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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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und nachzusehen. Und mich dann wieder die Stufen nach oben zu kämpfen. Aber ob die Handtasche morgen noch da sein würde? Ob es in der Einfahrt eine Blutlache gab? Mir war der Gedanke daran peinlich, und ich wunderte mich über diese eigenartige Reaktion. Eigentlich wollte ich am liebsten niemandem von dem Vorfall erzählen. Ich würde es überleben. Oder waren die Schmerzen im Magen und entlang des Brustbeins doch Ausdruck innerer Verletzungen?
    Ich schleppte mich ins Badezimmer, zog mühsam meine verdreckten Kleider aus und begann mich vorsichtig zu inspizieren. Viel Blut war nicht geflossen, obwohl ich den gegenteiligen Eindruck gehabt hatte. Unter dem Ohr war eine offene Wunde, die schon zu bluten aufgehört hatte. Mein Jochbein schien nicht zertrümmert worden zu sein, und die Haut war auch nicht aufgeplatzt. Es würde allerdings einen lange sichtbaren Bluterguss geben. An drei Stellen begann sich die Haut schon jetzt zu verfärben: einmal am Brustbein, einmal seitlich am Ende der Rippenbögen und einmal an der rechten Hüfte. Hier hatte ich großflächige Abschürfungen. Ich betastete die Rippen. Sehr intensiv war das nicht möglich, dazu waren die Schmerzen zu stark. Aber mit einigem Glück hatte ich mir nichts gebrochen. Auch der Umstand, dass ich wieder tief durchatmen konnte, ließ darauf schließen. Ein Knöchel war leicht angeschwollen, sah aber nicht weiter schlimm aus. Wie vermutet, hatte ich mir in Zunge und Lippe gebissen. Zahn hatte es keinen erwischt. Der Zunge sei Dank. Ich schien überhaupt Glück gehabt zu haben. Das fand auch Gismo. Denn jetzt erhob sie ihr übliches Geschrei nach Nahrung.
    Ich tappte nackt in die Küche und gab ihr Dosenfutter.
    Dann suchte ich nach dem Fläschchen mit Teebaumöl. Teebaumöl ließ Wunden schneller heilen und wirkte entzündungshemmend. Bisher hatte ich Teebaumöl zwar bloß bei kleinen Küchenverletzungen und Insektenstichen angewandt, aber da hatte es phänomenal geholfen. Ich zuckte zusammen, als ich das Öl auf die aufgeschürfte Hüfte träufelte. Normalerweise brannte es nicht. Hatte wohl auch mit der Art der Verletzung zu tun. Ein Glück, dass etwas Fett auf den Knochen ist, dachte ich fast zufrieden. Ich hatte mir nichts gebrochen. Oder stand ich noch unter Schock? Mir fiel die schaurige Erzählung ein, in der ein Unfallopfer erst nach Stunden, als es sich schneuzen wollte, bemerkte, dass ihm die Nase fehlte. Ich griff mir an die Nase. Sie war noch da. Genau wo sie hingehörte. Meine Nase hatten sie nicht getroffen, sie tat kein bisschen weh. Ich liebte meine Nase wie nie zuvor.
    Um mich zu duschen, fühlte ich mich zu wackelig. Ich wickelte mich in meinen Morgenmantel und ging langsam, aber schon viel sicherer zum Wohnzimmertisch zurück und schenkte mir nach. Morgen würden die Schmerzen noch ärger sein, zumindest sagte man so. Außer Aspirin hatte ich kein Medikament im Haus. Aspirin und Whiskey, man würde sehen. Schlimmer, als niedergeschlagen zu werden, konnte das auch nicht sein.
    Also drei Aspirin und noch einen Schluck. Die Handtasche … Es wäre wichtig zu wissen, ob die Schläger es auf die Handtasche abgesehen hatten. Sie könnten sie aber natürlich auch nur zur Tarnung mitgenommen haben. Nein, ich sollte ja merken, dass ich einen Denkzettel verpasst bekommen hatte. Oder war es ein Mordversuch gewesen? Wann waren die beiden geflohen? Niemand hatte sie gestört. Keiner von den beiden hatte ein Messer gehabt. Bei einem Mordversuch hätten sie sicher die Tasche mitgenommen, um es wie einen Raub aussehen zu lassen. Wo war die Tasche? Irgend jemand musste nachsehen, wo die Tasche war. Droch hatte mich verspottet, er hatte mich sogar verdächtigt, den Drohbrief selbst geschrieben zu haben. Dass ich mich selbst zusammengeschlagen hatte, würde er wohl schwer behaupten können.
    Droch sollte es tun. Er konnte Auto fahren und sich alleine in den Rollstuhl hieven. Zumindest erzählte man sich das. Gab es zur Einfahrt eine Stufe? Wenn ja, konnte mir Droch nicht helfen. Vorausgesetzt, ich brachte ihn dazu, mir zu glauben. Es war bereits gegen eins. Und was, wenn Droch die Polizei verständigte? Dann war mir diese Entscheidung abgenommen. Droch konnte nicht zu mir herauf, er konnte nicht sehen, wie ich aussah, und ich konnte meine Verletzungen herunterspielen. Ein verstauchter Knöchel reichte, um nicht gehen zu können. Er würde nicht die Rettung rufen.
    Ich griff zum Telefon. Ich hatte es gestern auf dem Tisch stehen lassen und beglückwünschte

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