl, das Neid gefährlich nahe kam.
Sie brauchte keinen Mann, der neben ihr stand, seine Fangzähne bleckte und sein Fell sträubte, wenn jemand ihr zu nahe kam. Sie konnte schließlich auf sich selbst aufpassen.
»Spürst du keine Störung?«, fragte Styx. Sein beängstigender Blick ruhte auf Abby. »Ein Dämonenlord sollte nicht imstande sein, seine Kräfte vollständig zu verbergen.«
»Das Problem ist, dass ich nicht ganz sicher bin, wie sich eine Störung überhaupt anfühlt«, gestand Abby reumütig. »Es ist wirklich schade, dass bei der Verwandlung in den Kelch keine Bedienungsanleitung dabei ist.«
Dante zog sie schützend an sich. »Wir wissen alle, dass du dein Bestes tust.«
»Hast du irgendetwas Außergewöhnliches bemerkt?«, drängte Styx, gleichgültig gegenüber dem wachsenden Ärger des anderen Vampirs.
Offenbar war ein arroganter König wie der andere, ob er nun ein Vampir oder ein Werwolf war.
Abby zuckte mit den Schultern und machte ein besorgtes Gesicht. »Es ist nicht außergewöhnlich, aber ich fühle wirklich etwas, das ich nur als … böse beschreiben kann. Ich habe es immer gespürt, seit ich der Kelch geworden bin, also habe ich gelernt, es nicht zu beachten, um ganz ehrlich zu sein.«
»Spürst du, aus welcher Richtung es kommt?«
»Ich kann es sogar genauer bestimmen – ich kann ganz genau sagen, woher es kommt.«
»Woher?«
»Aus den Höhlen, in denen wir den Fürsten der Finsternis bekämpft haben.«
Harley machte instinktiv einen Schritt nach hinten, als die beiden Vampire sich schockiert
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