Waffenschwestern
wie der Mann sich ausdrückte. Jetzt blickte sie auf, die Schultern hochgezogen. »So ist es richtig«, sagte der Mann. »Du siehst hin, wenn ich es dir sage, und zwar dorthin, wo ich es dir sage.
Jetzt hör mir zu. So lauten die Regeln: Du schaust uns nicht ins Gesicht, solange wir dich nicht dazu auffordern. Du redest nicht.
Du – Mädchen – du flüsterst mit den Babys, wenn es sein muss, aber nur, wenn niemand von uns gerade spricht. Du machst die Babys sauber und gibst ihnen zu essen; du hältst auch die Kabine und alles andere sauber; du tust alles, was dir gesagt wird. Kein Reden, keine Widerrede, nix. Falls du deine Zunge behalten möchtest.«
Die erwachsenen Frauen hatten das nicht geglaubt, zumindest zu Anfang nicht. Und sie waren gestorben. Hazel musste aber ihre Zunge behalten, um die Kleinen zu trösten.
»Nun, was sagst du jetzt?«, fragte der Mann und beugte sich zu ihr herunter. Sie hatte zu viel Angst, um zu antworten; er hatte sie gerade angewiesen, den Mund zu halten. Er packte ihre Haare und riss ihr den Kopf nach hinten. Ihre Augen tränten.
»Ich erkläre dir, was du sagst, Mädchen: Nix! Du senkst den Kopf, wenn man dir sagt, was du tun sollst, und hältst die Klappe. Frauen haben in Gegenwart von Männern zu schweigen. Frauen haben schweigend zu gehorchen. Hast du das
kapiert?«
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In der Falle und veränstigt, wie sie war, versuchte sie zu nicken – gegen den Zug seiner Hand an ihren Haaren. Er ließ plötzlich los, und ihr Kopf kippte nach vorn.
»So ist es richtig«, lobte er. »Senke respektvoll und gehorsam den Kopf.« Er richtete sich auf und trat einen Schritt weit zurück; Hazel betrachtete seine Schuhe. »Und jetzt sieh zu, dass du in Bewegung kommst, Mädchen, und mach diese Bälger
sauber.«
Sie brauchte Kleider für sie; sie brauchte Toilettenartikel, um sie sauber zu machen. Sie wollte fragen … aber sie durfte ja nichts sagen.
»Einer von uns bringt dir, was du brauchst«, sagte der Mann.
»Nahrung und Wasser, solange du gehorsam bist. Anständige Kleider für die Babys. Auf diesem heidnischen Schiff gibt es nichts, was für euch angemessen wäre; du wirst was anfertigen müssen. Wir zeigen dir Bilder. Becken und Toilette findest du da drin; du wirst die Kleider darin waschen.«
Sie fragte sich warum, wo doch die Bordwaschmaschine auch die dreckigsten Sachen in nur wenigen Minuten sauber, trocken und gebügelt wieder ausspuckte. Sie stellte die Frage nicht laut.
Das Material traf wenig später ein. Nahrungspakete,
Milchpulver, das man mit Wasser aus dem Bad mischen konnte, Bettlaken und Handtücher und ein Sack voll Kinderkleidung, Seife und Shampoo, Kämme und Bürsten. Sogar ein paar
Spielsachen: Zwei Puppen, Bauklötze, ein Spielzeugauto. Hazel war dankbar. Sie gab jedem der Kleinen einen Schokoriegel und stöberte im Kleidersack … da war Paolos brauner Overall, Brandys gestreiftes Hemd, Stassis geblümtes, Dris' grauer Ove-166
rall. Aber keiner von den Overalls der Mädchen oder den Shorts, die sie sonst zu den Blusen trugen.
Die Kleinen waren so schmutzig, dass Hazel nicht erkennen konnte, was Schmutzflecken und was blaue Flecken waren.
Sobald sie mit den Schokoriegeln fertig waren, trieb sie sie ins Bad und machte sie mit Hilfe der Handtücher und der Seife sauber. Dann zog sie alle an, soweit sie konnte, und faltete die restlichen Kleidungsstücke zusammen. Vier weitere Blusen, vier weitere Overalls … drei Garnituren für jedes Kind, falls sie nur vollständig gewesen wären. Und für Hazel selbst… nur ein langärmliger Pullover, der eigentlich Stinky gehörte; er hatte in ihrer Kabine gelegen, weil sie während der letzten Schicht Hemden mit ihm getauscht hatte. Sie zog den Pullover nicht an, weil sie nichts fand, was sie dazu tragen konnte … der Gedanke, ihn oben zu tragen und nichts darunter, war schlimmer, als nackt zu bleiben.
Sie stapelte die Kleider ordentlich in einer Ecke und die Lebensmittel in einer anderen. Dann gestattete sie den Kindern, die Spielsachen zu durchsuchen. Brandy suchte sich Bauklötze aus, wie immer. Stassi drückte sich ihre Puppe heftig an die Brust. Paolo machte sich daran, Bauklötze an Brandy
auszuteilen, während Dris die andere Puppe in das
Spielzeugauto setzte und es über den Boden schob.
Die Luke flog mit einem Knall auf und erschreckte Hazel; beinahe hätte sie aufgeblickt, aber sie entsann sich noch rechtzeitig eines Besseren. Die Kleinen blickten auf, wandten sich aber rasch wieder ab und ihr
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