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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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zu machen, Kleines. Spiel du mal lieber weiter mit deinem hübschen Malkasten.«
    »Aber ich ...« Ich wusste, es hatte keinen Zweck. Doch für Xavier würde ich aufs Ganze gehen. »Ich glaube, ich bin jetzt allmählich alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Mit ein wenig Unterstützung könnte ich hierbleiben. Ihr könntet zum Beispiel einen Hauslehrer einstellen oder ...«

    Mom fuhr auf wie von der Tarantel gestochen. »Du willst hier allein bleiben? Was fällt dir ein? Du bist noch ein Kind! Mark, bring deine Tochter zur Vernunft.«
    »Hör auf deine Mutter«, sagte Daddy, ohne mich anzusehen.
    »Aber, Daddy ...«
    Nun kam ein strenger Blick. »Hast du mir gerade mit aber widersprochen?«
    »Nein, Sir«, sagte ich und schlug die Augen nieder.
    Doch jetzt war Daddy böse. »Du widersprichst mir nicht in meinem eigenen Haus, hast du mich verstanden? So was muss ich mir schon genug bei der Arbeit bieten lassen. Hier zu Hause erwarte ich, dass man mir gehorcht.«
    »Ja, Sir.«
    Ein gewichtiges Schweigen folgte, während Daddy auf meinen gebeugten Kopf herabsah. »So ist es besser«, sagte er schließlich und tätschelte mein Haar. »Jetzt entschuldige dich bei deiner Mutter.«
    Ich sah sie an. »Es tut mir leid, Mom.«
    »Ist schon gut, Liebling«, antwortete Mom und zog mich in eine Umarmung. »Ich glaube, du bist ein bisschen überreizt. Geh jetzt in dein Zimmer und räum schön auf. Wir sollten dich heute Abend schon in Stasis bringen.«
    »Heute Abend?« Ich versuchte, mir den Schreck nicht anhören zu lassen.
    »Meinst du nicht auch, dass du überreizt bist?« Sie sah mir ernst ins Gesicht. Ihre blauen Augen schimmerten besorgt.
    Ich dachte darüber nach. Es stimmte, ich war nervös und unglücklich. Sie hatte wahrscheinlich recht. »Doch, Mama.«
    »Braves Mädchen«, sagte sie und küsste mich auf die Wange. »Ich wusste, dass du dich richtig entscheiden würdest. Ich bestelle uns noch ein schönes Abendessen, bevor du hineingehst. Hummer oder Wachteln?«

    »Wachteln, bitte.« Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    »Gut, Schätzchen. Alles, was du willst.«
    Was ich wollte, war, bei Xavier zu bleiben, aber ich traute mich nicht, noch einmal davon anzufangen.
    Ich ging in mein Zimmer und machte mein Bett, sah dann nach, ob die Wäsche auch ordentlich sortiert war, damit Åsa sich ihrer annehmen konnte, während ich in Stasis war. Anschließend säuberte und ordnete ich meine Farben, damit sie bereitlagen, wenn ich wieder herauskam. Stirnrunzelnd betrachtete ich das Ölbild, das ich angefangen hatte, eine zerklüftete, dunkel leuchtende Berglandschaft unter einem Nachthimmel. Sie wirkte geradezu außerirdisch, abgesehen von der Vegetation im Vordergrund, die eher nach Unterwasserwelt aussah. Ich war bislang sehr stolz darauf, aber ich wusste, dass ich die Vision wahrscheinlich vergessen haben würde, bis ich wieder daran arbeiten konnte. Meine Malerei entwickelte sich während langer Stase-Phasen stets ein Stück weiter.
    Auch Xavier würde sich weiterentwickelt, vielleicht von mir fortentwickelt haben. Vielleicht würde er zu dieser Claire zurückkehren oder eine Neue finden. Die Tränen kamen mir, aber ich zwang sie zurück. Mom und Daddy durften nicht sehen, dass ich geweint hatte. Sie hatten recht, ich war viel zu reizbar. Überemotional bei den geringsten Kleinigkeiten.
    Åsa kam mit einem Korb frischer Wäsche unterm Arm herein. »Oh, Entschuldigung, Miss«, sagte sie mit einer kleinen Verbeugung. »Ich dachte, Sie wären draußen bei ihrem jungen Mann.«
    Xavier! Er wusste noch gar nicht, dass ich heute Abend schon in Stasis versetzt würde! Ich stürzte zum nächsten Skizzenblock und schrieb ihm in aller Eile einen Brief. »Åsa, Sie müssen mir einen Gefallen tun«, sagte ich.

    »Was denn?«
    »Geben Sie Xavier morgen diese Botschaft von mir. Können Sie das machen?«
    »Natürlich, Miss. Aber warum geben Sie sie ihm nicht selbst?«
    »Das geht nicht, ich werde nachher in Stasis versetzt.«
    »Stasis? Warum das denn?«
    »Mom und Daddy müssen geschäftlich verreisen«, sagte ich. »Geben Sie das bitte einfach Xavier, ja?«
    Åsa guckte verständnislos, nickte dann aber. Ich unterschrieb den Brief mit In ewiger Liebe, Rose, riss ihn vom Block und drückte ihn ihr gefaltet in die Hand.
    »Warum Stasis?«, fragte Åsa nach. Sie war mit den Gepflogenheiten unseres Haushalts noch nicht vertraut.
    Ich seufzte verstimmt. »Das ist schwer zu erklären.«
    Åsas Miene wurde plötzlich hart. »Ja,

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