Waffenschwestern
arrangiert…«
»Das ist prima, Sir«, sagte Esmay. »Ich kann alles auspacken, finde Zeit, um mir das hier anzusehen … es sei denn, Sie haben jetzt schon etwas für mich zu tun.«
»Nein, das geht schon in Ordnung. Wir verschwinden
sowieso nicht vor übermorgen von hier. Morgen findet noch eine Konferenz statt, an der Sie als meine Vertreterin
teilnehmen müssen – Sie sind noch nicht lange genug an Bord, um volles Rohr zu übernehmen.«
Als sie allein in ihrer Kabine war – ihr war aufgefallen, dass ihr Name schon an der Tür stand, mit dem permanent eingravierten ERSTER OFFIZIER darunter –, steckte sie den Würfel, den ihr der Kommandant gegeben hatte, ins Lesegerät. Sie wusste, was ein Erster Offizier tat – oder glaubte es jedenfalls. Im Grunde das Schiff unter Aufsicht des Kommandanten führen. Aber auf einem Such-und-Rettungsschiff trug der Erste Offizier auch die Verantwortung für die Leitung aller Rettungseinsätze, während sich der Kommandant auf die Schiffssicherheit konzentrierte –
sowohl auf dem eigenen wie auf dem Schiff, dem der Einsatz galt. Esmay blinzelte, als sie die Liste des Sicherheits-kontingents sah – sie hatte nicht gewusst, dass ein SAR-Schiff Marineinfanteristen an Bord hatte, obwohl es sinnvoll war.
Wenn ein Schiff einen Rettungseinsatz benötigte, lag es meist an einem vorsätzlichen Akt, und die Unruhestifter konnten sich noch in der Nähe aufhalten.
Und sie hatte nur den Grundkurs absolviert – also war ihre Arbeit hier definitiv ein Fall für »Sergeant, übernehmen Sie 142
das«, zumindest falls ein Notruf einging, ehe Esmay den Rest des Stoffes gelernt hatte. Was bedeutete, dass sie lieber Freundschaft schloss mit denen, die hier die Arbeit der Sergeants taten.
Rasch ging sie die Überschriften in der Beschreibung ihres Arbeitsplatzes durch, bis sie das Organisationsdiagramm des Schiffes erreichte, um festzustellen, wer die eigentliche Arbeit tat, während sie den Einsatz »leitete«. Das waren die
wichtigsten Leute, die sie auf ihrer Seite haben musste. Die Worte aus dem Handbuch für Menschenführung waren ihr noch frisch im Gedächtnis. Die fünf Regeln hiervon; die sieben Prinzipien davon. Sie sah nach, wo sie den Würfel mit den Handbüchern fand. Sie würde ihn durchgehen, sobald sie mit dem Würfel des Kommandanten fertig war. Sie wusste, dass sie kommandieren konnte, wenn sie nur alles im Gedächtnis
behielt.
Die Shrike hatte zwei komplette Rettungsteams an Bord, die sowohl für Einsatz unter Schwerkraft wie in Schwerelosigkeit ausgebildet waren. Wie bei den meisten kleineren SARs war das Schwerkrafttraining auf Einsätze unter geringem Außendruck und im Vakuum konzentriert. Die meisten Notrufe führten sie auf Raumstationen und zu Schiffen im tiefen Raum. Ein
Kriminalistenteam und ein Labor voller Analysegeräte gaben Hinweis darauf, dass das SAR womöglich mehr als ein reiner Unfallhelfer war. Und das medizinische Team war beträchtlich größer, als es ein Schiff dieser Größe normalerweise an Bord hatte, und es verfügte sowohl über Regenerationstanks für schwere Verletzungen als auch über zwei Operationssäle, mit all dem, was das implizierte. Wieder fühlte sich Esmay an eine Miniaturausgabe der Koskiusko erinnert.
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Rettungsteam eins wurde von einem Lieutenant
kommandiert, an den sich Esmay von der Akademie her als eine Art Clown erinnerte: Tika Briados. Jetzt wirkte er gar nicht clownhaft, als er sie durch den Bereitschaftsraum führte und ihr die Gestelle mit den Raumanzügen und der Ausrüstung zeigte.
Für Esmay sah das alles undurchsichtig aus, wenn es auch ordentlich gelagert schien – sie kannte nur die Hälfte der Ausrüstungsgegenstände und fragte sich, wie lange es wohl dauerte, sich mit dem Rest vertraut zu machen. Der
Kommandeur von Rettungsteam zwei war ein Jig, dem Esmay noch nie begegnet war: Kim Arek; sie war eifrig und energisch und gab geschäftig Erklärungen ab, von denen Esmay hoffte, dass sie sie sich merken konnte. Esmay nickte immer wieder und stellte fest, dass ihr Jig Arek aufgrund ihres unbeirrbaren Enthusiasmus sympathisch war.
Die Besichtigung der Räume beider Rettungsteams hatte
Stunden gedauert, stellte Esmay fest, als sie sich schließlich von Arek lösen konnte. Esmay musste sich noch auf die Begegnung mit den übrigen Offizieren vorbereiten. Sie hoffte wirklich, dass nicht jeder von ihnen das Thema Brun Meager ansprach.
In der Offiziersmesse herrschte großes Gedränge, als sie dort
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