Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
umweltfreundlich aussehen lässt. So wie die Mineralöl- oder Energiekonzerne das auch immer machen.»
«Wie sollen die Dinger denn umweltfreundlich aussehen?»
«Weiß nicht, vielleicht könnte ich meine Heizpilze mit Sonnenkollektoren ausrüsten.»
«Stimmt, prima Idee. Andererseits: Zu den Zeiten, zu denen genügend Sonne für die Kollektoren scheint, laufen Heizpilze, glaube ich, eher mäßig.»
«Weiß ich doch, und deshalb brauch ich ja auch dich. Du hast doch oft so völlig sinnlose Ideen, die aber nett klingen. So fröhlicher Schwachsinn, das kannst du doch gut.»
Na wunderbar. Was für ein Kompliment! Meine Kernkompetenz ist fröhlicher Schwachsinn. Beschließe, Olaf fröhlichen Schwachsinn zu geben. Richtig fröhlichen Schwachsinn. Sage: «Wir sollten die Knochen befragen.»
«Was?»
«Die Hühnerknochen. Wir werfen sie in die Luft, und je nachdem wie sie fallen, können wir daraus dann die Zukunft lesen.» Ich strahle Olaf an. Denke: Da hat er seinen fröhlichen Schwachsinn.
Mein Freund jedoch nimmt tatsächlich die Hühnergebeine, wirft sie in die Luft, starrt auf den gelandeten Knochenhaufen, fängt an zu lachen, gibt mir einen Kuss und ruft: «Ey, Mann, da zerbreche ich mir seit Monaten den Kopf, dabei liegt die Lösung die ganze Zeit hier in den Knochen. Ich hätte sie nur mal hochwerfen müssen!» Er schmeißt zwanzig Euro auf den Tisch und rennt dann raus.
Verwirrt starren der Wirt und ich auf die Knochen, bestimmt fünf Minuten lang, bis der Wirt murmelt: «Windräder. Das ist ein Windpark aus Hühnerknochen.»
Falls also demnächst überall Heizpilze mit riesigen, röhrenden, wackligen Windrädern obendrauf auftauchen, die zudem aussehen wie Geflügelknochen und womöglich immer wieder mal umkippen und Leute oder Tiere erschlagen: Ich habe das alles nicht gewollt.
PS : Der Imbissname «Das verrückte Huhn» ist erfunden. Der wirkliche Name kann jedoch gerne erfragt werden.
Ein besonderes Talent
Wenn man morgens, direkt nach dem Aufwachen, feststellt, dass man offenkundig erhebliche Teile der Nacht mit unterschiedlichsten Körperteilen in einer Schale Kartoffelsalat geschlafen hat, dann weiß man: Die Party war ein voller Erfolg. Wahrscheinlich hat man es noch mal allen gezeigt.
Als ich mir das Gesicht gewaschen habe und von Peter ein T-Shirt leihen will, meint er: «Sag mal, Horst, seit wann hast du denn den Rücken tätowiert?»
Will etwas Schlagfertiges antworten. Überlege mehrere Minuten, denke dann: Der rechnet doch nur mit einer schlagfertigen Antwort, darauf falle ich nicht rein. Werde einfach still triumphierend schweigen. Gehe stattdessen zum Spiegel. Da ist tatsächlich etwas auf meinem Rücken.
Ach Gott, mit wenig bösem Willen könnte man wirklich meinen, ich hätte mir Helmut Schmidt hinter dicken Zigarettenrauchschwaden auf den Rücken tätowieren lassen. Allerdings von einem blinden, beidseitig armamputierten, stark frierenden, extrem müden Tätowierer, der mit sehr stumpfer Nadel gearbeitet haben muss. Zumindest stimme ich Peters Einschätzung «Glaube nicht, dass die Frauen darauf stehen» vorbehaltlos zu.
«Irgendein Ausschlag, ist morgen wieder weg», sagt der Fachmann, den Peter dankenswerterweise sofort hinzugezogen hat. Der Fachmann ist Peters Nachbar. Fachmann ist er, weil Peter glaubt, er habe so ziemlich alle Folgen «Dr. House» gesehen.
Als zwei Tage später der Ausschlag immer noch da ist, stellt sich heraus, der Nachbar hat gar nicht «Dr. House», sondern alle Folgen «Six Feet Under» gesehen.
Den rauchenden Helmut Schmidt auf meinem Rücken könnte man mittlerweile auch für eine Art Stadtansicht halten. Keine wirklich schöne allerdings. Die Freundin beschreibt sie mit «Berlin, direkt nach Kriegsende, im Regen, nee, eigentlich eher im Sturm, also Schneesturm, aber auch mit Hagel und Nieselregen, vor allem viel Nieselregen».
Peter hingegen findet, der Rücken erinnere mehr an Pizza. Frutti di Mare, nach kurzem Aufenthalt im Magen, jetzt auf dem Bürgersteig, aber auch im Regen, viel Nieselregen.
Die Ärztin meint, das sei garantiert eine allergische Reaktion auf irgendwas. Ob ich vor dem Auftreten etwas Ungewöhnliches gegessen, getrunken oder mit sonst was Kontakt gehabt hätte.
Sage, ich hätte die Nacht davor in Kartoffelsalat geschlafen.
Sie fragt: «Warum?»
«Schönheitsbehandlung.»
Sie runzelt die Stirn. «Und? Ist der Kartoffelsalat dadurch schöner geworden?»
Ich werde direkt zum Hautarzt zwei Etagen höher geschickt. Dessen
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