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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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meine Lunge zusammen. Nein, nicht meine Lunge. Es war mein Herz. Es brach.
    Warum konnte ich nicht stärker sein?
    »Tut mir leid«, flüsterte ich.
    Bren sah mich unverwandt an, und die Panik schwand aus seinem Gesicht. An ihre Stelle trat so etwas wie Reue und ... oh nein. Das wollte ich nicht sehen. Das war Mitleid. »Mir auch.« Er drückte seinen Notescreen an seine Brust und musterte mich verlegen. »Also ... wir sehen uns dann trotzdem
morgen in der Mittagspause. Ist ja so nicht, als ...« Er verstummte.
    »Ja, klar.«
    »Okay. Tschüss dann.«
    Ich blieb noch lange in dem Solarskiff sitzen, nachdem er gegangen war. Meine stasis-erschöpften Augen brannten und tränten immer noch häufig, weshalb ich zuerst gar nicht merkte, dass ich weinte, bis ich den nassen Fleck auf meinem Uniformrock sah. Ich wischte mir schnell das Gesicht ab und ging zum Aufzug, wobei ich hoffte, dass weder Barry noch Patty früher von der Arbeit nach Hause gekommen war. Ich hatte Glück. Sie waren nicht da. Wie üblich.
    Zavier kam mir schwanzwedelnd an der Tür entgegen und freute sich darauf, dass ich mit ihm rausging. Ich konnte mich nicht zu einem Spaziergang aufraffen und schleppte mich nur hinunter in den Garten, wo ich mich ins Gras fallen ließ.
    Zavier sprang herum und jagte Schmetterlinge, und ich beneidete ihn um seine Unbeschwertheit. Wieder kamen mir die Tränen, als ich meine Umgebung in mich aufnahm. In den sechzig Jahren waren viele Pflanzen ausgetauscht und ein paar Wege anders angelegt worden, aber viele der Zierbäume standen noch und wölbten sich über den großen Innenhof mit ihren Blüten und rötlichen Blättern. Die Stämme waren allerdings viermal so dick inzwischen, und wenn ich jetzt unter ihnen einherging, würde ich meinen Xavier hinter keinem davon finden.
    Es war so perfekt mit ihm gewesen. Unsere Freundschaft war so nahtlos in Liebe übergegangen, dass wir kaum einen Unterschied feststellen konnten.
     
    Mom und Dad hatten mich aus der Stasis gelassen und ein üppiges Champagnerfrühstück veranstaltet, um mich willkommen
zu heißen. Es war Spätherbst gewesen, als ich in Stasis verfiel, und nun war es Frühsommer. Ich hatte knapp das Ende des Schuljahrs verpasst und war froh darum.
    Nach dem Frühstück nahm Mom mich auf einen ausgedehnten Shoppingtrip zu Jacquard mit. Sie kleidete mich komplett neu ein, nach der neuesten Sommermode. In diesem Jahr war indische Baumwolle angesagt und ersetzte die vormals beliebten leichten Seidenstoffe meiner letzten Garderobe. Als wir fertig waren, war es längst Nachmittag, weshalb Mom nach Hause fuhr, um ihr Schläfchen zu halten. Daddywar irgendwo in UniCorp-Angelegenheiten unterwegs, und ich hatte keine Lust auf ein Nickerchen. Ich hätte hinunter zum Pool oder den Tennisplätzen gehen können, aber das war mir zu anstrengend. Ich war wieder so lange in Stasis gewesen, dass meine Muskeln sich steif anfühlten, ein typisches Anzeichen von Stasis-Erschöpfung. Doch statt mich in meinem Zimmer niederzulassen, kramte ich herum, bis ich einen Skizzenblock fand, und ging hinunter in den Garten, um zu zeichnen.
    Ich erkannte ihn nicht wieder. Jedenfalls zuerst nicht. Den hochgewachsenen, schlaksigen jungen Mann, der durch die Anlage schlenderte, hielt ich für einen neuen Bewohner und ging ihm aus dem Weg. Auf einmal verstummte das Knirschen seiner Schritte auf dem Kies, dann kam er mir nachgelaufen.
    »Rose?«
    Ich erstarrte. Diese Stimme würde ich jederzeit wiedererkennen. Seit er mit dreizehn seinen schönen Sopran verloren hatte, war Xaviers Stimme eine weiche Ledercouch, warm und braun. Verblüfft drehte ich mich um. »Xavier? Bist du das wirklich?«
    Er hatte sich sehr verändert. Seine aschblonden Haare waren in den letzten neun Monaten zu einem goldschimmernden Brünett gedunkelt, und er war in die Höhe geschossen wie
Binsengras. Er überragte mich jetzt sogar. Zehn Zentimeter waren zwar nicht so viel, aber ich war stets größer gewesen als er. Und älter. Dieser Xavier war kein Kind mehr. Der spärliche Bartflaum, den er sich vor meiner letzten Stasis hatte stehen lassen, hatte sich über Nacht in einen gepflegten Spitzbart verwandelt. Als ich seinen Namen sagte, blitzte ein Lächeln auf, das nicht mehr völlig unschuldig war. Vor allem aber sah er mich mit einem Verlangen in den Augen an, das ich vorher noch nie bemerkt hatte.
    Ich streckte die Arme nach ihm aus, packte ihn am Kragen seines Hemds, unter dem er ein T-Shirt mit dem Logo von UniCorp, einem

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