Während ich schlief
verheimlichst, sag’s mir.«
Ich sah ihn betroffen an. Warum wollte ich diese Sache verheimlichen? Warum wollte ich Guillory schützen? Ich wusste es nicht. Es war geradezu eine Gewohnheit, ein Reflex. Es erschien mir einfach als die richtige Vorgehensweise, als hätte ich Geheimnisse dieser Art schon oft für mich behalten.
Während ich mir noch den Kopf darüber zerbrach, murmelte Bren: »Versengt« und nahm wieder sein Fon. »Guill...«
Hastig legte ich die Hand darüber. »Ich glaube, Guillory ist es, der mir dieses Ding auf den Hals gehetzt hat.«
Bren zögerte, dann legte er das Fon ab.
»Warum?«
Es fiel mir schwer, meinen Verdacht zum Ausdruck zu bringen.
Außerdem war ich nicht sicher, ob er fragte, warum ich das glaubte, oder warum Guillory so etwas tun sollte.
»Zuzutrauen wäre es ihm schon«, überlegte Bren, »aber es ist nicht ganz sein Stil.«
»Was meinst du damit?«
»Als du im Krankenhaus warst und er deine Existenz verschwiegen hat, das ist sein Stil. Als er Barry und Patty, die für ihn in Florida gearbeitet haben, als deine Pflegeeltern verpflichtet hat, das ist sein Stil. Er ist eher ein Wurm als eine Schlange. Er lügt, untergräbt, manipuliert, würde vielleicht sogar stehlen, um zu kriegen, was er will, aber ... ein Auftragskiller?« Er machte ein zweifelndes Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich hätte gedacht, da würde er die Grenze ziehen.«
»Ich glaube nicht, dass er irgendwo Grenzen zieht«, entgegnete ich. »Er will Otto töten. Meinte, wir sollten das ganze fehlgeschlagene Experiment beenden.«
Bren grunzte angewidert. »Koitales Arschloch.« Dann schien ihm was zu dämmern. »War er betrunken?«
Ich nickte.
Bren seufzte. »Ja, Guillory wird zum weltgrößten Ekelpaket, wenn er was getrunken hat. Also fast jeden Abend. Ich hätte dich warnen sollen.«
»Bren«, sagte ich, »es war nicht nur das. Er wusste, dass der Plastobot kommen würde, und er hat nicht versucht, ihn aufzuhalten oder den Wachdienst zu fonen oder so was. Er hat einfach nur dagesessen. Dann wollte er mich schubsen, damit der Plastobot mich schnappen konnte. Ich bin für ihn wie Otto – ein Fehler, der nie hätte passieren dürfen. Wenn ich nicht wäre, müsste er sich nicht sorgen, dass man ihm das Unternehmen wegnehmen könnte.«
»Das ist ein ziemlich starkes Motiv.« Bren trommelte mit den Fingern auf sein Knie. »Wenn er es arrangiert hätte, einen
Plastobot zu programmieren, müsste es darüber Aufzeichnungen in seinen Computern geben.«
»Tatsächlich?«, fragte ich. »Auf Nirwana hat er ein Pseudonym benutzt.«
»Auch die müssen registriert sein, sonst würde er wegen Steuerhinterziehung verhaftet«, informierte mich Bren. »Einen Plastobot herzustellen, zu verschicken und zu prorammieren, ist ein äußerst teures Unterfangen. Um das in der kurzen Zeit hinzukriegen, die du aus der Stasis heraus bist, müsste er Firmengelder abgezweigt haben. Und jedes Pseudonym, das er benutzt hätte, wäre durch das UniCorp-System gefiltert worden.« Er dachte nach. »Mein Großvater müsste darüber Bescheid wissen.«
»Meinst du?«
»Klar, er steht nur eine Stufe unter Guillory. Hätte eigentlich Reggies Job haben können, wollte ihn aber nicht. Er weiß alles über dieses Unternehmen.«
Ich schluckte. »Aber wenn Guillory mich umzubringen versucht ...« Ich brachte es kaum über die Lippen. »Könnten dann nicht er und dein Großvater ... unter einer Decke stecken?«
Brens Kopf wirbelte herum, er starrte mich an. »Wenn das so wäre, würden Mom und ich ihn persönlich verhaften. Nein, Großvater hat seine Prinzipien. Außerdem bezweifle ich, dass du ihm wichtig genug bist, um dich zu hassen. Er ist mehr so der Typ, der die Dinge laufen lässt.«
Diesen Eindruck hatte ich bisher nicht von diesem finster blickenden, zornigen alten Mann, aber Bren kannte ihn sicher besser. »Okay«, sagte ich. »Was machen wir jetzt?«
Bren sah auf die Uhr. Es war ein Uhr morgens. »Großvater ist wahrscheinlich in seinem Büro, ich fon ihn.«
»Nenn meinen Namen nicht«, warnte ich. »Wenn der Plastobot
über UniCorp operiert, dann hat die UniCorp-Zentrale vielleicht ein Worterkennungsprogramm für eingehende Anrufe, das auf meinen Namen reagiert.«
»Guter Einwand«, sagte Bren. »Du bist clever.«
»Nein, Daddy hat das nur immer gemacht, als ich noch klein war. Hat die Ohren offen gehalten, was so geredet wird, mit Dutzenden von Schlüsselwörtern.«
Bren holte sein Fon wieder heraus. »Großvater«, sagte
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