Waffenschwestern
Frau wirkte erschrocken.
»Es braucht dir doch nicht Leid zu tun! Es sollte diesen Idioten Leid tun, die den Einsatz geplant haben!«
Die Frau wandte plötzlich den Blick ab, und Hazel drehte selbst den Kopf, um zu sehen, was los war. Die Frachtluke stand 609
wieder offen, und drei weitere Gestalten in schwarzen
Raumanzügen kamen hereingeschwommen und schoben eine
vierte Gestalt, die fest an Bruns Liege hing.
»Luke geschlossen«, hörte Hazel im Funk.
»Luftdruck aufbauen! Los!«
»Steck das in den Anzug, verdammt!«
Hazel konnte am Rande Bruns türkisfarbenen Raumanzug
sehen … bestimmt hatte sie Luft aus den Tanks.
»Luftdruck auf Nennwert«, sagte jemand.
Dann bewegten sich die SAR-Leute wieder, kamen mit der
Gestalt im schwarzen Anzug an Hazel vorbei. Zwei von ihnen zogen sich die Anzugshandschuhe aus und öffneten den Raumanzug der reglosen Person mit irgendeinem Werkzeug –und das Ding klappte auf wie die Schale eines Käfers. Hazel starrte hin – es war ein Raumpanzer. Darin entdeckte sie eine schlaffe Gestalt, ein bleiches Gesicht mit offen hängendem Mund. Geschäftige Arme und Hände machten sich ans Werk –und dann klopfte jemand Hazel auf die Schulter.
»Das willst du bestimmt nicht sehen«, sagte die Frau mit den grünen Augen. »Es wird unschön. Und da die anderen ohnehin schon an ihr arbeiten, haben sie mich gebeten, eine erste Untersuchung an dir vorzunehmen. Irgendwelche Atemprobleme?«
»Nein«, sagte Hazel, »aber…«
»Also fein. Möchtest du den Helm öffnen? Wir können dann ohne Funk reden, was die Interferenzen senkt.«
610
Hazel stellte fest, dass sie die Hände heben und das Visier öffnen konnte. Die Frau hatte auch ihren Helm geöffnet und zog sich gerade die Handschuhe aus.
»Hast du irgendwelche Knochenbrüche, von denen du
wüsstest?«
»Nein … Ist Brun okay?«
»Ihr geht es gut; sie hat ein eigenes Team, das sich um sie kümmert.«
»Aber wer war das…«
»Lieutenant Suiza – nur eine kleine Sauerstoffarmut, keine Sorge.«
Hazel wünschte sich, die Leute würden aufhören, ihr zu
sagen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Sie funkelte die Grünäugige an.
»Ich bin kein Kind, wissen Sie?«
»Du siehst aber wie eins aus.«
»Naja, ich bin …« Sie wusste nicht mal genau, wie alt sie war. Wie lange hatte man sie gefangen gehalten? Mindestens ein Jahr, weil Brun in der Zwischenzeit diese Kinder bekommen hatte. »Ich bin siebzehn«, sagte sie.
»Hmm. Na ja, ich bin achtunddreißig und heiße Methlin
Meharry. Möchtest du mir erzählen, wie du entkommen bist?«
»Ich war auf dem Rückweg vom Markt…«, begann Hazel
und kam bis zu der Stelle, wo sie beide sich mit den langen Messern die Haare schnitten … da hörte sie jemand zufrieden Ja! sagen, der an dem Offizier, an Lieutenant Suiza, arbeitete.
»Kommt sie wieder zu sich?«, fragte Meharry.
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»Jeden Augenblick jetzt.« Einer der anderen kam herüber zu Hazel.
»Okay - lassen Sie jetzt uns Profis ran.« Und zu Hazel sagte er: »Jetzt holen wir dich lieber mal aus diesem Raumanzug heraus und sehen, in welchem Zustand du bist.«
»Seien Sie sachte«, verlangte Meharry.
»Sie können gerade reden!«, sagte der Arzt, aber ohne
boshaften Ton. »Wenn man an Ihren Ruf denkt.«
»Ich könnte ihn selbst ausziehen …«, fing Hazel an, als der Arzt durch die Ärmel griff, um die Verschlüsse ihres Raumanzugs zu öffnen.
»Ja, aber wir möchten, dass du im Zelt bleibst, nur für den Fall eines Druckabfalls im Shuttle … Unwahrscheinlich, aber da draußen geht es zu wie in einem Zoo.« Der Arzt entfernte einen Teil des Raumanzugs nach dem anderen; Hazel hörte Rufe von den Leuten, die sich um Brun kümmerten, und reckte den Hals, um etwas zu sehen; in diesem Augenblick entfernte ihr Pfleger die Beinlinge des Raumanzugs und die Unterkleidung. »Mein Gott – was haben sie nur mit ihnen gemacht?!«
»Ich denke, es waren die Pferde«, sagte Hazel. »Wir sind die ganze Nacht lang auf Pferden geritten.«
»Pferde! Wir haben eine Einsatzgruppe durch den halben
Sternenhaufen geschickt, und man hat euch auf Pferden herausgeholt?«
»Darauf wird man richtig wund«, sagte Hazel. »Und die
Kleider waren hart.«
»Barbaren!«, brummte jemand. »Wir hätten die ganze Bande ins Weltall hinauswerfen sollen.«
612
Die Shrike sammelte das Shuttle ein, und die Ärzte brachten Hazel und Brun auf die geräumige Krankenstation. »Ihr kommt in den Regenerationstank«, sagte der Arzt im grünen
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