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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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mir das Büro als angenehmer Kontrast. Wir gingen in den dritten Raum. Auf dem Schreibtisch stand ein riesiger bunter Blumenstrauß. Die Wände waren mit Plakaten bedeckt. An freien Stellen sah man die angegraute Tapete. Johanna Mahler war nicht da. Dafür ihr Pressesprecher. Zu viert ließen wir uns in der Besprechungsecke nieder. Unterschiedliche Sessel und Fauteuils, manches hätte selbst im Sperrmüll alt ausgesehen.
    »Wer sagt, dass es Selbstmord war? Und selbst wenn, dann hat ihn der Wahlkampf in den Selbstmord getrieben. Maximale Offenheit. Neue Breite. Dass ich nicht lache! Das gehört recherchiert. Unmenschlichkeit. ›Sie gehen über Leichen‹, das wäre eine schöne Schlagzeile.« Wessely und Fink sahen ihren Pressesprecher unsicher an.
    »Das ist kein Angriff auf Sie«, murmelte Fink in meine Richtung.
    Ich hatte es auch nicht so verstanden.
    »Wir sind Profis, also reden wir auch wie Profis.« Das war wieder der Pressesprecher.
    Profis. Er hatte wohl zu viele Filme gesehen.
    »Glauben Sie nicht, dass wir bloß politisches Kapital daraus schlagen wollen«, sagte Wessely. Und ich begann es zu glauben.
    »Es ist unsere letzte Chance«, fuhr Valentin Wessely fort, »unsere letzte Chance zu beweisen, dass bei Vogl nicht alles so glatt und sauber läuft.«
    »Beweisen Sie es«, sagte ich trocken.
    »Wir haben jedenfalls in einer Presseaussendung die volle Aufklärung der Umstände des Todesfalles verlangt. Und angedeutet, dass die Polizei aus Rücksicht auf die Mächtigen des Landes wieder einmal geschwiegen hat. Und …« Der Pressesprecher schien stolz auf seine Arbeit zu sein.
    Johanna Mahler kam mit einem »Darf ich?«, herein. Ich hatte sie aus der Entfernung immer ganz gerne gemocht. Auch wenn es mir auf die Nerven ging, wie gewisse Typen in ihr Jeanne d’Arc und Mutter Theresa in einer Person sahen. Sie war schon deutlich über 60, aber ihre Mischung aus gebildeter Zurückhaltung und künstlerischem Flair war irgendwie beeindruckend. Wessely, Fink und einige andere waren stolz, sie zur Kandidatur überredet zu haben. Als Kind Flucht vor den Nazis in die USA, nach ihrer Rückkehr Engagement gegen den Vietnamkrieg und für Menschenrechte. In den letzten Jahren war sie zu einer Leitfigur der Öko- und der Sozialbewegung geworden. Johanna Mahler wurde auch von vielen respektiert, die mit ihren Ideen wenig gemein hatten. Über die Jahrzehnte hatte sie eine Reihe von Büchern verfasst. Romane, aber auch Aufsätze zu aktuellen Themen. Und jetzt hatte sie sich in die Politik begeben. Eine Alternative zu Vogl. Chancenlos.
    Fink und Wessely klärten die Kandidatin in groben Zügen auf. »Ich will mir erst ein Bild machen, bevor ich etwas dazu sage.«
    »Wir müssen …«, fiel ihr Wessely ins Wort und verstummte wieder.
    »Wir werden«, erwiderte Johanna Mahler.
    Und was war mit mir?
    Der Pressesprecher und Wessely verließen den Raum. Johanna Mahler erzählte mir eine Menge netter und nichtssagender Geschichten aus dem Wahlkampf. Ich fand sie immer noch sympathisch, aber vielleicht hätte ich im Vergleich zu Vogls Truppe alle sympathisch gefunden. Irmgard Fink telefonierte mit irgendwelchen Unterstützern, die offenbar ganz anderer Meinung waren als die Bündniszentrale. »Die Zentrale ist hier, verdammt noch einmal«, hörte ich sie fluchen. »Ihr könnt kein Geld ausgeben, das wir euch nicht geben. Nein, verdammt. Die Spenden müssen zu uns, und da wird dann entschieden.«
    Johanna Mahler seufzte. Das Geld sei ein großes Problem.
    Als ich das Bündnisbüro verließ, drückte mir der Pressesprecher die Aussendung über Bellini-Kleins Tod in die Hand. Sie war bereits kurz nach zwei freigegeben worden. Neuigkeiten sprachen sich in der Branche schnell herum.
    Ich kaufte beim nächsten Zeitungsverkäufer alle schon verfügbaren Abendausgaben und ging zurück in die Redaktion. Die Selbstmord-Story hatte offenbar nur beim Bündnis eingeschlagen. Das Zeitungsecho war mager. In der auflagenstärksten Zeitung wurde nicht einmal etwas erwähnt. Aber die protegierte ja Vogl. Und Vogl tat, was sie wollte.
    In einer anderen Abendzeitung lautete die Headline auf Seite fünf: »Bündnis spekuliert auf Mord. Hat Vogl-Wahlkampf mit Tod von Bellini-Klein zu tun?« Sicherheitshalber hatte der Redakteur auch einen Kommentar zum Thema verfasst, in dem er sich gegen solche Spekulationen verwahrte.
    Ich ging ins Kino und sah mir eine alte amerikanische Komödie an. Sie hatte nichts mit Politik zu tun.
    Mir war nach frischer Luft

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