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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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sich dazu entschlossen, mit Baumann zu reden«, stellte Christine fest. »Wie kam es zu diesem Sinneswandel?«
    »Mir wurde klar, dass ich etwas unternehmen musste, dass ich verrückt würde, wenn ich keine Klarheit bekäme.«
    »Und da dachten Sie, wenn Sie Fabian Baumann umbringen, haben Sie das Problem gelöst?«, fragte Christine ungläubig.
    »Nein, um Gottes willen. Natürlich nicht. Ich wollte lediglich mit ihm reden. Ich wollte ihm klarmachen, dass er diese Anspielungen lassen soll. In den letzten Wochen hab ich ihn unzählige Male auf seinem Handy angerufen. Aber er hat mich auflaufen lassen. Hat mich weggedrückt oder kurz abgefertigt. Bis ich ihm gesagt habe, dass ich mich an den Alten wenden werde.« Katharina Arends griff nach einem Glas, das auf dem Tisch stand, und drehte es in der Hand.
    »Den Alten? Baumann senior?«, hakte Christine nach.
    »Tieden«, erklärte Oda. »Der Kommandant ist pauschal für alle an Bord ›der Alte‹.«
    »Stimmt.«
    »Und wie hat Fabian Baumann darauf reagiert?«
    »Das liegt inzwischen ja wohl auf der Hand. Ich habe unter dieser Androhung ein Treffen gefordert, und er ist darauf eingegangen. Widerwillig zwar, aber das war mir egal.«
    »Aber warum haben Sie sich mit ihm ausgerechnet am Molenfeuer getroffen? Hatten Sie denn keine Angst mehr vor ihm?«
    »Nein, Angst hatte ich nicht. Er war ohnehin am Nassauhafen, aber da sind immer zu viele Leute. Darum hab ich das Molenfeuer vorgeschlagen. War ja für ihn nur ein Katzensprung, und ich wollte es zu Ende bringen. Er sollte mich in Ruhe lassen.«
    * * *
    Es ist dunkel. Ich halte. Wo ist Baumann? Während ich noch versuche, etwas in der Dunkelheit zu erkennen, wird meine Fahrertür aufgerissen. Baumann lacht mich an. Seine Bierfahne schlägt mir entgegen.
    »Steig aus«, sagt er und reißt mich förmlich aus meinem altersschwachen Golf. »Ist schön, dass du das Bedürfnis hast, mit mir allein zu sein. Dann brauchen wir die Tropfen ja diesmal nicht.« Er klopft auf seine Jackentasche, fasst mir ans Kinn, greift mit der anderen Hand um meine Taille.
    »Hör auf.« Ich schlage seine Hände weg. »Es ist mir ernst. Hör auf mit diesen Anspielungen. Lass mich in Ruhe. Wenn du das nicht tust, wirst du gewaltigen Ärger bekommen, das schwöre ich dir.«
    Fabian lacht. »Du? Nie im Leben gehst du zum Alten. Dann zeig ich dem nämlich die Fotos und erzähl ihm, wie viel Spaß wir gehabt haben. Du und ich. Malte und du. Volker und du.«
    Mir bleibt die Luft weg.
    »Jetzt biste platt, was? Komm her, Süße, ich zeig dir die Bilder.« Er nestelt an seiner Brusttasche, zieht sein Handy hervor. Wischt mit dem Finger über den Touchscreen. »Sind doch schöne Aufnahmen, findest du nicht?«
    Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Es war nicht nur Baumann. Es waren alle drei. Baumann, Kleen … und … auch Volker. Sie haben tatsächlich die Dreistigkeit besessen, zu fotografieren, wie sie mich vergewaltigen. Ich bin wie erstarrt, als Baumann mir ein Bild nach dem anderen zeigt.
    »Die finden bestimmt auch andere klasse. Ich hab schon überlegt, ob ich die mal bei Facebook einstellen soll. Uns erkennt man ja nicht.« Er lacht wieder so hämisch. »Aber wenn du ganz lieb zu mir bist, mach ich das natürlich nicht.« Er fasst nach meiner Brust. Ich schlage ihm auf die Hand.
    »Gib das Handy her. Lösch die Bilder«, fordere ich. Die Starre ist von mir abgefallen.
    »Quatsch. Das ist mein Handy. Das kriegste nicht. Und die Bilder bleiben schön da drauf. Die guck ich mir jeden Tag gern wieder an.«
    * * *
    »Der Streit mit Baumann eskalierte«, sagte Katharina Arends mit fester Stimme. »Er wollte das Handy nicht rausrücken, ich wollte es um jeden Preis haben.«
    »Um jeden Preis«, wiederholte Oda.
    »Ja. Wissen Sie, was es heißt, von Ekel vor sich selbst erfüllt zu sein? Und dann besaß er noch die Dreistigkeit, mir zu sagen, er würde die Bilder ins Internet stellen. Da hätten Tausende andere Menschen sie sehen können! Das konnte ich doch nicht zulassen. Ich musste die verdammten Bilder haben. Also hab ich versucht, an das Handy zu gelangen. Baumann hat sich gewehrt. Erst hat er noch gelacht, aber dann …«
    »Sie haben Schlagtechniken angewandt, die man nicht anwenden darf.«
    »Es war mir scheißegal, ob ich die anwenden durfte. Ich wollte die Bilder.«
    * * *
    Fabian? Er liegt auf dem Boden. Rührt sich nicht mehr. Fabian? Ich stupse ihn an. Nichts. Keine Reaktion.
    Ich müsste Hilfe holen. Die 112 anrufen. Aber ich kann nicht.

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