Waffenschwestern
aufnahm – das Bisschen, das er wusste.
»Ist ihre Stimme – für immer beseitigt?«
»Unmöglich, diese Frage zu beantworten, ehe Brun gerettet werden kann. Der Chirurg, der sich die Aufnahme angesehen hat, sagt, es hängt vom genauen chirurgischen Verfahren ab, das durchgeführt wurde. Man könnte Brun allerdings jederzeit eine Stimmprothese implantieren. Falls nur die Stimmbänder geschä-
digt wurden, kann sie immerhin flüstern – und eine recht einfache Prothese verstärkt das. Allerdings haben die Entführer vielleicht mehr beschädigt, wovon wir nichts wissen, und da es ihre Absicht war, Brun zum Schweigen zu bringen, bestrafen sie sie womöglich für jeden Versuch zu flüstern.«
»Aber wie können wir sie finden?«
302
»Ich weiß es nicht, Ensign. Falls Sie irgendwelche Ideen haben, teilen Sie sie uns auf jeden Fall mit. Wir wurden der Einsatzgruppe zugeteilt, die den Auftrag hat, Brun zu suchen und zu retten.«
Nur einen Tag später rief ihn Escovar erneut in sein Büro.
»Man hat die Yacht gefunden. Sie lag bewegungslos im Raum, festgemacht an einer unbemannten Navigationsstation; dem örtlichen Schiffsverkehr war sie gar nicht aufgefallen. Gefunden wurde sie von einer Wartungsmannschaft, die ausstieg, um an der Station zu arbeiten. Die Yacht war leer, und bislang haben wir keine Ahnung, woher sie kam. Die Spurensicherung
durchsucht sicherlich schon alle Winkel des Fahrzeugs … es gibt Spuren eines Kampfes an Bord.«
Barin sank das Herz noch tiefer in die Hose, falls das
überhaupt möglich war. Eine Videoaufnahme von Brun war eine Sache, aber ihre Yacht, unbemannt und gezeichnet von einem Kampf, konnte viel weniger gefälscht worden sein.
»Hat Brun irgendwas zu Ihnen gesagt – irgendetwas –, das uns einen Hinweis daraufgeben könnte, wo sie sich aufgehalten hat, als der Angriff erfolgte?«
»Nein, Sir. Ich habe meine Notizen mitgebracht…« Barin gab sie ihm. »Meistens haben wir über den Unterricht geredet, über die anderen Schüler und die Ausbilder. Und viel über Lieutenant Suiza, denn Brun – Sera Meager – hat Fragen nach ihr gestellt.«
Escovar blätterte durch Barins Material und las schnell. »Hier
… sie sprach davon, dass sie eine Menge Aktien besitzt; hat sie jemals erwähnt, von welchen Unternehmen?«
»Nicht, dass ich mich erinnern würde«, antwortete Barin.
»Vielleicht hat sie das, aber es hat mich wirklich nicht 303
interessiert. Sie erwähnte die Jagd – zu Pferd, heißt das — sowie Tierzucht und auch Arzneimittel, aber davon habe ich keine Ahnung, also …«
ASS Shrike
Sie waren acht Standardtage lang im Sprung gewesen, und Esmay hatte die letzten beiden Schichten in den SAR-Bereitschaftsräumen zugebracht und den Spezialistenteams von den Sehenswürdigkeiten von Weltraumspaziergängen bei
Überlichtfahrt berichtet. Solis hatte sie aufgefordert, ein Schulungsprogramm auszuarbeiten. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dafür nur ein oder zwei Stunden zu benötigen, aber die Teams stellten immer neue Fragen – und gute Fragen.
Falls es möglich gewesen wäre, hätten sie von der Shrike aus Weltraumspaziergänge unternommen; Esmay war froh, als sie feststellte, dass die Sicherungsmechanismen der Luftschleusen hier ebenso gut funktionierten wie auf der Koskiusko und demzufolge niemand aussteigen konnte.
»Wir sollten es allerdings wirklich üben«, sagte Kim Arek.
Sie verfügte über diese zielbewusste Intensität, in der Esmay ihr eigenes früheres Selbst wiedererkannte. »Wer weiß, wann wir das vielleicht mal brauchen?«
»Jemand sollte eine Telemetrie für Raumanzüge entwickeln, die auch außerhalb der Sprungraum-Abschirmung funktioniert«, sagte jemand anderes. »Die Zeitverzerrung kann einen
umbringen, wenn man nicht weiß, wann der Luftvorrat zur Neige geht.«
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»Wie geht man vor, wenn der Luftvorrat knapp wird?«, fragte Esmay. »Ich weiß, was in den Handbüchern steht, aber bei der einzigen Gelegenheit, bei der ich erlebte, wie meine Anzeige in den roten Bereich sackte, stellte ich fest, dass es gar nicht so einfach war, ›ruhig zu bleiben und langsam zu atmen‹.«
»Kein Scherz.« Arais Demoy, einer der neuroverstärkten
Marineinfanteristen, grinste sie an. »Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn Sie nicht mal auf einem Schiff sind, sondern irgendwo im Raum treiben. Das ist mir einmal passiert, auf der Passage vom einen Schiff zum anderen. Deshalb haben wir heute auch Funkfeuer in den Raumpanzerungen. Man
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