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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Ist es da nicht besser, tot zu sein?«
    Ich mochte seinen makaberen Humor nicht. »Irgendjemand muss es schließlich tun. Verwalten, Entscheidungen treffen.«
    »Und das von Ihnen?«
    Ich zuckte die Schultern. Peinlich. Aber wahr. »Die Frage ist bloß: Muss es Vogl sein?«
    »Glauben Sie, dass Johanna Mahler edler ist?«
    »Ja.«
    »Ich auch, aber ich glaube nicht, dass sie die bessere Politikerin wäre.«
    »Weil Sie längst betriebsblind geworden sind.«
    »Während Sie von Politik keine Ahnung haben.«
    Ich tippte: »Womit wir quitt wären.«
    Droch tippte. »Noch lange nicht.«
    Ich sah Droch an und dann wieder weg.
    Die nächste Stunde verbrachten wir damit, die Buchhaltung zu studieren. Erstmals konnte ich die Kenntnisse aus meinem Unikurs in Buchhaltung und Bilanzierung brauchen. Aber auch hier schien alles in Ordnung zu sein. Beachtlich, wer alles gespendet hatte. Mein Versicherungsdirekter hatte zwei Millionen locker gemacht. Nicht übel. Aber nicht kriminell. Und nicht mehr als ähnliche Unternehmen. Das Gehalt des Pressesprechers und das von Chloe Fischer waren ebenfalls nicht übel. Und auch nicht kriminell. Bei der Personalliste schienen bei einigen Gehälter auf, bei einigen nur der Hinweis auf die Mindestsozialversicherung, und bei anderen wiederum stand bloß ein Sternchen neben dem Namen. Orsolics hatte ein Sternchen, Schmidt und die Schreibkraft ebenso. Was hatten Orsolics, Schmidt und die Schreibkraft gemeinsam? Wurden sie von der Partei bezahlt? Das war zwar nichts Ungesetzliches, aber bei Vogls ständigem Gerede von Überparteilichkeit ganz interessant. Da waren noch fünf weitere Personen auf der Liste. Ich notierte mir die Namen.
    Auch neben einigen Firmennamen stand zwar die zu erbringende Leistung, aber unter »Ausgaben« war kein Betrag vermerkt, stattdessen fand sich ein Sternchen. Lief das alles über die Partei? Droch schien das sehr wahrscheinlich. Allerdings war das kein Grund für zwei Morde. Als ich enttäuscht die Disketten in meine Tasche packte, tröstete mich Droch: »Wenn man sagt, dass gewisse Politiker über Leichen gehen, dann ist das anders gemeint. Besser ist das nicht, bloß nicht strafbar.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und es gibt viele, die nur das Beste wollen«, meinte Droch.
    »Das Beste?«, wiederholte ich.
    »Glauben Sie wirklich, dass es bloß unter Politikern Heuchler gibt?«
    »Nein, aber Politiker machen aus ihrer Heuchelei ein Geschäft, und je mehr einer heuchelt, desto professioneller scheint er den meisten zu sein.«
    »Da ist etwas dran.«
    Ich passte die Vogl-Mitarbeiterin, deren Freundin in der Buchhaltung arbeitete, rechtzeitig vor der Mittagspause ab. Ich hatte in den letzten Tagen beobachtet, dass die beiden regelmäßig gemeinsam gegen 13 Uhr das Haus verließen. Die junge Frau war über die Erwähnung ihrer Person in meiner Story geschmeichelt und hatte gar nichts dagegen, dass ich mit ihnen zum Essen ging. »Ich werde Sie auch nicht aushorchen«, versprach ich.
    Die junge Frau erzählte mir von ihrer Idee, dass alle Gruppen Tagesberichte abliefern sollten. Nicht mehr als eine Seite pro Tag. Damit könne man den Überblick optimieren. Heute Nachmittag würde sie ihre Idee bei der Sitzung präsentieren.
    »Klingt gut«, sagte ich und meinte es auch.
    Die Buchhalterin erzählte nichts von ihrer Arbeit. Ich würde es vorsichtig angehen müssen. Der Dönerkebab beim Türken um die Ecke erwies sich als groß und trocken. Die meiste Zeit verging mit Kauen. Mehr als eine halbe Stunde wollten die beiden nicht wegbleiben. Ich erzählte ein wenig von meinem Redaktionsalltag. Über den nicht gerade kooperativen Chefredakteur und meine übliche Lifestyle-Arbeit. Ich merkte, dass die beiden Frauen darüber eher die Nase rümpften. Und ich erzählte von Chefkommentator Droch, seinem trockenen Humor und seinem politischen Verstand. Trug ich zu dick auf? Aber warum sollte ich ihn nicht erwähnen?
    »Ach ja«, sagte ich, ehe die beiden den letzten Bissen verdrückt hatten. »Ein Gerücht geistert bei uns herum. Irgendjemand, ich weiß nicht, wer, irgendjemand aus dem Prominentenkomitee hat einem politischen Redakteur etwas von der Buchhaltung erzählt. Er muss spioniert haben und hat behauptet, dass hinter den Namen einiger Mitarbeiter und Firmen Sternchen stehen. Es sollen die sein, die Vogl bereits ausgesucht hat, um sie in die Präsidentschaftskanzlei mitzunehmen oder ihnen wichtige Aufträge zu geben. Wegen befürchteter Eifersüchteleien habe man keine eigene

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