Während ich schlief
NICHT?
WÄRST DU EINVERSTANDEN, WENN DEINE TOCHTER WAS MIT EINEM BLAUHÄUTIGEN ALIEN HÄTTE?
WENN DER ALIEN SO BEZAUBERND WÄRE WIE DU, ABSOLUT.
Kurze Pause, dann: WUSSTEST DU, DASS ICH GERADE VIOLETT WERDE? JAMAL ZIEHT MICH AUF DESWEGEN.
LIEST ER ETWA MIT?, fragte ich entsetzt.
NEIN.
TUT MIR LEID, DASS ICH DICH ZUM ERVIOLETTEN GEBRACHT HABE.
MIR NICHT. GUTE NACHT, DORNENROSE.
GUTE NACHT, BLAUHÄUTIGER ALIEN.
»Okay«, sagte ich zu Dr. Bija. »Ich habe jetzt etwas, bei dem Sie mir wirklich helfen können.«
»Und das wäre?« Minas Gesicht hellte sich auf.
»Woher weiß man, ob man jemanden mag?«
Die Frage schien sie aus dem Konzept zu bringen. »Wie bitte?«
»Woran merkt man, dass man jemanden mag? Ich meine, verliebtseinsmäßig mag.«
»Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Im Allgemeinen weiß man es einfach.«
Ich runzelte die Stirn. Das war mir keine Hilfe.
»Warum fragst du? Geht es um Bren?«
»Das haben Sie gemerkt?«, sagte ich kleinlaut.
Mina zuckte mit den Achseln. »Einfaches Ausschlussverfahren. Du redest über niemand anderen.«
»Ich rede auch mit niemand anderem.«
»Ach nein?«
Ich schüttelte den Kopf. »Außer mit Otto. Aber das ist ja kein Reden.«
»Sonst niemand?«
»Nein.«
»Warum?«
Manchmal fand ich ihre dauernde Fragerei ausgesprochen nervig. »Ich bin absonderlich, ein Freak.« Lag das nicht auf der Hand? »Ich bin unzeitgemäß, unmodisch, unmöglich.«
»Glaubst du, dass du langsam Fortschritte dabei machst, dich anzupassen?«
Ich seufzte. Nach wie vor achtete ich darauf, mit ihr nur über die harmlosen Seiten meines Lebens zu sprechen. Wir unterhielten uns oft über meine Kunst. Und über Patty und Barry, obwohl ich Mühe hatte, etwas über sie zu sagen. Im Grunde wusste ich nichts über sie. Sie waren und blieben Fremde für mich, mit denen ich lediglich zu Abend aß. »Ich weiß es nicht.«
»Also, was läuft da, dass du mich das fragst?«, sagte Mina.
»Ich glaube, ich mag Bren irgendwie. Aber es ... es ist nicht dasselbe.« Ich wusste nicht genau, was ich damit meinte, Mina aber schon.
»Nicht dasselbe wie mit Xavier?«
Ich nickte.
»Wie habt ihr euch kennengelernt, du und Xavier?«
»Ich war sieben«, sagte ich, erzählte aber nicht weiter. Sonst hätte ich erklären müssen, dass ich gerade aus einer längeren Stase-Phase herausgekommen war und an leichter Stasis-Erschöpfung litt, weshalb ich eine Woche lang nicht viel mehr machen konnte als im Garten zu sitzen. Mrs. Zellwegger, die Nachbarin von nebenan, hatte einen kleinen Sohn, ein knappes Jahr alt, der gerade zu krabbeln anfing, und sie ging immer mit ihm in den Garten, um frische Luft zu schnappen. Da mir die Augen wehtaten, wenn ich zu lange las, und ich erst sieben
war, war mir langweilig. Also freundete ich mich mit dem kleinen Xavy an. Es machte mir ungeheuren Spaß, Spielsachen für ihn ins Gras zu legen und mit ihm herumzukrabbeln. Wir lachten uns kaputt. Ich setzte ihn auf meinen Schoß und erzählte ihm Geschichten, und als er etwas älter war, zeichneten wir Bilder in den Sandkasten.
Den Garten gab es immer noch in der Wohnanlage, aber den Sandkasten schon lange nicht mehr. Genauso wie Xavier.
»Ihr kanntet euch also schon sehr lange.«
»Mhm«, machte ich. »Ich möchte eigentlich nicht über Xavier sprechen.«
»Musst du auch nicht. Was meinst du, wirst du Bren sagen, was du für ihn empfindest?«
»Sollte ich das?«
»Das kann ich dir nicht beantworten«, sagte Mina. »Findest du, du solltest es ihm sagen?«
Ich grübelte. »Das Problem ist, ich bin mir nicht sicher, was ich empfinde.«
»Nun, eines kann ich dir verraten. Jede Liebe, jede Beziehung ist anders. Es ist nie das Gleiche, egal, mit wem.«
Ich seufzte. Diese Eröffnung enttäuschte mich nicht wenig. Nie wieder einen Anker zu haben, immer nur Treibholz zu sein, entwurzelt, das war eine schreckliche Vorstellung ...
»Es kann genauso schön sein«, fuhr Mina fort, »aber es wird immer ein bisschen anders sein.«
Ich holte tief Luft. Wenn das stimmte, dann war dieses schwindelige Gefühl, diese nicht nachlassende Verwirrung und freudige Erregung vielleicht tatsächlich eine neue, andere Art von Liebe. Oder zumindest der Beginn einer solchen. Und wenn das so war, dann wollte ich wirklich, dass Bren über meine Gefühle Bescheid wusste.
Also würde ich es ihm sagen.
A m nächsten Tag flatterten lauter aufgeschreckte Vögel in meiner Brust. Ich hatte meinen Entschluss gefasst, war aber unsicher, wie ich
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