Während ich schlief
mit ihm. Er trat gegen die Wohnungstür. Niemand reagierte. Ich hörte laute Stimmen von drinnen. Stritten sich Barry und Patty etwa? »Macht die versengte Tür auf!«, schrie Bren.
Zu meiner Überraschung war es Mrs. Sabah, die aufmachte, und ihre mandelförmigen Augen wurden groß, als sie mich auf den Armen ihres Sohnes sah. »Du lieber Himmel, bring sie rein!«, rief sie.
»Es geht ihr gut«, sagte Bren, wobei ihm die Anstrengung des Tragens jetzt anzuhören war. Er schob sich an seiner Mutter vorbei ins Wohnzimmer.
Dort schrie Mr. Guillory gerade einen älteren, weißhaarigen
Mann an, in dem ich Brens Großvater vermutete. Ich hatte den alten Mann seit dem Tag, an dem ich aus der Stasis kam und er nur ein weißer Fleck für mich war, nicht mehr gesehen. Sie waren so in Rage, dass sie uns zuerst nicht bemerkten.
»Nein, ich halte die Bundespolizei durchaus für fähig. Ich finde nur, dass die Polizei von ComUnity dieser Aufgabe vollkommen gewachsen ist!« Guillorys Stimme klang sehr laut in der geräuschgedämpften Wohnung.
»Und was ist, wenn sie sich nicht mehr in ComUnity aufhält? Ist dir das schon mal in den Sinn gekommen? Dann finden wir sie nie! Ach, was streite ich mich überhaupt mit dir! Dir wäre es sowieso lieber, wir hätten sie nie gefunden!«
»Ich wünschte, das alles wäre nie passiert, stimmt!«, brüllte Guillory zurück. »Es ist ein Albtraum, was Logistik und Public Relations angeht! Und es wird nicht leichter werden, glaub mir. Denkst du, du kannst all deine kleinen Lieblingsprojekte weiterführen, wenn sie erst einmal im Vorstand sitzt?«
»Hey!«, blaffte Bren sie an. »Aus dem Weg da.«
Die beiden Männer fuhren herum, den gleichen Ausdruck von Verblüffung im Gesicht. Dann machten sie eilig Platz und gaben den Weg zum Sofa frei. Bren legte mich sachte ab.
»Ro...? Wie geht es ihr?«, fragte sein Großvater.
»Fon die Polizei«, sagte Bren, die Frage ignorierend. »Sie ist mit einem Streckstab gelähmt worden.«
»Die sind doch verboten«, bemerkte Guillory.
Bren nahm mir den Stab ab und gab ihn seinem Großvater. »Sagen Sie das dem Plastobot da unten.«
»Ein Plastobot?«
»Ja, jemand will sie umbringen lassen.«
»Wo war sie?«, erkundigte sich Brens Großvater.
Bren zögerte kurz. »Unten im Keller. Sie hat dort, äh, in Kisten
gekramt. Um nachzusehen, ob noch irgendwas von ihren Eltern dort lagert.«
Ich fragte mich flüchtig, warum er nicht einfach die Wahrheit sagte, war aber zu erledigt, um mich einzumischen.
Der alte Mann musterte den Streckstab mit zusammengekniffenen Augen. Er warf einen Blick auf mich und ging langsam rückwärts zur Tür. »Ich fone die Polizei und den Notarzt«, sagte er. »Wo ist der Plastobot?«
»Startet sich gerade neu im Keller«, antwortete Bren. »Ich habe seinen Plan abgebrochen. Er wird einen Moment dauern, bis er einen neuen formuliert hat.« Als sein Großvater ging, rief er ihm nach: »Nimm Mom mit, du brauchst ihre Chipkarte für die Kellertür.«
Danach erlebte ich alles für eine Weile nur noch verschwommen und unzusammenhängend. Eine Menge Leute kamen und gingen. Jemand setzte mich aufrecht hin und untersuchte mich, um anschließend irgendwelchen interessierten Zuschauern zu versichern, dass der Streckstab nicht die üblichen Schäden in meinem Organismus verursacht hatte. Meine Nanobots mussten zwar reaktiviert werden, aber einer der Leute vom Notarztteam hatte eine Fernsteuerung dabei, mit der er das bewerkstelligen konnte. Meinem Herzen ging es besser danach. Irgendjemand versuchte, mich zu befragen, doch da derselbe Arzt mir etwas gespritzt hatte, das die Muskelversteifung lockern sollte, führte das in Verbindung mit den restlichen Stase-Chemikalien in meinem Körper dazu, dass ich völlig schachmatt gesetzt war. Wie durch Watte hörte ich Brens selbstsichere Stimme, die allen erzählte, was mit mir passiert war.
Ein Moment hob sich hervor, in dem lautes Geschrei mich halb zu mir brachte. »Was soll das heißen, da ist nichts?« Das war wieder Brens Großvater, und so einen zonigen, angsteinflößenden
Bass hatte ich noch nie gehört. »Ihr geht jetzt wieder runter in diesen Keller und findet das verdammte Ding!«
Ich hielt die Augen geschlossen und zog mich in mich selbst zurück vor dem Gebrüll.
»Dad, sei still!«, sagte Mrs. Sabah. »Du weckst sie noch auf.«
Eine Hand strich mir übers Haar, so zart und liebevoll, dass ich mich schmerzlich nach ihr sehnte, als sie weggenommen wurde. Wäre ich wacher
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