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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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es angehen sollte. Mit Xavier war es so leicht gewesen. Wir hatten uns so lange gekannt, dass eine Liebesbeziehung die ganz natürliche Folge war. Dennoch hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, was zu tun war. Schließlich hatte ich genug Holofilme gesehen.
    Ich nahm mir vor zu warten, bis wir in meinem Solarskiff allein waren, und lebte in der Furcht, ihn nach dem Unterricht nicht rechtzeitig abzupassen. Wenn er den Schulgleiter nahm, wüsste ich nicht, wie ich noch einen Tag banger Ungewissheit ertragen sollte. Ich rannte buchstäblich aus meiner letzten Stunde und fing Bren im Hof ab, als er sich gerade zu Otto und Nabiki gesellen wollte. »Willstduheutemitmirfahrn?«, stammelte ich hervor.
    Bren guckte verdutzt, bis er meine herausgeschossene Frage verstanden hatte. »Oh. Äh ...« Er sah kurz zu Nabiki und Otto hin. Nabiki verdrehte die Augen und ging davon, während Otto uns anstarrte. Mich anstarrte, um genau zu sein, wie er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte. »Okay, warum nicht.«
    Ich spürte eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Schrecken, als er zustimmte. Die erste Hürde hatte ich genommen. Ich wusste, was ich sagen wollte, ich hatte es seit dem Abend zuvor hundertmal geprobt. Doch kaum war ich mit Bren im Skiff allein, ging meine ganze sorgfältige Vorbereitung
über Bord, und ich saß mit trockenem Mund und schwitzenden Händen da.
    Bren erzählte etwas von seinem nächsten Tennisspiel, aber ich hörte nur jedes zwölfte Wort. Die Kilometer flogen unter dem Gleitboot dahin, und damit meine kostbare Zeit allein mit ihm. Das Skiff bog in den Parkplatz der Wohnanlage ein. Die Zeit war abgelaufen.
    Ich hatte sie nicht genutzt!
    »Ich will mit dir zusammen sein«, platzte ich heraus.
    Bren saß lässig zurückgelehnt da und beschrieb mir gerade die Lage des Tenniscourts und wie man sich auf die Nähe des Publikums einstellte. Er unterbrach sich mitten im Satz und starrte mich an, sein Rücken plötzlich steif. »Was?«
    »Ich ... ich mag dich, und ...« Schluck.
    Seine Reaktion war noch schlimmer als meine schlimmste Befürchtung. Ich hatte ja nicht erwartet, dass er vor mir niederfallen und mich mit Liebesbeteuerungen überschütten würde. Aber noch weniger hatte ich erwartet, dass er hektisch fummelnd die Tür aufstoßen und die Flucht ergreifen würde, sein Gesicht vor Schreck verzerrt, als wäre er in eine Falle geraten. Das zerriss mir das Herz. In seiner Hast ließ er seinen Notescreen fallen und hob ihn ungeschickt auf. »Sorry, Rose. Nein«, sagte er, als er sicher draußen war.
    Keine Ahnung, was mich ritt, dass ich auch noch weiterplapperte. Ich konnte einfach den Mund nicht halten. »Schon gut«, sagte ich, »ich habe nicht damit gerechnet, dass du Ja sagen würdest. Ich meine, es ist nicht ... es ist nicht so wichtig. Ich wollte nur ...« Meine Wangen brannten, und meine Ohren ebenfalls. Ich stand in Flammen vor Scham und hörte mich kläglich enden: »Ich dachte, du magst mich.«
    »Koit«, fluchte Bren. »Hör zu, Rose. Ach, versengt!« Er sah zum Himmel auf, als flehe er um Kraft. »Es tut mir leid, wenn
du einen falschen Eindruck bekommen hast, okay? Ich wollte dir nichts vormachen oder so. Es ... es ist wahrscheinlich mein Fehler, oder es hat mit irgendeinem ... Kulturunterschied zu tun oder so was. Mein Großvater hat mich einfach nur darum gebeten, mich um dich zu kümmern. Er und Guillory machen sich Sorgen wegen der Firma, okay? Sie haben gesagt, ich soll darauf achten, dass du ... ach, was weiß ich. >Nicht auf Abwege gerätst< war, glaube ich, Guillorys Ausdruck. Großvater hat sich eigentlich nur um dich gesorgt, er ist nicht so geldgierig wie Reggie. Also bin ich für dich da gewesen, aber ich wollte wirklich nicht, dass du was anderes denkst, und ich weiß nicht, wie das vor sechzig Jahren lief, wahrscheinlich bin ich irgendwo ins Fettnäpfchen getreten oder so was. Tut mir leid. Tut mir wirklich leid.«
    Er klang nicht so, als täte es ihm leid. Er klang panisch.
    »Du ... du magst mich also nicht«, flüsterte ich.
    »Nicht ... auf diese Art. Ich meine, du bist schon nett und alles, aber ich krieg das Gruseln bei dir! Du bist wie ein Gespenst oder so was!« Er schluckte herunter, was ihm noch auf der Zunge lag, weil er merkte, dass er schon zu weit gegangen war. »Entschuldige. Dafür kannst du ja nichts. Du bist wirklich ein nettes Mädchen, aber ich ... ich kann einfach nicht, okay?«
    Eine grausame Hand schloss sich um meine Brust und quetschte

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