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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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er.
    Das Holofon summte kurz, dann erschien der weißhaarige, strenge Kopf auf Brens Schoß. »Was gibt es, Bren? Es ist spät.«
    Spät mochte es sein, aber sein Holobild wirkte kein bisschen schläfrig. Ich sah den Anzugkragen um seinen Hals. Bren hatte recht, er war noch auf. Ein Workaholic, genau wie Daddy.
    »Ich habe ein ernstes Problem hier, Großvater. Können wir zu dir kommen?«
    »Wir?«
    »Ja, ich habe eine alte Freundin bei mir«, sagte er und betonte »Freundin« gerade so viel, um anzudeuten, dass es nicht bloß Anastasia oder Nabiki war. »Sie steckt in Schwierigkeiten.«
    Das Hologramm verharrte so lange still, dass ich schon eine Störung in der Verbindung vermutete. »Ich bin in meinem Büro«, sagte er schließlich, und das Hologramm schaltete sich ab.
    Bren nickte entschlossen. »Also gut. Dann lass uns das Ding mal wenden.« Er beugte sich vor und tippte auf das Armaturenbrett, um die Navigation zu aktivieren. »Zum UniCorp-Gebäude, bitte.«
    Mein Solarskiff beschrieb einen langsamen Bogen und hielt auf das Zentrum von ComUnity zu. »Wir sollten in zwanzig Minuten da sein«, sagte Bren.
    Ich war ein wenig abgelenkt worden, als er sich vorgebeugt hatte. Er trug ein weiches, verwaschenes Tennisshirt, in dem
er wahrscheinlich geschlafen hatte, denn es sah ein bisschen zerknautscht aus. Es hatte kurze Ärmel, und das Spiel seiner Muskeln war wie Wellenspiel. Heiliger Koit, wie man heute sagte. Wie konnte er nur so verdammt toll aussehen, wenn er gerade aus dem Bett kam? Er lehnte sich zurück, und dann breitete sich Schweigen aus. Es lastete schwerer und schwerer, bis selbst das Atmen peinlich wurde.
    Versengt. Ich hatte alles verdorben. Mit meiner blöden Verliebtheit hatte ich die unbefangene Kameradschaft zwischen uns kaputt gemacht. Er hatte immer bereitwillig von sich erzählt  – vom Tennis, seinen Freunden, der Schule –, aber ich hatte seinem Enthusiasmus ein Stück weit den Boden abgegraben, und es war das Stück, das er mit mir geteilt hatte.
    »Du musst mich echt hassen«, bemerkte ich.
    Bren sah mich verständnislos an. »Warum sagst du das?«
    »Ich mache dir nur Probleme. Bei unserer ersten Begegnung falle ich erstmal in Ohnmacht. Ich hetze dir die Reporter auf den Hals. Ich bin der reinste Klotz an deinem Bein in der Schule, und dann verliebe ich mich obendrein in dich, nur um mich so richtig in die Nesseln zu setzen.«
    Er lachte. »Eigentlich mag ich dich ziemlich gern, Rose.«
    Da merkte ich, was ich gesagt hatte. »Oh, ich war nicht auf ein Kompliment aus. Das sollte so was wie eine Entschuldigung sein.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Du bist nie auf Komplimente aus. Oder auf Aufmerksamkeit. Oder Mitgefühl. Oder auch nur ein Glas Wasser, hab ich den Verdacht.« Er seufzte. »Weißt du, als Großvater meinte, ich solle ein bisschen auf dich aufpassen, habe ich zuerst das Schlimmste befürchtet. Ich dachte, ich müsste mich mit so einem Prinzesschen abgeben, das es gewohnt ist, dass alles immer nach seinem Kopf geht. Ich dachte wirklich, du wärst ein Klotz am Bein. Und arrogant und ...
hochmütig. Aber das warst du gar nicht. Bist du gar nicht. Ich war selbst überrascht, dass ich dich irgendwie mochte.«
    Jetzt war ich verwirrt. »Ehrlich?«
    »Ja. Du bist viel netter, als ich es von jemandem in deiner Stellung erwartet hätte. Ich meine, wenn man sich nur ansieht, wie du mit Otto umgehst. Noch nie habe ich erlebt, dass jemand so schnell mit ihm warm wurde. Du bist mitfühlend und freundlich und verständnisvoll und schön, und du ... bist eine angenehme Gesellschaft.«
    Ein ärgerliches Glücksgefühl durchzuckte mich, als er »schön« sagte. Wo kam das denn jetzt her?
    »Du bist nicht gerade die Lustigste, das kann man nicht sagen, aber das ist kaum ein Muss. Dafür bist du easy. Du hast ... so was Unanstrengendes, Ruhiges, man kann einfach ganz entspannt mit dir zusammen sein.« Er zuckte mit den Achseln. »Das hat mich angenehm überrascht.«
    Ich hätte es dabei bewenden lassen sollen. Ich hätte den Mund halten sollen, doch ich konnte nicht anders. Irgendeine perverse Regung trieb mich dazu, Salz in die Wunde zu streuen. »Aber warum ...?« Ich nahm meinen Mut zusammen. »Ich will nicht versuchen, dich umzustimmen oder so, aber wenn du das ernst meinst, dann ... warum dann nicht?« Ich wusste, dass ich knallrot geworden war, aber ich musste es wissen.
    »Warum ich nicht mit dir zusammen sein will?«, fragte Bren.
    Ich nickte, brachte kein Wort mehr heraus.
    »Na

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