Wächterin des Mondes (2) - Arthur, K: Wächterin des Mondes (2) - Kissing Sin
die Haare gewaschen, mich anschließend ins Bett gesteckt und mich allein gelassen. Er war für mich da und hat mich verwöhnt, weil er genau wusste, dass ich das gebraucht habe. Was hast du getan, außer dass du widerwillig Sex mit mir hattest und Blut von mir getrunken hast, was du beides dringend brauchtest? Oh, und dass du Forderungen gestellt hast und in meine Gedanken eingedrungen bist?«
Er hob eine Braue. »Was willst du mir eigentlich sagen? Dass ich dich verwöhnen, dich umwerben und dein Herz erobern soll?«
»Das wäre jedenfalls eindeutig besser als mich als Hure zu bezeichnen oder mir zu drohen.« Ich stieß die Luft aus. »Wie in dem Lied ›Girls Just Want to Have Fun‹.«
Er warf mir einen verächtlichen Blick zu. Entweder stand er nicht auf alte Popmusik – oder er war in der Zeit mit Ohrstöpseln herumgelaufen und hatte keine Ahnung, wovon ich sprach. Ich fügte hinzu: »Hör zu, ich habe dir diese Vereinbarung vorgeschlagen, und ich stehe dazu, auch wenn du gemein wirst. Aber ich verspreche mir davon nicht mehr als eine nette Zeit. Ich werde nicht ausschließlich mit dir zusammen sein, Quinn. Das kann ich mir nicht erlauben.«
»Ich will lediglich eine Chance.«
»Die kriegst du. Aber ich warne dich: Wenn du versuchst, mich zu irgendetwas zu zwingen, mache ich sofort Schluss. Ich finde einen Weg, mich deinen Befehlen zu entziehen und gehe. Ich lasse mich nicht missbrauchen. Ich bin ein Werwolf und keine Hure.«
»Das ist kein Missbrauch …«
»Was ist es denn sonst, wenn du jemand zwingst, etwas gegen seinen Willen zu tun?«
»In diesem Fall würde ich es vernünftig nennen.«
»Zwang ist Zwang, egal aus welchem Grund. Versuch das nie bei mir, Quinn. Nie.«
Er schwieg, und ich sah zu, dass ich aus dem Zimmer kam.
11
D ie Dämmerung war hereingebrochen und in eine kühle Nacht übergegangen. Der Wind war so eisig als käme er direkt aus der Antarktis. Ich rieb mir zitternd die Arme und wünschte, ich hätte mir etwas Wärmeres angezogen als nur ein langärmeliges Baumwoll-Shirt. Glücklicherweise hatte ich mich wenigstens noch für Jeans und Turnschuhe entschieden, denn eigentlich hatte ich Rock und Sandalen anziehen wollen. Dann hatte ich eine Art Vision gehabt, worüber ich gar nicht so glücklich war, und mich daraufhin etwas zünftiger gekleidet.
Ich wollte wirklich nicht noch eine übersinnliche Fähigkeit haben, vor allem wenn sie einfach auftauchte, wann es ihr passte. Aber dieselbe Intuition sagte mir, dass ich darauf ebenso wenig Einfluss hatte wie auf andere Bereiche meines Lebens. Ich entwickelte mich zu etwas mehr als einem Wervampir. Selbst meine brandneue Fähigkeit verriet mir allerdings nicht, zu was genau. Eins war jedenfalls sicher, Jack würde ich davon nichts erzählen. Nicht bis ich ganz sicher war, dass ich wirklich hellsehen konnte und es sich nicht nur um irgendeine mutierte Form meiner Angst handelte.
Das Restaurant lag auf der anderen Straßenseite. Ich zögerte, ließ den Blick prüfend über das alte viktorianische Gebäude gleiten und hielt in den Eckfenstern Ausschau nach meiner Beute. Es saß nur eine Frau allein am Tisch, und die hatte man am anderen Ende platziert.
Nachdem ich mich umgesehen und sichergestellt hatte, dass niemand in der Nähe war und ich auch nicht beobachtet wurde, hüllte ich mich in Schatten und bewegte mich in Richtung Küste. Die Straßenlaternen warfen gelbe Lichtkegel auf den verlassenen Bürgersteig. Die Scheinwerfer der vorüber fahrenden Autos durchschnitten die Dunkelheit und drohten die Schatten um mich herum aufzulösen. Ich versteckte meine Kleidung, veränderte meine Gestalt, wand mich aus den Schatten und schlängelte mich als Wolf durch die Zweige der Teebäume, bis ich mich auf gleicher Höhe mit dem Fenster befand, hinter dem die einsame Frau saß.
Sie war nichts Besonderes, die dunklen Haare trug sie in einem strengen Bob, ihre römische Nase unterstrich sie mit einem Goldring, ihr Kinn war breit und wirkte beinahe männlich. Auch ihre Hände, die sie vor sich auf dem Tisch gefaltet hatte, wirkten eher männlich. Der Mann, der Mrs. Hunt ersetzt hatte, war ebenfalls nicht gerade ein Bild weiblicher Vollkommenheit gewesen. War das ein Erkennungszeichen von Gestaltwandlern, die sich in fremde Männer wie Frauen verwandeln konnten?
Ich setzte mich auf die Hinterläufe und fragte mich, wie spät es war. Als ich den Wagen geparkt hatte, war es kurz vor acht gewesen. Für den Weg hierher hatte ich vermutlich fünf
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