Waffenschwestern
eintraf.
»Lieutenant Suiza – schön, Sie zu sehen.« Der stämmige
Major, der ihr die Hand reichte, erinnerte sie an Major Pitak.
»Ich bin Gordon Bannon, Pathologe.«
»Offiziere …« Das war Kommandant Solis, der sich erhob; die anderen wurden still. »Ich möchte Ihnen Lieutenant Suiza vorstellen, unseren neuen Ersten Offizier. Einige von Ihnen werden schon von ihr gehört haben…« Es gab Gemurmel, von dem Esmay hoffte, dass es sich auf ihre früheren Abenteuer 144
bezog. »Sie kommt frisch von Copper Mountain und aus einem Grundkurs in SAR, sodass ich überzeugt bin, Sie alle werden daran mitwirken, Sie in die wirkliche Welt einzuführen.« Er klang ziemlich freundlich; seine Worte waren eindeutig ein alter Witz, weil das leise Lachen der Zuhörer keinerlei bösen Unterton aufwies.
Anschließend stand einer nach dem anderen auf und stellte sich vor. Esmay entspannte sich allmählich, während sie mit ihnen plauderte; sie interessierten sich eindeutig mehr für das, was sie hier von ihr erwarteten, als für alles, was in der Vergangenheit lag.
In den nächsten Tagen stürzte sie sich in die Arbeit und packte ihren Planer mit allem voll, was ihr nur einfiel oder was irgendjemand sonst vorschlug. Als die Shrike aus dem Stützpunkt auslief, hatte Esmay gerade den Eindruck gewonnen, dass sie ihre Aufgabe im Griff hatte. Die Shrike würde allein im Sektor Patrouille fahren, bereit, bei jedem Notfall zu helfen, der ins Einsatzprofil passte. Wenn man den Leuten folgte, die schon am längsten an Bord waren, konnten Tage ereignislos
verstreichen oder sich Katastrophen überlappen … niemand konnte das vorhersagen.
»Das Schiff ist zum Teil Container-und zum Teil Schütt-gutfrachter und hat beim Systemeintritt einen Energieausfall erlitten … der systeminterne Antrieb läuft, mit etwa zwanzig Prozent. Sie sagen, dass die Leistung schwankt, und so schaffen sie es nicht bis in die Umlaufbahn. Wir haben sie darüber informiert, dass in diesem System ein registriertes
Bergungsunternehmen ansässig ist; der Kapitän scheint darüber 145
nicht glücklich. Sagt, er hätte früher schon Probleme mit Bergungsunternehmen gehabt.«
Der erste Notfall, seit Esmay an Bord gekommen war. Sie hörte sich die Zusammenfassung des Problems an und versuchte sich zu erinnern, welches Protokoll in einem solchen Fall zum Tragen kam.
»Er möchte Flottenunterstützung.« Kommandant Solis sah
Esmay an. »Wir tragen in solchen Fällen Verantwortung, aber wir müssen auch an unsere Verantwortung gegenüber der
ganzen Zone denken. Ich brauche also eine Schätzung, wie viel Zeit es uns kosten wird, einen Kurzsprung dorthin auszuführen, Greifer zu montieren und den Frachter ins Schlepptau zu nehmen, um ihn auf die Umlaufbahn zu bringen, die er möchte. Es ist kein eigentlicher Notfall.«
»Sir.« Esmay ging rasch die Zahlen durch. »Sechzig Stunden, unter Berücksichtigung eines Sicherheitsspielraums für die Montage der Greifer; der Frachter müsste Standardanschlüsse für Schlepptaue aufweisen, aber nur für alle Fälle.«
»Naja, dann … fliegen wir los und schnappen uns einen
Frachter.«
Esmay verfolgte sorgfältig die Anflugsberechnungen auf den Brückendisplays. Die Außenaufnahmen zeigten ein knolliges, fast kugelförmiges Schiff mit Ringen aus farbigem Licht, die die Greiferansätze markierten.
»Hässlich, nicht wahr?«, fragte Lieutenant Briados. Der Befehlshaber von Rettungsteam eins war auf der Brücke, um den Anflug zu verfolgen. »Man sollte meinen, dass es möglich wäre, große Frachter zu bauen, die Charakter haben, aber sie sehen sich alle ganz ähnlich.«
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»Er könnte eine Menge Soldaten an Bord nehmen«, sagte
Esmay; es war das Erste, was ihr einfiel.
Briados lachte. »Ich stelle fest, dass Sie von einem
Kriegsschiff stammen! Yeah, das könnte er, aber seine
systeminterne Manövrierfähigkeit ist einen Dreck wert. Selbst wenn der systeminterne Antrieb funktioniert.«
»Woher weiß man überhaupt, wo man dort die Triebwerke
montiert? Welches ist die Antriebsachse?«
»Naja, man möchte Manövrierfähigkeit bei niedriger
Geschwindigkeit für die unmittelbare Umgebung von
Raumstationen, also montiert man gewöhnlich zwei Triebwerke draußen in Rumpfnähe und um sechzig Grad getrennt; die
Antriebsachse ist die Gerade senkrecht zu der Verbindung zwischen den Triebwerken und auf derselben Ebene.« Esmay brauchte einen Augenblick, um sich das auszurechnen, aber schließlich nickte
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