Waffenschwestern
Suiza vorhatten, aber wir können ihr Auftreten nicht mit einem Mordsposten belohnen.«
»Wir brauchten sie so, wie sie war…«, wandte der
Commander ein.
»So, wie wir sie eingeschätzt haben. Dank jeder Gottheit, die Ihnen gefällt, dass wir sie erst zur Ausbildung geschickt haben, ehe wir sie permanent auf die Kommandolaufbahn versetzten.
Stellen Sie sich nur den Schlamassel vor, den sie als
Kreuzerkommandant hätte verursachen können, wäre uns all das entgangen!«
»Mir fällt es immer noch schwer, das zu verstehen. Ihre Dienstakte enthielt nichts – nichts! – , was einen solchen Charakterfehler angedeutet hätte; eher das Gegenteil.«
»Ihre Dienstakte gab bis Xavier auch keinen Hinweis auf ihre Kampffähigkeiten«, stellte der Admiral fest. »Falls sie diese Art Begabung verstecken konnte, und das hat sie, dann konnte ihr das andere auch nicht schwerer fallen. Und außerdem hatte sie nie zuvor Kontakt mit einer der führenden Familien – Altiplano hat keinen Sitz im Rat.«
»Das war es dann wohl.« Der Commander wirkte
nachdenklich. »Ich wünschte, wir wüssten, ob noch mehr
dahinter steckt.«
»Mehr? Eine Beschimpfung der Tochter des Sprechers ist
nicht genug?«
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»Na ja … es war rein persönlich. Oder doch politisch? Ist sie die Speerspitze von irgendwas?«
»Ich weiß nicht, und im Augenblick ist es mir auch egal. Wir haben einfach zu viel Geld und Zeit auf diese junge Frau verschwendet, und wir müssen eine Möglichkeit finden, dafür einen Gegenwert zu erhalten, ohne dabei das Wohlergehen der Flotte zu gefährden.« Der Admiral sah sich am Tisch um.
»Jemand sollte lieber eine Idee haben.«
Am anderen Ende des Tisches hob ein Lieutenant
Commander die Hand. »Sir, sie hat sowohl den Grundkurs in Suchen und Retten, Search and Rescue, belegt wie in
Entkommen und Ausweichen, nicht wahr?«
»Ja…«
»SAR leidet an einem chronischen Mangel an Subalternoffizieren, sowohl als stellvertretende Schiffs—
kommandanten wie als SAR-Teamleiter, und beides gehört zur Kommandolaufbahn. Auf diesem Gebiet hat allein Sektor VII drei offene Stellen für Lieutenants.«
Der Admiral überlegte einen Augenblick lang. »Relativ
kleine Schiffe, Elitebesatzungen, meistens unabhängig im Einsatz –ja. Sie wäre unter wirklich enger Überwachung; sollte sie Pfusch machen oder versuchen, irgendwelche Aktionen zu schüren, wüsste es ihr Kommandant mit Sicherheit. Gut. Was haben Sie da?«
»Die Shrike, habe ich mir überlegt. Podaly Solis führt das Kommando, und sein Erster Offizier hat gerade um
Familienurlaub ersucht.«
»Hmm. Ich weiß nicht recht; ihr ein stellvertretendes
Kommando anzubieten…«
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»Mein Gedanke war: Es führt sie stärker unter die Aufsicht des Kommandanten, als wenn sie Teamführerin wäre. Und Solis ist über jeden Zweifel erhaben; er hat uns geholfen, diesen Schlamassel im Sektor-HQ aufzuräumen, wie sich der Admiral bestimmt noch erinnert.«
»Ja, das stimmt. Wahrscheinlich das Beste, was wir tun
können. Zum Teufel mit diesem Mädchen; wieso konnte sie nicht so gut sein, wie es zunächst den Anschein hatte?«
Sektor-VII-HQ,
Station Aragon
Esmay traf im Dock der Shrike ein und fand dort alles in bester Ordnung vor; der Wachtposten salutierte knapp und
kontrollierte ihre Befehlsdokumente.
»Ich sage gleich dem Kommandanten Bescheid – wir haben
Sie erst zu Anfang der nächsten Schicht erwartet. «
»Die Gossamer ist zu früh eingetroffen«, sagte Esmay.
Sie fragte sich, was ihr Vater jetzt wohl dachte – sowohl über ihre Beförderung als auch die Schwierigkeiten, die sie hatte. Sie war überzeugt, dass er ihre Karriere von Altiplano aus so gut verfolgte, wie er konnte; ihre Beförderungen und
Auszeichnungen waren öffentlich zugängliche Informationen, und die Nachrichtenmedien hatten über die Koskinsko-Affäre berichtet. Ihre Gedanken schweiften zur Urgroßmutter ab – so zerbrechlich, so eingebettet in die Vergangenheit ihrer Kultur.
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Was sie wohl dachte? Einen Augenblick lang wünschte sich Esmay, sie könnte sich neben diesen niedrigen Sessel setzen und ihr die ganze Geschichte erzählen. Sicherlich hätte die Urgroß-
mutter die Sache mit Barin verstanden; sicherlich hätte sie die gleichen Empfindungen hinsichtlich Brun gehabt.
Kommandant Solis begrüßte sie reserviert; sie wusste nicht, ob das seine gewohnte Stimmungslage war oder ob man ihn über ihre Probleme informiert hatte.
»Sie sind gänzlich unerfahren als
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