Während ich schlief
wärst du Guillorys Eigentum.«
Ich schluckte. »Ach je. Danke. Aber was sollen wir sagen, wo ich während der letzten zwei Tage gewesen bin?«
»Patty und Barry haben dich überhaupt erst seit heute Morgen vermisst«, sagte Bren. »Mir ist es eher aufgefallen als ihnen, dass du weg warst. Und dass du zwei Tage hintereinander in der Schule gefehlt hast, muss ja nicht heißen, dass du irgendwohin verschwunden bist. Sag einfach, du hättest Sehnsucht nach deiner Familie gehabt und die Schule geschwänzt, um diese alten Kisten durchzusehen.«
»Wonach habe ich gesucht?«
»Das ist doch egal. Sag, nach nichts Bestimmtem, irgendwelche Andenken oder so.«
»Okay.« Ich warf einen Blick in den Spiegel. Ich war von Kopf bis Fuß dreckig. Tiefe Schatten lagen unter meinen Augen, und meine Wange hatte einen Knick vom Sofakissen. Ich sah aus wie einer der Bettler, die mich früher umlagert hatten, wenn ich in die Städte fuhr. So musste Bren mich sehen? »Ich würde mich jetzt wirklich gern ein bisschen frisch machen.«
Er verstand den Wink. »Klar. Ich warte auf dich im Wohnzimmer.« Er schlüpfte zur Tür hinaus.
Fünf Minuten später ging ich zurück, nicht mehr ganz so nach verlottertem Straßenkind aussehend. Ich überlegte, ob ich mich umziehen und die zerknitterte Schuluniform loswerden sollte, sagte mir jedoch, dass es darauf nicht mehr ankam. Irgendjemand schien uns die Reporter vom Leib zu halten. Als ich aus dem Fenster spähte, sah ich das weiße Haupt von Brens Großvater, der sie vorm Haupteingang beschwichtigte.
Zunächst wollte die Polizei von mir, dass ich ihnen alles über den ersten Überfall erzählte. Patty und Barry verlangten zu wissen, warum ich ihnen nichts davon gesagt hatte. »Ich weiß es nicht. Zum Teil, weil ich unsicher war, ob es wirklich passiert war. Ich habe ja dauernd Albträume, die alle ziemlich schrecklich sind. Als ich von der Schule nach Hause kam, hatte das Hausmädchen schon aufgeräumt, und ich dachte, dass ich vielleicht alles nur geträumt hatte.«
Das war zwar die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit. In Wahrheit hatte ich mich davor gescheut, Patty und Barry mit meinen Problemen zu behelligen.
Ich befolgte Brens Ratschlag und erzählte ihnen, ich hätte nur in ein paar Kisten im Keller herumgestöbert. Nein, ich sei nicht fortgelaufen. Ich hätte nicht beabsichtigt, jemandem einen Schrecken einzujagen. Ich sei gar nicht auf die Idee gekommen, dass mich jemand vermissen und die Polizei verständigen könnte. Daraufhin beruhigten mich alle und sagten,
ich hätte nichts Falsches getan. Ich fragte mich, wie sie reagiert hätten, wenn ich das mit der Stasis zugegeben hätte. Bren schien das Schlimmste zu befürchten.
»Nun«, sagte Guillory, »du solltest jedenfalls eine Zeitlang nicht mehr allein irgendwo herumstöbern. Nicht, wenn ein Plastobot hinter dir herjagt.«
»Was genau ist ein Plastobot?«, fragte ich.
Drei Antworten stürmten zugleich auf mich ein. »Ein Roboter«, sagte Guillory.
»Eine Waffe«, sagte der Polizist.
»Eine Leiche«, sagte Bren.
Ich schauderte. »Was denn nun?«
»Ein Plastobot ist ein menschlicher Leichnam, der plastiniert wurde, sodass er praktisch unzerstörbar ist«, erklärte Guillory. »Plastobots waren noch im Experimentalstadium zu der Zeit, als du in Stasis versetzt wurdest. Sie haben alle Eigenschaften und Fähigkeiten eines menschlichen Kriegers, sind aber etwa zwanzigmal so stark und vollkommen schmerzunempfindlich. Erstaunliche Konstruktionen. Keine Gefühle natürlich, aber es gelang den Erfindern, ihre Programmierung über die vorhandenen Nervenbahnen zu integrieren, wodurch sie fast so intelligent sind wie Menschen. Und Menschen sind cleverer, als man glaubt, wenn man zum Beispiel all die Berechnungen von Flugbahn und Windstärke und tausend anderen Variablen bedenkt, die nötig sind, um, sagen wir, einen Baseball zu fangen. Plastobots sind allerdings weniger flexibel und anpassungsfähig als wir, wie Bren heute Nachmittag bewiesen hat.«
»Es sind Killermaschinen«, sagte Bren nüchtern. »Sie befolgen jeden Befehl, der ihnen erteilt wurde, ob es darum geht, den Müll rauszutragen oder einen Völkermord zu begehen. Die Roboter, die wir heute herstellen, sind unveränderlich so
programmiert, dass sie Menschen nicht schaden können. Plastobots haben keine solche Sicherung. Aufgrund ihrer Neuroprozessoren, die auf dem menschlichen Nervensystem beruhen, gibt es noch nicht einmal die Möglichkeit, so etwas zu implementieren.
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