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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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dem Schiff passiert ist… und wir wissen, dass sie Kinder an Bord hatten und versteckt haben. Die Frage lautet nun: Haben die Piraten die Kinder gefunden? Sie mitgenommen?«
    »Müssen sie wohl«, sagte Esmay, und ihr war übel bei dem Gedanken. Vier Kinder im Vorschulalter, in dem Alter, in dem Esmay selbst … Sie verbannte diesen Gedanken, war sich aber trotzdem einer tief sitzenden Wut bewusst, die zum Handeln rief. Die Person, die genug Geistesgegenwart gezeigt hatte, um diesen Würfel im Rettungsboot unterzubringen – die daran gedacht hatte, den umfassenden Aufnahmemodus einzuschalten
    – hatte auch rasch Videoaufnahmen von den Akten der Kinder gemacht. Also kannte man auf der Shrike jetzt deren Namen und Gesichter. Zwei Mädchen, Schwestern. Zwei Jungen, Vettern.
    »Die Videoqualität ist so gut, dass wir die Abzeichen auf diesen Uniformen erkennen müssten; dann sehen wir mal, ob 218
    der Geheimdienst etwas darüber weiß. Die Gesichter – vielleicht haben wir sie schon irgendwo gespeichert. Und das sind die umfangreichsten Tonaufnahmen, die wir je von Piraten erhalten haben. Interessanter Akzent.«
    Aber Esmay konnte an nichts anderes denken als die Kinder, die hilflosen Kinder. Sie drehte das orangefarbene und blaue Spielzeug unaufhörlich in den Händen.
     
    Eine nach der anderen fanden die Rettungsmannschaften die Leichen und bargen sie.
    »Wir haben zu viele Leichen«, sagte der Teamleiter. »Wie groß war die Besatzung des Kauffahrers?«
    »Also hat es auch einige Piraten erwischt«, sagte Solis.
    »Darüber gräme ich mich nicht.«
    »Diese Männer wurden ausgezogen – im Gegensatz zu den
    anderen. Kann man erwarten, dass die Piraten ihre eigenen Toten ausziehen und über Bord werfen?«
    »Unwahrscheinlich. Ausgezogen, sagen Sie? Warum diese
    Männer?«
    »Keine Ahnung, aber es gibt keine Spur einer ID zu ihnen.
    Wir können ihnen Gewebeproben entnehmen, aber Sie wissen ja, wie das ist…«
    »Keine Fingerabdrucke oder Netzhautmuster?«
    »Nee. Alles weggebrannt. Nach dem Tod, sagt der Arzt; die Männer sind an Kampfverletzungen gestorben.«
    Solis wandte sich an Esmay. »Irgendwelche Ideen,
    Lieutenant?«
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    »Sofern wir nicht über irgendeinen Kampfschauplatz
    gestolpert sind … nein, Sir.«
    »Die Kauffahrer sehen wie normale Spacer aus«, sagte der Arzt. »Leichte Knochen, geringe Körpermasse … Handelsschiffer fahren fast immer mit niedriger Schwerkraft, weil man sich dabei wohler fühlt. Unterschiedliches Alter – der Koch war zwei Jahre älter als der Käpten, und dann geht es bis zum Kind hinunter.« Damit sprach er den dürren Teenager an, der in einen Kampf verwickelt worden war, ehe man ihn erschoss. »Aber diese anderen … sie könnten von der Flotte sein, außer dass sie keine Flotten-IDs haben. Sehen Sie sich die Ausbildung der Muskulatur an – und die Knochenmasse weist auf regelmäßiges hartes Training in einem ansehnlichen Schwerefeld hin,
    mindestens Standardschwerkraft. Und obwohl die Piraten die Fingerkuppen weggebrannt haben, erkennen wir genügend
    Schwielen an den Händen, die auf Waffengebrauch hindeuten
    …«
    »Mal angenommen, es waren die Piraten; warum sollten sie nicht wünschen, dass man diese Männer identifiziert? Falls der Kauffahrer das Hauptziel war – was offensichtlich scheint – und sie die Identitäten der Besatzungsmitglieder nicht vertuscht haben … Was hat das dann zu bedeuten?«
    »Weiß nicht. Militär, wenn auch nicht die Flotte … vielleicht ein Spähschiff der Benignität? Eine Sonde der Guernesi? Aber –
    warum sollten die Piraten nicht wollen, dass wir es erfahren? Es sei denn, sie kommen von derselben Macht – aber das würde bedeuten, dass es ihre eigenen Leute sind, und wir haben schon gesagt, dass das vermutlich nicht zutrifft. Wir können uns nur sicher sein, dass sie nicht zur Besatzung des Kauffahrers gehörten.«
    220
    »Können wir keinen genetischen Scan durchführen?«
    »Na ja, könnten wir – falls wir einen der großen Sequenzer an Bord hätten. Das gerichtsmedizinische Labor im Sektor-HQ hat wohl einen, aber dadurch würden wir auch nicht viel erfahren.
    Vielleicht eine grobe Schätzung, von welchem Dutzend
    Planeten diese Personen vermutlich stammten, aber beim
    heutigen Ausmaß des Reiseverkehrs verlieren solche Angaben ständig an Genauigkeit. Ich werde hier die einfacheren
    Gewebetests durchführen, rechne aber nicht damit, etwas zu entdecken. Falls jemand Personen vermisst meldet und ihre Genome gespeichert

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