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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wusste Bescheid. »Meine Frau mag das Wasser nicht. Wenn, bin ich alleine draußen oder mit Freunden.« Droch hatte Freunde. Natürlich. Alle hatten Freunde.
    Droch saß auf der hölzernen Terrasse, die auf Pfählen direkt in die Donau hineingebaut war. Ich stand in der Küche und summte vor mich hin. Mit einem Mal erschien er mir viel jünger, wie er beinahe erwartungsvoll aufs Wasser sah.
    Ich wusch die Rucolablätter und rekapitulierte den Speiseplan. Als Vorspeise geräucherte Gänsebrust auf Rucola, gefolgt von Zucchini mit lauwarmen Zucchiniblüten, Gnocchi mit frischen Paradeisern und Basilikum, Pappardelle mit Kaninchen-Salbei-Sauce, Wachteln mit Trüffelfülle und als Dessert dunkle Schokomousse. Droch hatte ich nur gesagt, dass es sechs Gänge geben werde und dass er sich, solange ich kochte, draußen aufhalten solle. Die Fahrt zur Fischerhütte war unbeschwert gewesen – wie bei einem Schulausflug.
    Ich hatte daheim schon einige Vorbereitungen getroffen. Die Gnocchi lagen gut bemehlt bereit, der Kaninchenrücken war bereits in kleine Teile geschnitten, und die Wachteln waren mit meiner Lieblingsfülle – einer Mischung aus pürierten Kartoffeln, etwas angerösteter Zwiebel, etwas Bröseln, Salz, Pfeffer und, in Ermangelung frischer Trüffel, viel natürlicher Trüffelpaste – gefüllt. Auch die Mousse hatte ich bereits fertig von daheim mitgebracht.
    An Zucchiniblüten zu kommen war in Wien gar nicht so leicht. Ich hatte eine Marktfrau, die von mir schon einiges gewohnt war, rechtzeitig gebeten, mir in der Früh zehn große Blüten abzupflücken. Zwei ganz junge Zucchini waren bereits hauchdünn geschnitten und auf zwei Teller verteilt. Ich träufelte etwas Zitronensaft und etwas Olivenöl darüber. Zeit, das Rohr für die Wachteln vorzuheizen. Droch war erstaunlich gut ausgerüstet. In der Küche standen ein vierflammiger, mit einer Propanflasche verbundener Gasherd, ein Elektrobackrohr und ein Kühlschrank, der mir zwar zu klein gewesen wäre, aber immerhin.
    Ich spähte aus dem Fenster. Droch saß ganz ruhig da, das Gesicht noch immer dem Wasser zugewandt. Die Donau floss friedlich dahin, Büsche und Bäume drängten sich an der Böschung. Äste hingen ins Wasser. Am anderen Ufer hatte ein Hausboot festgemacht, und etwas flussaufwärts lag ein kleines Gasthaus. Als echte Städterin hatte ich nicht gewusst, dass die Donau bloß 20 Kilometer von Wien entfernt so anders war. Die Sonne stand schon tief, und ich fühlte ein eigenartiges Ziehen in der Magengrube. Das musste Hunger sein. Droch drehte sich um, sah Richtung Haus, und ich zog meinen Kopf schnell zurück. Er sollte nicht denken, dass ich ihn beobachtete.
    Man würde essen, und man würde über den Fall reden.
    Droch deckte den Tisch auf der Terrasse und spottete darüber, dass meine kurze Vorbereitungszeit wohl darauf schließen lasse, dass ich lieber einige Fertiggerichte eingekauft hätte. Ich lächelte triumphierend. Er würde schon sehen. Es gab Dinge, die konnte ich gut. Die Weine, die ich mitgebracht hatte, waren alle aus dem Veneto. Ursprünglich hatte Droch die Weine beisteuern wollen, aber ich hatte darauf bestanden, dass zu meinem Essen auch meine Weine gehörten. Zu den Vorspeisen hatte ich einen Chardonnay Frizzante aus der Gegend von Conegliano ausgesucht, der von einem meiner Lieblingsproduzenten stammte. Droch hatte ein weißes Tischtuch aufgelegt, und so saßen wir mit unserer Gänsebrust und dem leicht moussierenden Wein einander an der Donau gegenüber. Droch wusste, was gutes Essen war, stellte ich mit Befriedigung fest. »Wo haben Sie so kochen gelernt?«, fragte er.
    Ich zuckte die Schultern. »Ich habe immer schon gern gekocht. Meine Mutter hatte jedes Mal einen Riesenstress, wenn Gäste gekommen sind, und da bin ich früh eingesprungen. Sie haben keine Ahnung, wie viele wichtigere und unwichtigere Politiker ich im Alter zwischen 14 und 18 bekocht habe.« Wusste er überhaupt, dass ich die Tochter vom alten Valensky war?
    »Manchmal fällt der Apfel weit vom Stamm.«
    Er wusste es also. Klar. Immerhin war er seit mehr als 30 Jahren politischer Journalist.
    Droch sah mich an. »Sie sehen Ihrem Vater gar nicht ähnlich, das habe ich mir schon gedacht, als Sie den ersten Tag in der Redaktion waren.« Er hatte mich also gleich bemerkt.
    »Nein, ich sehe ihm nicht ähnlich, und ich bin ihm auch nicht ähnlich.«
    »Er war immer sehr hartnäckig. Und, so viel ich weiß, anständig – auch wenn das ein dehnbarer Begriff ist. Sie

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