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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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sie jedoch einen langen geraden Rock am Saum ihres Pullovers befestigt und weitere Röcke an den Blusen der Mädchen. Sie hassten diese Kleidung und zogen sie immer um die Taille hoch, wenn sie spielen wollten … aber wie sich herausstellte, war das wieder etwas, was Mädchen verboten war.
    »Ihr wurdet unter Heiden aufgezogen«, sagte der Mann. »Wir wissen das und berücksichtigen es. Aber jetzt haltet ihr euch unter anständigen Menschen auf und müsst lernen, euch wie anständige Menschen zu verhalten. Es ist jedem weiblichen Wesen verboten, sich vor Männern zu präsentieren; diese kleinen Mädchen müssen immer anständig bedeckt sein.«
    Warum, hätte Hazel am liebsten geschrien, kriegen wir dann keine Unterwäsche? Keine langen Hosen? Und wie könnt ihr ein Kleinkind, das auf dem Boden spielt, als Frau bezeichnen, die sich Männern präsentiert? Sie sagte nichts, sondern senkte den 170
    Kopf. Sie musste die Kleinen beschützen, und das konnte sie nur tun, wenn sie bei ihnen war – wenn sie sie in den Schlaf singen konnte, sie mit einem Murmeln beruhigen konnte, das von Tag zu Tag leiser wurde.
    Sie hatte keine Vorstellung davon, wie viel Zeit vergangen war, als der tägliche Besucher die Jungen zum ersten Mal aus der Kabine holte. Inzwischen kannten die Piraten natürlich die Namen aller Kinder. Zunächst wichen Paolo und Dris zurück –
    aber der Mann hob sie einfach auf und trug sie hinaus. Hazel war entsetzt – was hatten sie mit den Jungen vor? Aber als sie den Mädchen ihr Mittagessen verabreichte, waren die Jungen zurück und grinsten von einem Ohr zum anderen. Jeder hatte ein neues Spielzeug in der Hand – Paolo ein Raumschiff und Dris einen Satz leuchtend bunter Perlen.
    »Wir hatten Spaß«, sagte Dris. Hazel versuchte ihn zum
    Schweigen zu bringen, aber Paoio meldete sich zu Wort.
    »Wir dürfen reden. Das haben sie gesagt. Jungs dürfen so viel reden, wie sie möchten. Nur Mädchen müssen ruhig sein.«
    Brandy machte ein finsteres Gesicht. »Gib mir das!«
    »Nein«, wehrte Paolo ab. »Das ist meines. Mädchen dürfen nicht mit Spielsachen für Jungs spielen.« Brandy brach in Tränen aus.
    Danach wurden die Jungen Tag für Tag von den Mädchen
    weggeholt. Tägliche Besuche außerhalb der Kabine – sie
    kehrten mit leuchtenden Geschichten zurück: Sie durften die Korridore auf und ab rennen; sie durften die Schaukeln in der Turnhalle benutzen; sie durften den Computer im Schulzimmer benutzen. Die Männer fütterten sie mit speziellen Sachen, mit Leckerbissen. Die Männer unterrichteten sie. Die Männer lasen 171
    ihnen aus Büchern vor, aus neuen Büchern, Geschichten über Tiere und Jungs und aufregende Sachen. Inzwischen waren sie stundenlang fort und kehrten nur zum Baden und Schlafen in die Kabine zurück. Hazel blieb mit den Mädchen, den beiden Puppen und den endlosen Näharbeiten zurück.
    »Bring diesen Mädchen das Nähen bei«, wies man sie an.
    »Sie sind alt genug dafür.«
    Sie wollten es nicht lernen, aber es nützte nichts. So viel war Hazel klar. Aber … überhaupt keine Bücher? Kein Video, kein Computer, keine Chance, herumzulaufen und zu spielen? Sie fragte nicht. Sie wagte es nicht. Sie wagte nicht mal, den kleinen Mädchen Geschichten zu erzählen, ihre altbekannten Geschichten, denn die Kabine wurde überwacht. Hazel hatte die Kleinen davor gewarnt, mehr zu reden als nötig … ihnen Geschichten zu erzählen, das wäre ein Verstoß gegen die Regeln gewesen; das wusste sie, ohne danach zu fragen.
    Die Tage schleppten sich dahin. Stassi war, obwohl die
    Jüngere, besser mit Nadel und Faden als Brandy. Ihre Stiche waren stümperhaft und ungleichmäßig, aber sie brachte doch eine Art Reihe zustande. Brandy, von Natur aus aktiver, war nervös und schäumte; ihr Faden bildete immer wieder Knoten.
    Hazel versuchte Möglichkeiten zu finden, wie Brandy die schiere Energie loswerden konnte, aber in diesem kleinen Raum und behindert von einem langen Rock wurde das Kind
    fortwährend frustriert. Sie weinte oft und bekam wenigstens einmal täglich einen Schreikrampf.
    Hazel hätte selbst gern einen Schreikrampf bekommen, und nur die Tatsache, dass die Kleinen sie brauchten, hielt sie ruhig.
     
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Kapitel sieben
    Brun Meager tauschte mit großer Erleichterung das
    Kommando der Royal Security gegen zehn Mann aus der
    persönlichen Miliz ihres Vaters von Sirialis ein. Sie kannte einige dieser Leute seit Jahren, und obwohl sie lieber allein gereist wäre, war dies das nächstbeste

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