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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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getötet werden; sie glaubte nicht, dass die Piraten sie verschonten.
    »Ich denke, wir sollten uns ergeben«, sagte sie. »Vielleicht…«
    »Das kommt nicht in Frage, Milady«, erwiderte Calvaro.
    »Das ist keine Entscheidung, die Sie treffen können; wir haben Ihrem Vater geschworen, Sie zu beschützen. Suchen Sie Ihre Kabine auf, Milady.«
    Sie wollte es nicht. Sie wusste, was passieren würde, und es war nicht der Tod, den sie fürchtete, sondern dass sie diese Leute zwangsweise in eine Lage gebracht hatte, in der sie beim vergeblichen Versuch, Brun zu beschützen, sterben mussten –
    sterben würden. Ich bin es nicht wert, hätte sie gern gesagt…
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    eingeräumt… und sie wusste doch, dass sie das nicht sagen durfte. Sie durfte ihnen nicht die Ehre rauben. Diese Leute dachten, dass ihr Vater es wert war, oder – wieder klangen ihr Esmays Worte im Kopf nach – sie dachten, dass sie selbst es wert war. Brun sprach jedem einzelnen gegenüber seinen
    Namen aus: Giles Barrican, Hubert Calvaro, Savoy Ardenil, Basil und Seren Verenci, Kaspar und Klara Pronoth, Pirs Slavus, Netenya Biagrin, Charan Devois. Sie fand keine Worte, die über die reine Namensnennung hinausgingen, über die Anerkennung ihres Lebens. Sie gab ihnen alles, was sie konnte, ein letztes Lächeln, und suchte dann widerspruchslos die eigene Kabine auf, wie sie es wünschten. Es würde nicht funktionieren; Brun würde letztlich auch sterben, aber … ihre Beschützer würden nicht miterleben, wie sie getötet oder gefangen
    genommen wurde. Sie konnten in der Erinnerung an dieses Lächeln sterben, was immer es ihnen auch nützen mochte …
    und sie wusste nicht mal, ob diese Leute an ein Leben nach dem Tode glaubten, in dem eine solche Erinnerung vielleicht tröstlich war. Sie schrieb ihre Namen auf viele Zettel und versteckte diese an Stellen, wo sie hoffte, dass die Piraten sie nicht finden würden. Diese Leute hatten mehr verdient, aber das war alles, was sie tun konnte.
     
    Als die Kabinenluke schließlich nachgab, stand Brun den Eindringlingen mit ihren persönlichen Waffen gegenüber, und der Erste, der einzutreten versuchte, stürzte zuckend. Aber die kleine Kugel, die die anderen hereinwarfen, detonierte zu einem Sprühregen aus Nadeln … und Brun spürte die leichten Stiche am ganzen Körper. Die Hand entspannte sich und die
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    Seitenwaffe fiel heraus; die Knie gaben nach, und das Deck kam ihr entgegen und fing sie auf.
    Sie erwachte zu dem Gefühl, sie würde ersticken, versuchte das Hindernis hervorzuhusten und erkannte dann, dass es ein Tuchballen war, den man in ihrem Mund festgebunden hatte.
    Ein Knebel wie in einer alten Erzählung. Lächerlich! Sie blinzelte und blickte finster zu den Männern hinauf, die über ihr aufragten. Sie steckten in Raumanzügen, die Helme nach hinten geklappt. Bruns Körper fühlte sich immer noch schwer und schlaff an, aber sie konnte doch ansatzweise die Beine bewegen, als sie es versuchte. Dann unterhielten sich die Männer mit einem so schweren Akzent, dass sie sie kaum verstand, und griffen nach ihr. Sie versuchte sich zu wehren, aber die Droge machte das unmöglich. Sie zerrten sie hoch und dann durch die verformte Luke hinaus auf den Hauptkorridor der Yacht… über die Leichen ihrer Beschützer hinweg … durch den Schlauch, den sie zwischen der Yacht und ihrem Schiff montiert hatten, was immer das für ein Fahrzeug war.
    Sie drückten sie auf einen Stuhl, schnallten sie an und gingen weg. Brun wand sich, so weit sie konnte. Die Arme und dann auch die Beine juckten erst und kribbelten dann. So… die Wirkung der Droge ließ also nach, aber sie sah trotzdem keine Möglichkeit zu fliehen. Noch nicht. Deine erste Pflicht ist es, am Leben zu bleiben!
    Etliche weitere Männer kamen durch den Schlauch … waren das alle? Oder waren einige an Bord der Yacht geblieben, und wenn ja, warum? Sie spürte ein Pochen in den Ohren, als sie die Außenluke schlössen, dann die Innenluke. Sie mussten die Yacht abgestoßen haben … also würde sie irgendjemand finden.
    Eines Tages. Falls ein weiteres Boros-Schiff hier vorbeikam, 183
    falls ein weiteres Boros-Schiff ein kleines Stück Raumschutt überhaupt bemerkte…
    Das Schiff, auf dem sie jetzt war, erbebte ungemütlich – ein Sprung? – und beruhigte sich wieder. Drei der Männer hielten sich immer noch vor der Luftschleuse auf und machten sich jetzt wieder an die Arbeit… Brun reckte den Hals und versuchte zu erkennen, was sie taten. Ein

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