Waffenschwestern
Nummer zwei«, sagte er.
»Soweit ich gehört habe, können Sie herausragende Leistungen im Gefecht vorweisen, besonders wenn man bedenkt, dass Sie damals noch nicht mal auf der Kommandolaufbahn waren. Aber als Erster Offizier auf einem SAR – das ist viel von Ihnen verlangt.«
»Ich werde mein Bestes tun, Sir«, sagte Esmay.
»Da bin ich sicher. Die Erfahrungen, die Sie auf einem DSR
gewonnen haben, werden Ihnen helfen, und wie ich sehe, haben Sie gute Noten sowohl in Suchen und Retten wie in Entkommen und Ausweichen erzielt. Trotzdem wird es hart werden, und Sie sollten lieber vorbereitet sein.« Er musterte sie ausgiebig. »Was jetzt dieses andere Problem angeht – Ihren Streit mit der Tochter des Sprechers.« Er schüttelte den Kopf. »Wäre ich Ihr
kommandierender Offizier gewesen, hätte ich Sie wegen
ungehörigen Betragens drangekriegt. Nun, er hat es nicht getan, und hier haben Sie sich bislang nichts zu Schulden kommen lassen, aber ich warne Sie – ich dulde keine Respektlosigkeit gegenüber der zivilen Regierung der Regierenden Familias.
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Offiziere haben nicht Politik zu spielen. Wir dienen; wir mischen uns nicht ein.«
Esmay hätte gern gesagt, dass Brun nicht mit ihrem Vater identisch war und nicht selbst eine offizielle Stellung bekleidete, aber sie wusste, dass sie es nicht sagen durfte. Warum dachte man beharrlich, dass Esmays Meinung über Bruns Verhalten irgendwas mit ihrer Loyalität zur Flotte zu tun hatte? »Ja, Sir«, sagte sie.
»Sie werden feststellen, dass Familienintrigen auf meinem Schiff keinerlei Unterstützung genießen«, fuhr er fort. »Das Gleiche gilt für Großtuerei. Tun Sie Ihre Arbeit und tun Sie sie gut, dann erhalten Sie die entsprechende Anerkennung in Ihre Eignungsunterlagen eingetragen. Nicht mehr, nicht weniger.«
»Ja, Sir.«
»Ich erwarte Sie in zwei Stunden für eine Einsatzbesprechung. Entlassen.«
Es bot nur kalten Trost, dass die Reisetasche schon in Esmays Kabine wartete, als sie dort eintraf. Wenigstens garantierte ihr die neue Stellung eine eigene Kabine, selbst auf einem so kleinen Schiff. Sie sah sich um. Koje, Spinde, Schreibtisch, Würfelleser und – zu ihrer Überraschung – eine Reihe von Displayschirmen über dem Schreibtisch. Esmay steckte ihren Datenstab in die Fassung, und die Bildschirme leuchteten auf.
Einer zeigte die Tagesbefehle; ein weiterer meldete den Status der beiden SAR-Teams und ihrer Fahrzeuge; ein dritter listete die Materialbestände und verglich sie mit dem Verbrauch.
Esmay verstaute ihre Sachen in den Spinden, wobei zwei leer blieben, und wechselte in eine saubere Uniform. Sie freute sich nicht auf die nächste Begegnung mit dem Kommandanten.
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Er zeigte sich diesmal jedoch etwas freundlicher. »Ich hasse es, Colin zu verlieren«, sagte er, »aber seine Frau ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, während sie Landurlaub hatte, um ein neues Pflegeverhältnis für die Kinder zu
arrangieren. Er wird eine ganze Weile brauchen, um alles zu klären … die Kinder sind den Großeltern über den Kopf
gewachsen, und der pensionierte Onkel, der sie nehmen wollte, ist beim selben Unfall umgekommen.« Er schüttelte den Kopf und lächelte dann Esmay an. »Sie werden feststellen, dass wir gute Teams haben, Lieutenant. Und eine Dienstzeit auf einem SAR ist immer interessant. Wir befassen uns mit Problemen, wie die großen Jungs sie ignorieren – einfach mit allem, von Privatyachten, die durch explodierte Sprungtriebwerke
gestrandet sind, bis hin zu Kollisionen. Sie werden viel lernen.
Und da wir Sie nicht vor morgen erwartet haben, stehen Sie noch nicht auf der Wachliste und haben somit Zeit, um sich alles anzusehen und sich mit Ihrem Job vertraut zu machen.«
»Ich hatte nur den SAR-Grundkurs, Sir«, sagte Esmay. »Man hat mich schon versetzt, ehe ich Zeit fand für den
fortgeschrittenen…«
»Besser als nichts«, sagte er. »Und falls Ihnen klar ist, dass Sie vieles nicht wissen, dann stellen Sie Fragen, anstatt herumzuschusseln und Probleme zu verursachen. So – die
Pflichten eines Ersten Offiziers auf diesem Schiff unterscheiden sich von denen auf einem normalen Kriegsschiff. Das liegt daran, dass wir einen anderen Auftrag haben. Da sind zunächst natürlich die grundlegenden Dinge – aber ich möchte, dass Sie sich das hier ansehen …« Er reichte ihr einen Datenwürfel.
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»Und selbstverständlich werden Sie alle kennen lernen wollen –
wir haben für heute Abend um 19 Uhr ein Treffen
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