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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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schon ist es erregend, dieses Gefühl von Macht. Er ahnt nicht einmal, dass er an den Fäden meiner Willkür hängt. Noch glaubt er, sich frei bewegen zu können.
    Schlaf gut, Malte.
    Viele Nächte werden es nicht mehr sein.

Mittwoch
    Der Wecker klingelte um sechs Uhr fünfzehn. Es war stockdunkel, im November gab es um diese Uhrzeit nicht einmal einen Ansatz Tageslicht, lediglich der schwache Schein der Straßenlaterne drang durch die halb heruntergelassenen Jalousien. Schläfrig drückte Christine die Snooze-Taste des Weckers, das ließ ihr vier Minuten Zeit, bevor er ein zweites Mal klingelte. Sie tastete auf die andere Seite des Bettes hinüber, fühlte Carstens Bauch und rutschte näher an ihn heran.
    Auch Carsten hatte den Wecker gehört, er streckte den Arm aus und sagte: »Komm kuscheln.«
    Sie schmiegte sich an ihn, als wollte sie mit ihm verschmelzen, ließ ihre Hand zärtlich über seinen Bauch wandern und fühlte seine an ihrem Rücken, bis der Wecker sie erneut daran erinnerte, dass heute kein Wochenende war, sondern Alltag. Die Pflicht rief.
    »Ich koch uns ’nen Kaffee.« Christine warf die Beine aus dem Bett. »Dann kannst du schon unter die Dusche hüpfen.« Sie wollte aufstehen, aber Carsten zog sie noch einmal an sich.
    »Ich liebe dich. Hab ich dir das in der letzten Zeit eigentlich gesagt?«
    »Das hast du mir noch nie gesagt«, erwiderte Christine. Mit einem eigenartigen Gefühl im Bauch löste sie sich von Carsten und stand auf. Für diesen Satz hätte sie sich eine romantischere Situation gewünscht als den Moment zwischen zwei Weckrufen.
    »Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte Carsten irritiert.
    »Nein.« Seine Frage brachte sie unwillkürlich zum Lachen. Sie lief auf seine Seite des Bettes, drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund und sagte: »Und nun steh gefälligst auf, Herr Staatsanwalt. Nicht dass du zu spät zum Dienst kommst.«
    Nur mit ihrem Bademantel bekleidet, den sie sich übergeworfen hatte, weil die Heizung das Haus nach der Nachtabsenkung noch nicht auf Wohlfühltemperatur gewärmt hatte, lief Christine nach unten, goss das Wasser, das sich noch vom Vortag in der Kaffeemaschine befand, auf die Blumen im Wohnzimmer und füllte gerade frisches in den Behälter, als sie oben Carstens Handy klingeln hörte. Für einen Moment war sie versucht, wieder hochzulaufen; er hatte es auf seinem Nachttisch abgelegt. Doch sofort sagte sie sich, dass sein Handy sie nichts anging. Sie nahm die Dose mit dem Kaffeemehl aus dem Schrank, setzte den Papierfilter ein und begann, die Kaffeelöffel abzuzählen. Nach ›zwei‹ piepte Carstens Handy, und nach ›fünf‹ klingelte es ein zweites Mal. Ob das beruflich war? Oder doch Silvia? Christine atmete durch. Es wurde Zeit, dass diese Heimlichtuerei ein Ende hatte. Sie war frei, und Carsten war frei. Er musste einfach Stellung beziehen. Das war er ihr, sich selbst und auch seinen Kindern schuldig.
    Während der Kaffee durchlief, holte sie den »Wilhelmshavener Kurier« aus dem Briefkasten und las erfreut die Schlagzeile. »JadeWeserPort: ein Erfolg auf ganzer Linie.« Jürgen Töpfer, Odas Lebensgefährte, hatte den Leitartikel verfasst. Sie war gerade mittendrin, als Carsten in Anzug und Straßenschuhen die Treppe heruntereilte, in voller Montur sozusagen. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Hab leider keine Zeit zum Frühstücken«, sagte er und angelte sich schon seinen Mantel von der Garderobe. »Die Kinder haben angerufen. Es scheint Silvia nicht gut zu gehen, Marie war ganz aufgeregt, ich muss sofort hin.«
    Mit den Worten »Wir sehen uns nachher« drückte er ihr beiläufig einen Kuss auf die Stirn und eilte hinaus. Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss, bevor Christine antworten konnte.
    Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter. So war das wohl, wenn man sich in einen Mann verliebte, der mit seiner Noch-nicht-ganz-Exfrau kleinere Kinder hatte.
    Als Christine eine gute Stunde später das Haus verließ, präsentierte sich der Tag mit vorwinterlichem Bilderbuchwetter. Die Temperaturen lagen knapp unter dem Gefrierpunkt, die Luft war kristallklar, und die Sonne schob langsam die Wolken beiseite. Als Christine im Polizeigebäude ankam, hörte sie aus den Büros der Kollegen geschäftiges Treiben. Kaffeeduft wehte verlockend von der Personalküche her durch den Flur.
    »Einen wunderschönen guten Morgen.« Sie steckte den Kopf in Lemkes und Nieksteits Büro, in dem sie erstaunlicherweise auch Oda vorfand, die alles andere als

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