Wächterin des Mondes (2) - Arthur, K: Wächterin des Mondes (2) - Kissing Sin
Minuten gebraucht. Machte die Frau an dem
Tisch sich Sorgen, weil sich Roberta Whitby verspätete, ließ sie es sich zumindest noch nicht anmerken.
Der Wind bewegte die Zweige der Bäume, und winzige graugrüne Blätter regneten auf mich herab. Ich wollte sie gerade aus meinem Fell schütteln, als ich zwei Geräusche wahrnahm – einen leise knackenden Ast und Stoff, der an Blättern entlangstreifte.
Jemand schlich durch die Bäume auf mich zu.
Ich spitzte die Ohren und rührte mich nicht. In der Dunkelheit und zwischen den verschlungenen Ästen konnte man wahrscheinlich noch nicht einmal mein rotes Fell erkennen. Außerdem war derjenige, der da vorne heranschlich, ein Mensch oder zumindest in menschlicher Gestalt, und die meisten Menschen achteten nicht weiter auf Hunde, vor allem wenn sie sich ruhig verhielten und sie nicht bedrohten. Selbst wenn das vor mir ein Werwolf war, stand der Wind günstig und trug meinen Geruch nicht zu ihm hin, sondern in Richtung Ozean.
Merkwürdigerweise nahm ich keinen Geruch von dem Fremden wahr, sondern witterte nur das Meer und verschiedene Gerüche aus den umliegenden Restaurants und Geschäften sowie Abgase.
Wenn er so nah war, dass ich ihn hörte, musste ich ihn doch auch riechen können. Es sei denn, er hatte keinen Geruch.
Bei dem Gedanken stellten sich meine Nackenhaare auf. Jeder besaß einen Geruch, es sei denn, man hatte ihn absichtlich überdeckt.
Ich nahm keine weiteren Geräusche wahr. Entweder war der Mann stehen geblieben oder verschwunden. Warum
ich mir so sicher war, dass es sich um einen Mann handelte, wusste ich nicht. Wieso schlich er hier herum? Spionierte und beobachtete er wie ich bloß die Gegend oder hatte er finstere Absichten?
Ich hätte mich gern bewegt, doch bei den trockenen Zweigen auf dem Boden würde er mich hören. Wenn ich jedoch herausfinden wollte, was da vor sich ging, musste ich das Risiko aber wohl eingehen.
Ein leises Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Ich hörte wieder das Rascheln von Stoff, und einen Augenblick später vernahm ich deutlich, wie eine Waffe entsichert wurde.
Mein Hals war vor Angst wie zugeschnürt.
Die Frau, die auf Roberta Whitby wartete, sollte erschossen werden. Ich sprang auf. Doch zu spät. Die Frau war nicht mehr zu retten.
Der Wind trug einen gedämpften Knall zu mir herüber. Mein Blick zuckte zu dem gegenüberliegenden Fenster. Es zersplitterte. Die Frau mit der römischen Nase zuckte zusammen und sackte nach vorn auf den Tisch.
Sie war tot.
Wenn ich dafür eine Erklärung haben wollte, musste ich sofort etwas unternehmen.
Ich hätte den Schützen nur allzu gern angegriffen, doch abgesehen von einer weiteren Kugel würde mir das nichts bringen. Ich wusste nicht, wer oder was dort vorne war, aber da ich nichts roch, musste es sich entweder um einen Auftragskiller oder um eine Kreatur aus dem Labor handeln.
Ich blickte nach vorn und schätzte, wie weit ich springen
musste, um über die Blätter und Zweige hinwegzukommen. Dann ging ich in die Hocke und machte einen Satz über das Unterholz hinweg.
Ich war gerade gelandet, da spürte ich etwas auf mich zukommen. Meine Nackenhaare sträubten sich. Ich blickte über meine Schulter, sah aber nur Autos durch die Nacht fahren. Doch da war noch etwas. Ich konnte es nicht sehen, denn es kam mit Lichtgeschwindigkeit über die Straße auf mich zugerast.
Ein Vampir.
Jack hatte gesagt, dass er Leute hergeschickt hatte, also handelte es sich vermutlich um einen Wächter.
Wenn der mich entdeckte und Jack berichtete, dass ich hier war, hatte ich ein Problem. Ich unterdrückte den Drang, meine Schutzschilder hochzuziehen und im Schatten zu verschwinden. Das würde ihn nur misstrauisch machen. Der Vampir sollte mich für einen einfachen Hund halten, der wie ein Wolf aussah. Ich musste ihn dazu bringen, meine Gedanken zu streifen.
Also schob ich alle verdächtigen Gedanken beiseite, senkte leicht ein Schutzschild und dachte nur noch an das Vergnügen, eine Katze zu jagen, richtete meine Nase auf den Boden und schnüffelte herum. Nach ein oder zwei Sekunden nahm ich die Witterung einer Katze auf, und meine Wolfsseele erwachte. Ich trabte davon und folgte der Spur, während ich einen Blick in Richtung des Schützen warf.
Ich spürte eine Hitze in meinem Kopf, ein scharfer Fühler strich über meine Gedanken, ließ jedoch schnell wieder von mir ab und durchsuchte die Nacht. Einen Augenblick
später stieg mir der Geruch von Pinie und Salbei in die Nase.
Es war
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