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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie. »Der Titel ist gut. Weckt Assoziationen.«
    »Das tut er«, sagte ich und sah aus dem Florida-Raum auf den Golf hinaus. Das Wasser glich einer leuchtenden blau-weißen Scheibe; es blendete, sodass ich die Augen zusammenkneifen musste. »Aber er ist nicht ganz treffend.«
    »Sie haben vermutlich einen, der Ihnen besser gefällt?«
    »Ja, ich denke schon. Ich möchte sie ›Blick von Duma Key‹ nennen. Was halten Sie davon?«
    Ihre Antwort kam prompt. »Er singt, finde ich.«
    Das fand ich auch.
     
     
     
     
     
     
    IX Trotz der wirkungsvollen Klimaanlage im Big Pink hatte ich mein T-Shirt mit dem Aufdruck LOSE IT IN THE VIRGIN ISLANDS durchgeschwitzt und war erschöpfter, als ich inzwischen nach einem raschen Spaziergang zum Palacio und zurück gewesen wäre. Mein Ohr pochte und war ganz heiß vom Telefon. Wegen Ilse war mir unbehaglich zumute - auf die Weise, wie wohl allen Eltern bei Problemen ihrer Kinder zumute ist, sobald diese zu alt sind, um heimgerufen zu werden, wenn es dunkel wird und das Badewasser schon einläuft -, aber ich war auch zufrieden über die geleistete Arbeit, wie früher nach einem guten Tag auf einer schwierigen Baustelle.
    Obwohl ich nicht besonders hungrig war, zwang ich mich dazu, ein paar Teelöffel Thunfischsalat auf ein Salatblatt zu häufen, und spülte beides mit einem Glas Milch hinunter. Vollmilch - schlecht fürs Herz, gut für die Knochen. Das hebt sich ungefähr auf, denke ich, hätte Pam gesagt. Ich stellte den Fernseher in der Küche an und erfuhr, dass Candy Browns Ehefrau die Stadt Sarasota wegen Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit demTod ihres Mannes verklagte. Viel Glück dabei, Sweetheart, dachte ich. Ein hiesiger Meteorologe sagte, die Hurrikansaison könne dieses Jahr früher einsetzen als je zuvor. Und die zweitklassigen Devil Rays hatten in einem Freundschaftsspiel gegen die Red Sox eine tüchtige Abreibung bezogen - willkommen in der Baseballrealität, Jungs.
    Ich dachte an eine Nachspeise (ich hatte Jell-O-Pudding, auch bekannt als ›letzte Rettung des Junggesellen‹), aber dann stellte ich nur meinen Teller in den Ausguss und hinkte ins Schlafzimmer, um ein Nickerchen zu machen. Ich überlegte, ob ich den Wecker stellen sollte, sparte mir aber die Mühe, weil ich vermutlich nur dösen würde. Selbst wenn ich tatsächlich einschlief, würde die Sonne mich in ungefähr einer Stunde wecken, wenn sie die Westseite des Hauses erreichte und schräg durchs Schlafzimmerfenster einfiel.
    Mit diesem Gedanken legte ich mich hin und schlief bis sechs Uhr abends.
     
     
     
     
     
     
    X Ein Abendessen kam nicht infrage; ich dachte nicht einmal daran. Unter mir flüsterten die Muscheln: Musst malen, musst malen.
    Nur mit meiner Unterhose bekleidet, ging ich wie ein Schlafwandler hinauf ins Little Pink. Ich stellte The Bone an, lehnte Mädchen mit Schiff Nr. 7 an die Wand und stellte eine neue Leinwand - nicht so groß wie die, die ich für Wireman blickt nach Westen benutzt hatte, aber ziemlich groß - auf meine Staffelei. Mein fehlender Arm juckte, aber das störte mich nicht mehr so sehr wie anfangs; tatsächlich war ich schon fast so weit, dass ich mich darauf freute.
    Im Radio lief Shark Puppy: »Dig«. Großartiger Song. Großartiger Text. Life is more than love and pleasure.
    Ich erinnere mich deutlich, wie ich das Gefühl hatte, die ganze Welt würde darauf warten, dass ich anfing - eine derart starke Energie spürte ich in mir pulsen, während die Elektrogitarren kreischten und die Muscheln murmelten.
    I came here to dig for treasure.
    Ein Schatz, ja. Beute.
    Ich malte, bis die Sonne untergegangen war und der Mond seinen bitteren Schimmer aus weißem Licht übers Wasser warf... und auch nachdem er untergegangen war.
    Und in der folgenden Nacht.
    Und in der folgenden.
    Und in der folgenden.
    Mädchen mit Schiff Nr. 8.
    If you want to play you gotta pay.
    Ich ließ den Korken fliegen.
     
     
     
     
     
     
    XI Der Anblick von Dario in Anzug und Krawatte, seine üppige Mähne gezähmt und aus der Stirn nach hinten zurückgekämmt, ängstigte mich mehr als das murmelnde Publikum, das das Geldbart Auditorium füllte, in dem die Beleuchtung soeben halb heruntergedreht worden war... das heißt, bis auf den Deckenspot, der das Rednerpult in der Bühnenmitte anstrahlte. Die Tatsache, dass selbst Dario nervös war - auf dem Weg zur Bühne hätte er beinahe seine Notizkärtchen fallen lassen -, ängstigte mich noch mehr.
    »Guten Abend, mein Name ist Dario

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