Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
Vom Netzwerk:
in der letzten Zeit gestritten habt. Glaub mir, heutzutage können die auf deinem Handy alles nachverfolgen. Da ist nichts mehr geheim. Also überleg dir schon mal, was du der Polizei sagen willst, wenn die dich befragen und deine Fingerabdrücke nehmen.«
    »Du bist ja verrückt«, sagte Lutz schnaufend. Er nahm die Ordner wieder auf. Wortlos gab sie den Weg frei. Kurze Zeit darauf hörte sie, wie er oben in seinem Arbeitszimmer mit der Faust gegen die Wand schlug.
    * * *
    Es war schon spät. Eigentlich hatte Christine viel früher ins Bett gehen wollen, aber nachdem sie die Bügelwäsche erledigt und einmal durchs Haus gesaugt hatte, war ihr danach gewesen, vor dem Schlafengehen noch ein wenig vorm Fernseher zu entspannen. Ein bisschen Ablenkung. Als da ausgerechnet ihr Lieblings-Kino-Musical »Mamma Mia« lief – mit Meryl Streep in der Hauptrolle –, hatte Christine sich mit einem Glas Weißwein auf die Couch fallen lassen und den Film einfach nur genossen. Sogar mitgesungen hatte sie, froh darüber, dass sie mit keinem Nachbarn Wand an Wand wohnte, so war es egal, ob sie den Ton traf; sie sang voller Inbrunst, tanzte sogar durchs Wohnzimmer und fühlte sich richtig gut dabei.
    Die Mittagsstunde mit Carsten hatte sie sich anders vorgestellt, denn sie hatte nicht mit ihm über den aktuellen Fall sprechen, sondern ein sehr persönliches Gespräch zwischen zwei Menschen führen wollen, die in enger Beziehung zueinander standen. Als Affäre würde sie das, was zwischen ihnen war, auf keinen Fall bezeichnen, aber von Liebe zu sprechen, erschien ihr dann doch etwas hoch gegriffen. Sie waren zusammen, wie es allgemein hieß. Und sie wollte mit ihm noch einmal über sie beide, über Weihnachten und seine Einstellung ihr gegenüber reden. In einem Café würde es einfacher sein, hatte sie gedacht, da würde er sich nicht so bedrängt fühlen, doch ganz offenkundig lag Carsten mehr daran, Berufliches mit ihr zu besprechen als Privates. So war er ihr beinahe ein wenig erleichtert erschienen, als Oda auftauchte. Irgendwie besaß sie das Talent, ständig in Christines Weihnachtsplanungsgespräche mit Carsten zu platzen, das war vorgestern genauso gewesen, auch wenn ihr das in dem Fall nichts ausgemacht hatte, weil Carstens Vorschlag ihr die Sprache verschlagen hatte. Aber sie würde nicht lockerlassen.
    Sie schaltete den Fernseher aus, kontrollierte, ob die Haustür verschlossen war, und lief die Treppe nach oben. Sie trug bereits den Hausanzug aus bronzefarbenem Nickistoff mit nachgemachtem Fellkragen, den zog sie aus und hängte ihn achtlos auf den Bügel an der Badezimmertür, bevor sie in ihren Schlafanzug schlüpfte. Als sie sich abschminkte, hielt sie inne und betrachtete sich im Spiegel.
    Ihre Haut glänzte blass, und dass die Elastizität der Jugend fehlte, war nicht zu übersehen. Sie war eben keine zwanzig mehr, das war aber doch okay. Sie war weit über dreißig, intelligent, stand mitten im Leben und hatte einen Job, der sie forderte. Das sah man eben. Männer wurden ja auch nicht jünger und schämten sich nicht einmal für einen leichten bis mittleren oder gar größeren Bauchansatz. Von Frauen hingegen wurde erwartet, dass sie ewig schlank und sexy blieben. Sie schob ihr Gesicht näher an den Spiegel heran. Ein Besuch bei der Kosmetikerin wäre sicher kein schlechter Gedanke. Und die Haare würde sie morgen früh auch waschen, da musste sie den Wecker eine Stunde früher stellen. Jetzt, im wenig schmeichelnden Neonlicht des Badezimmerspiegels, fühlte sie sich alles andere als begehrenswert. Ziemlich demotiviert krabbelte sie unter ihre Bettdecke, lehnte sich an das Kopfende, stopfte sich dabei ihr Kopfkissen in den Rücken und griff zu dem Buch auf ihrem Nachttisch. Doch sie konnte sich nicht auf die Geschichte konzentrieren. Der Fall ging ihr nicht aus dem Sinn. Und Carsten.
    Es nützte nichts, sie durfte die Augen nicht vor dem verschließen, was er tat. Beziehungsweise vor dem, was er nicht tat. Seine Liebesbekundungen waren wohl reine Lippenbekenntnisse. Würde ihm wirklich etwas an ihr liegen, würde er anders handeln. Das musste sie sachlich sehen. Das eine war, was die Menschen sagten, das andere, was sie taten. Oft genug hatte sie es in ihrem Beruf mit Frauen zu tun, die für alle Schlechtigkeiten ihrer Männer Ausreden und Entschuldigungen fanden. Darüber war sie stets betroffen gewesen und hatte sich geschworen, in ihrem eigenen Leben die Kontrolle zu behalten. Bei ihrem Exmann Frank war ihr das

Weitere Kostenlose Bücher