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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Griff eines weiteren Mannes strampelte und
    kreischte, und dass dieser Mann versuchte, sie mit einem Stück Stoff zu knebeln. Stassi weinte leiser im Griff eines vierten; die beiden kleinen Jungs klammerten sich an Stinky, der so
    verängstigt aussah, wie Hazel sich fühlte.
    »Ein Mädchen«, sagte einer der Männer. »Diese Perversen.«
    Brandys Schreien brach ab; der Mann, der sie festhielt, hatte es geschafft, den Knebel zuzubinden. »Nimm du sie«, sagte er und schob Brandy Hazel in die Arme. »Und bring sie mit.«
    Sie drückte Brandy an sich und versuchte das Kind zu trösten, das in den Knebel schluchzte. Stassi klammerte sich an eines ihrer Beine und Paolo an das andere. Stinky trug Dris. Die Piraten schoben sie vorwärts, wieder zur Brücke hinauf.
    Das Erste, was Hazel auf der Brücke sah, war die Leiche ihres Daddys in einer Blutlache. Sie ließ beinahe Brandy fallen, aber das Kind klammerte sich mit Armen und Beinen fest an sie. Da waren noch mehr Leichen, alles Menschen, die Hazel kannte –
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    Baris der Navigator, und Sig der Frachtleiter und … und da lag Stinkys Mutter, geknebelt und gefesselt, aber mit Wut in den Augen. Alle Frauen der Besatzung lagen dort in einer Reihe, gefesselt und geknebelt. Käpten Lund saß angebunden auf seinem Kommandositz, dem Eingang der Brücke zugewandt.
    Und die ganzen bewaffneten Männer hier trugen die gleichen Uniformen wie die Leute, die Hazel gefangen genommen
    hatten.
    Der Anführer wandte sich an Käpten Lund. »Sie haben uns angelogen, Käpten. Das war nicht sehr klug.« Er sprach die Worte schleppend aus, ein Akzent, den Hazel noch nie gehört hatte.
    »Ich … wollte die Kinder retten.«
    »Gott rettet die Kinder, indem er sie in dessen Hände gibt, der sie in Rechtschaffenheit großzieht.« Der Anführer lächelte, und bei diesem Lächeln wurde Hazel innerlich kalt.
    Käpten Lund sah erst Hazel an und dann Stinky. »Es tut mir Leid«, sagte er. Der Anführer knallte ihm die Waffe an den Kopf.
    »Sie halten den Mund, alter Mann. Niemand spricht zu
    unseren Kindern außer unseren Familienangehörigen. Und
    Ihnen wird noch richtig Leid tun, dass Sie uns angelogen haben
    …« Er wandte sich an seine Männer. »Fangen wir an …
    überprüfen wir diese heidnischen Schlampen und sehen wir, ob irgendeine von'en die Mühe wert ist.«
     
    Hazel lag in der Kabine, die früher für Passagiere bereitgehalten worden war, und versuchte, all die Kleinen gleichzeitig an sich zu drücken. Dris döste noch, und sie wusste nicht, ob es am 163
    Schlafmittel lag oder der Beule an seinem Kopf. Paolo
    wimmerte leise; Stassi hatte die ganze Hand in den Mund gesteckt und saugte heftig daran. Brandy war völlig weg und schnarchte durch den Knebel. Hazel hätte ihn ihr am liebsten herausgenommen, aber sie fürchtete sich vor dem Mann mit der Waffe, der neben der Luke stand. Sie fürchtete sich vor allem.
    Sie musste so tun, als wäre das nicht der Fall, weil die Kleinen sie brauchten; sie war der eine Mensch, mit dem sie vertraut waren, der eine Mensch, bei dem sie sich sicher fühlten, falls das überhaupt noch möglich war bei all dem, was sie
    durchgemacht hatten. Wie konnte man jemandem ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, wenn man sich selbst nicht sicher fühlte?
    Sie konnte immer noch nicht glauben, dass das alles passierte.
    Die Schmerzen im eigenen Körper waren real und die Angst ebenfalls, aber – hatte sie wirklich all das gesehen, woran sie sich erinnerte? Die Frauen, die seit dem Tod der eigenen Mutter ihre Tanten gewesen waren, ihre Mentoren, sie alle … Hazel fand nicht mal Worte für das, was ihnen angetan worden war, außer den Morden am Ende. Und der arme Käpten Lund … sie kannte ihn schon, so weit sie zurückdenken konnte, ein sanfter Mann, ein freundlicher Mann… und sie hatten ihm die Zungen der Frauen in den Mund gestopft, und dann… und dann
    erschossen sie ihn schließlich.
    Paolo wimmerte ein bisschen lauter; der Mann an der Luke knurrte. Hazel streichelte dem Kind über den Rücken. »Sachte«, murmelte sie. »Schhh.« Sie wollte jetzt nicht mehr an all das denken; sie wollte nur noch an die Kleinen denken, die sie brauchten.
     
    164
    »So lauten die Regeln«, sagte der Pirat. Hazel saß auf dem Deck, Brandy auf dem Schoß, während sich die übrigen Kleinen an sie kuschelten. »Sieh mich an!«, verlangte der Pirat. Hazel hatte die Kleinen angesehen, denn man hatte sie schon
    geohrfeigt, weil sie einen der Piraten ansah – oder anstarrte,

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