Waffenschwestern
hatte er die entsetzliche Angst, dass sie die Sprengsätze zündete, die seine Leute dort montiert hatten, und sie damit, alle hochjagte. Er war, wie er feststellte, nicht annähernd so bereit, seinem Schöpfer zu begegnen, wie er immer behauptet hatte.
*
599
»Dümmer als Dreck«, fand Jig Arek ausgesprochen zufrieden.
»Man könnte meinen, sie hätten noch nie was von
Aufruhrbekämpfung gehört.«
»Wir haben es immer noch mit einem Haufen zu tun«,
wandte Oblo ein.
»Schluss damit!«, sagte Meharry in einem Ton, der für ihre Verhältnisse angespannt klang. »Wir haben schlimmere
Probleme. Brun und Suiza sind aus der Station geschleudert worden.«
600
Kapitel
zweiundzwanzig
In einem Augenblick überprüfte Esmay noch, wo alle waren, und im nächsten zerriss ohne Vorwarnung das Druckzelt der Krankenliege. Luft schoss daraus hervor. Sie mussten unter Beschuss stehen. Esmay warf sich auf die Liege, deckte Brun ab und knallte deren Visier zu. Sogar durch die Panzerung hindurch spürte sie Bruns Atem; sie sah Bruns Gesicht, starr vor Wut oder Entsetzen – sie konnte es nicht unterscheiden –, aber das Visier blieb klar und gab damit Hinweis darauf, dass Luftversorgung und Filter weiterhin funktionierten. Esmay stemmte sich ein Stück weit hoch und sperrte die Anzugsgelenke in der Ellbogenposition, damit die Panzerung Brun nicht zerdrückte, falls etwas sie mit großer Wucht traf.
Irgendwas stieß gegen die Panzerung und tat es erneut; jemand stürzte auf sie; aufgeregte Stimmen brüllten im Helmfunk.
Esmay kümmerte sich nicht darum; sie und ihre Panzerung standen zwischen Brun und dem, was immer hier geschah; um Letzteres konnte sich jemand anderes kümmern.
Dann bäumte sich das Deck heftig auf und verbeulte sich, und das beschädigte Wandschott löste sich ab. Esmay sah kurz, wie andere Gestalten in Raumanzügen durch die Gegend purzelten.
Jemand griff nach der zweiten Liege. Dann schob irgendein Stoß Esmay auf die Öffnung zu und hinaus ins helle Sonnenlicht.
Als ihr klar wurde, dass sie außerhalb der Station trudelte, bemerkte sie auch, dass sie sich weiterhin an Brun klammerte; 601
die motorunterstützten Handschuhe der Panzerung hielten den Rahmen der Liege fest gepackt. Die Aussicht, wechselte in einem irren Muster: hell/ dunkel, Sterne/Planet/Station. Sie versuchte sich auf die Anzeigen im Helm zu konzentrieren und entdeckte schließlich die, wo sie eine Schätzung ihrer Geschwindigkeit relativ zum »Schiff« – der Station – erhielt: gerade mal 2,43 Meter pro Sekunde.
Als sie in Bruns Gesicht blickte, stellte sie fest, dass Brun ihr entgegensah, ohne sie zu erkennen. Natürlich nicht; Esmay hatte das Helmvisier nicht auf durchsichtig gestellt. Jetzt war das unmöglich. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, aber sie wusste, dass sie eines nicht tun durfte – den Bettrahmen loslassen. Ihr Raumanzug war es schließlich, der das Funkfeuer ausstrahlte.
»Lieutenant!« Der laute Schrei aus dem Helmfunk weckte
ihre Aufmerksamkeit. Sie hoffte, dass es der erste Versuch war, sie zu erreichen.
»Hier Suiza«, antwortete sie, erstaunt darüber, dass ihre Stimme so ruhig klang.
»Lieutenant, haben Sie die Liege?«
»Jap«, sagte Esmay. »Brun lebt; die Luftversorgung ist
intakt.«
»Was ist mit Ihnen? Jemand dachte, er hätte einen Luftstoß gesehen.«
Ein weiterer Blick auf die Helminstrumente war weniger
beruhigend. Ihr eigener Luftvorrat war in den Keller gestürzt, und die Anzeige fiel weiter sichtbar schnell. Hier war ich schon einmal, dachte Esmay und erinnerte sich an ihren ersten 602
erschreckenden Weltraumspaziergang auf der Koskiusko. Und es hat mir damals schon nicht gefallen.
»Nur noch Reste«, sagte sie. »Vorrat sinkt weiter.«
»Die Explosion hat vielleicht die Luftzuleitung abgerissen; können Sie das überprüfen?«
»Nicht, ohne das Bett loszulassen«, sagte Esmay. »Und das habe ich nicht vor. Wie ist die Lage?«
»Sie sind tot; wir haben zwei Tote, und vier sind ins All getrudelt, wobei Sie und die Liege als eins gezählt sind. Max hat Sie alle auf dem Scanner. Wir sind in weniger als zehn Minuten mit einem Schlitten bei Ihnen.«
Sie hatte keine zehn Minuten mehr.
»Wie lange reicht Ihre Luft noch?« Das war Meharry.
»Drei Minuten«, antwortete Esmay. »Falls sie nicht noch schneller durchs Leck hinausgeht.«
»Ist Brun bei Bewusstsein?«
»Ja. Sie sieht mich an, kann mich aber nicht erkennen – mein Helmvisier ist nach wie vor
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