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Wärst du doch hier

Wärst du doch hier

Titel: Wärst du doch hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Swift
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von der Stelle, wo es hingerutscht war, und legte es in einen Spalt zwischen zwei Wurzeln. Dann, nachdem er die Brust seines Vaters, reglos unter der Medaille, befühlt hatte, stand er einfach da, über der Leiche   – wie lange, hätte er nicht sagen können.
    Er hätte auch seine Gefühle zu dem Zeitpunkt nicht beschreiben können, aber Zorn musste mit dabei gewesen sein, eine große Menge Zorn sogar, denn was er mitten auf der dunklen Wiese laut und immer wieder zu seinem Vater zu sagen begann   – allerdings kam das in seinernachfolgenden Schilderung der Ereignisse nicht vor   –, war: »Du mieser Hund. Du mieser Hund.« Und wieder, als er mit der Taschenlampe das zerschmetterte Gesicht seines Vaters beschien: »Du mieser Hund.« Später wusste er nicht, wie oft er es gesagt hatte, er zählte nicht mit, aber er konnte nicht aufhören, es zu sagen: »Du mieser Hund. Du mieser Hund.«
    Es war vielleicht der falsche Ausdruck, schließlich ist es kein Ausdruck, den man auf seinen Vater oder überhaupt einen Vater anwendet, aber Jack sagte es immer wieder, und je öfter er es sagte, desto mehr kam es ihm nicht nur wie ein Ausdruck des Zorns vor, sondern wie ein nützlicher, ja, ermutigender Ausdruck in Anbetracht der Umstände   – ein Ausdruck, den man zu jemandem sagt, der nicht tot, sondern in einer schwierigen Situation war, und dem man damit half, sie zu überstehen. »Du mieser Hund.« Unentwegt kam der Ausdruck aus seinem Mund, wie ein Refrain oder eine krampfartige Zuckung. Wie der einzige Ausdruck, den er je wieder sagen würde.
    Er sagte es noch immer, als er sich endlich, nachdem er weiß Gott wie lange so gestanden hatte, neben seinen Vater setzte und auch an den Baum lehnte   – der Stamm war ohne Weiteres breit genug   – und sich fragte, ob er nicht bei ihm bleiben sollte, so kalt es auch war, wenigstens bis zum Morgengrauen, und ob er die dicke Jacke unter ihm vorziehen und um ihn wickeln sollte, oder ob er   – da sich das als schwierig erweisen würde   – seine eigene Jacke ausziehen und um ihn wickeln sollte. »Du mieser Hund. Du mieser Hund.« Er sagte es, als er überlegte, ob er das Gewehr nehmen oder da liegen lassen sollte, wo es lag. Er sagte es, mit Pausen dazwischen, alser beschloss, das Gewehr da zu lassen   – es schien da seinen Platz zu haben   –, und über die steile Wiese nach oben zum Haus stieg, während sein Atem wie eine Säge durch seine Brust jagte: »Du mieser Hund.« Er sagte es, als das Haus und die Lichter, die er angelassen hatte, oberhalb des Buckels gespenstisch auftauchten und als er an der kleinen Scheune vorbei in den Hof kam. Inzwischen war es wie ein heiser hervorgestoßenes Kennwort. »Du mieser Hund.«
    Er sagte es immer wieder, als er ins Haus kam und bevor er den Anruf machte, den er, wie er wusste, machen musste, wobei er keine klare Vorstellung vom Vergehen der Zeit hatte und hin- und herschwankte zwischen dem Gedanken, dass er anrufen sollte, was alles endgültig und bestimmt machen würde, und dem, ob er wieder zur Eiche runtergehen sollte, weil das, was geschehen war, vielleicht in Wirklichkeit nicht geschehen war. Oder weil er einfach bei seinem Vater sein sollte. Hier oben, im Haus, hatte er ihn schon im Stich gelassen. »Du mieser Hund.«
    Er sagte es, als er überlegte, ob er sich den Schmutz von den Händen waschen oder ob er ihn dranlassen sollte, damit die Zeit ihn auslöschte oder ihm einschrieb. »Du mieser Hund.« Er hatte sich so an den Rhythmus der Worte gewöhnt, mit dem er sie sprach, dass er möglicherweise, als er endlich anrief und das andere Wort, nämlich »Polizei« herausbrachte, auch das ins Telefon sagte: »Du mieser Hund.«
    Er sprach weder zu Bob Ireton und seinem Vorgesetzten (oder sonst jemandem) über die wiederholte Verwendung dieses Ausdrucks, noch erwähnte er, dass er am Tag und Abend zuvor, während der Zusammenkunft am RemembranceDay, auch diesen Ausdruck gesagt hatte, zwar nicht laut, aber zu sich selbst und vielleicht leise gemurmelt. Doch die Tatsache, dass er diese Worte in der Zeit davor auf die eine oder andere Weise so oft geäußert hatte   – eine merkwürdige Methode vielleicht, auf sich selbst einzureden   –, ermöglichte es ihm, einigermaßen die Fassung wiederzugewinnen und eine detaillierte und relativ konzentrierte Schilderung der Ereignisse zu geben. Und das alles, zusammen mit dem tatsächlichen Beweis, der auf dem Barton Field lag, führte zu der erschütternden Schlussfolgerung,

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