Während ich schlief
In dieser Hinsicht sind sie nur allzu menschlich. Sie wurden als Soldaten und Attentäter entwickelt und sind aufgrund internationaler Vereinbarungen seit dreißig Jahren verboten, obwohl man sie in einigen der äußeren Kolonien noch verwendet, weil es schwer ist, dort Menschen für Aufgaben außerhalb der Sauerstoffkuppeln zu finden. Verdammt riskant, wenn du mich fragst. Gar nicht zu reden von der makabren Ausbeutung menschlicher Überreste.«
»Du bist genau wie Ronny«, sagte Guillory zu Bren. »Über Organspenden beschwerst du dich aber nicht. Du und dein Großvater, ihr erkennt nicht die großen Möglichkeiten für die Menschheit, die eine Aufhebung des Verbots bieten würde.«
»Ich erkenne die großen Möglichkeiten zum Missbrauch in dem ganzen System! Bringen wir ein paar Menschen um, damit wir mehr Menschen um die Ecke bringen können. Plastobots wurden vorwiegend aus hingerichteten Häftlingen hergestellt, die ihre Körper verkauften, um ihren Familien etwas Geld hinterlassen zu können«, wandte Bren sich erklärend an mich. »Man brauchte organisch gesunde Leichen, verstehst du, also mussten es gewaltsam Getötete sein und keine, die eines natürlichen Todes gestorben waren. China lieferte die meisten, unser Leichnam kam wahrscheinlich auch von dort. Das größte Plastobot-Labor war allerdings in Deutschland. Frag Will. Sein Großvater hat es früher geleitet. Es war ein Schlachthaus. Wortwörtlich.«
»Aber sie haben sich freiwillig ...«, wollte Guillory einwenden.
»Notgedrungen!«, schrie Bren ihn an.
»Das tut jetzt nichts zur Sache«, unterbrach Mrs. Sabah diese offenbar alte und uferlose Debatte. »Das Verbot ist nicht aufgehoben worden, was bedeutet, dass derjenige, der das Ding geschickt hat, gegen internationale Gesetze verstößt.«
Der Polizist räusperte sich. »Entführung und Mord verstoßen in jedem Fall gegen internationales Gesetz, egal, welches Mittel jemand dafür einsetzt.«
Ich zitterte. Dieser Plastobot hatte mir schon eine Heidenangst gemacht, als ich noch nicht wusste, was er war. Nun fand ich ihn noch zehnmal schlimmer. »Kann man ihn aufhalten?« Das kam sehr kläglich heraus.
»Sie sind schwer zu stoppen«, sagte der Polizist schonungslos. »Man bräuchte dazu einen Panzer, Flammenwerfer und wahrscheinlich zwanzig Männer. Außerdem könnte es mehr von der Sorte geben, die bereitstehen, diesen zu ersetzen. Besser wäre es, den- oder diejenigen zu ermitteln, die ihn geschickt haben, und sie zu zwingen, den Befehl zu widerrufen.«
»Aber wer ist hinter mir her? Wissen wir das?«
»Leider nicht«, sagte Guillory. »Du bist eine Person des öffentlichen Lebens, und nicht alles, was UniCorp unternimmt, wird als zuträglich für das Allgemeinwohl angesehen. Wir haben alle unsere Feinde. Falls sich jemand auf etwas fixiert hat, das deine Eltern in den Gründerjahren der Firma verantwortet haben, könnte er es sich in den Kopf gesetzt haben, sich an dir zu rächen. Es könnte aber auch nur irgendein Irrer sein, der dir deinen neuen Ruhm neidet oder ihn fürchtet. Schwer zu sagen.«
»Könnte man das Ding nicht fragen oder so? Es müsste doch eine Möglichkeit geben, seine Befehle zu lesen, oder?«
Ein verlegenes Schweigen entstand. »Könnte man schon«, sagte Guillory schließlich, »doch leider ist der Plastobot nicht auffindbar.«
Eisiges Entsetzen packte mich. »Er ist weg?«
»Ich fürchte, ja«, meldete sich eine neue Stimme, und Brens Vater steckte den Kopf zur Tür herein. Ich hatte Mr. Sabah seit meinem Krankenhausaufenthalt, während dem er mich ein-oder zweimal mit Bren besucht hatte, nicht mehr gesehen. Seine Mimik und seine Art, sich zu bewegen, wirkten afrikanisch, und in seiner tiefen Stimme schwang noch ein ganz leichter Akzent mit. »Wir haben das Kellergeschoss ein Dutzendmal mit jedem Sonargerät und Geruchssensor, den die Polizei auftreiben konnte, abgesucht. Tut mir leid, Schätzchen«, sagte er und sah mich an. »Das Ding hat sich in Luft aufgelöst.«
Mr. Sabah sah Bren verstörend ähnlich. Ich wollte ihn anlächeln, aber mir war nicht danach zumute. »Wie ist das möglich? Die Tür war doch verschlossen.«
»Das war sie«, bestätigte Mrs. Sabah. »Niemand versteht es.«
»Da wir den Plastobot bisher nicht ergreifen konnten«, warf der Polizist ein, »und er Sie schon zuvor in dieser Wohnung angegriffen hat, wie Sie sagen, werden wir Sie für ein paar Tage an einen sicheren Ort bringen müssen.«
»Reggie kennt da viele Möglichkeiten«,
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