Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Zeenen.
    Und manchmal ist sie etwas noch Schlimmeres. Etwas wie Charley in seinen leuchtend blauen Breeches.
    Oder wie SIE .
    Hier ist ein Bild der kleinen Libbit mit ihrem Finger auf den Lippen. Sie sagt: Pscht. Sie sagt: Wenn man redet, kann sie einen hören, also pscht. Sie sagt: Es können schlimme Dinge passieren, und auf dem Rücken fliegende sprechende Vögel sind nur das Erste und Letzte, also pscht. Wenn man versucht wegzurennen, kann etwas Schreckliches unter den Zypressen und dem Gumbo Limbo hervorkommen und einen auf der Straße erwischen. Im Wasser unten vor dem Shade Beach lauern noch schlimmere Wesen - schlimmer als der Big Boy, schlimmer als Charley, der sich so flink bewegt. Sie sind im Wasser, warten darauf, einen ertränken zu können. Und nicht mal das Ertrinken ist das Ende, nein, nicht mal das Ertrinken. Also pscht.
    Aber dem wahren Künstler setzt die Wahrheit beharrlich zu. Libbit Eastlake kann ihrem Mund das Wort verbieten, aber nicht ihren Farben und Bleistiften.
    Es gibt nur einen Menschen, mit dem sie zu reden wagt - nur einen Ort im Heron’s Roost, an dem IHRE Macht zu versagen scheint. Sie bringt Nan Melda dazu, mit ihr dorthin zu gehen. Und versucht, ihr zu erklären, wie alles passiert ist, wie ihr Talent die Wahrheit gefordert und die Wahrheit sich ihrem Griff entwunden hat. Sie versucht, ihr zu erklären, wie die Zeichnungen die Gewalt über ihr Leben errungen haben und wie sie dazu gekommen ist, die kleine Porzellanpuppe zu hassen, die Daddy bei dem Schatz gefunden hat - die kleine Frau aus Porzellan, die Libbits fairer Bergelohn war. Sie versucht, ihre größte Angst zu erklären: Wenn sie nichts unternehmen, sind die Zwillinge vielleicht nicht die Einzigen, die sterben mussten, nur die Ersten. Und die Tode werden vielleicht nicht auf Duma Key beschränkt bleiben.
    Sie nimmt all ihren Mut zusammen (und für ein Kleinkind, das fast noch ein Baby ist, muss sie sehr mutig gewesen sein) und erzählt die ganze Wahrheit, so verrückt sie auch klingen mag. Erst, wie sie den Hurrikan gemacht hat, aber das war nicht ihre Idee - das war IHRE Idee.
    Ich denke, dass Nan Melda ihr glaubt. Weil sie den Big Boy gesehen hat? Weil sie Charley gesehen hat?
    Ich denke, sie hat beide gesehen.
    Die Wahrheit muss ans Tageslicht, das ist die Grundlage aller Kunst. Aber das heißt nicht, dass die Welt sie zu sehen bekommen muss.
    Nan Melda sagt: Wo is deine neue Puppe jetz? Die aus Puzellan?
    Libbit sagt: In meinem speziellen Schatzkorb. In meinem Herzkorb.
    Nan Melda sagt: Un’ wie heißt se?
    Libbit sagt: Ihr Name ist Perse.
    Nan Melda sagt: Percy is’n Name für Jungs.
    Und Libbit sagt: Ich kann’s nicht ändern. Ihr Name ist Perse. Das ist die Wahrheit. Und sie sagt: Perse hat ein Schiff. Es sieht nett aus, ist aber nicht nett. Es ist böse. Was sollen wir nur tun, Nanny?
    Nan Melda denkt darüber nach, während sie dort an diesem einzigen sicheren Ort stehen. Und ich glaube, sie wusste, was getan werden musste. Sie war vielleicht keine Kunstkritikerin - keine Mary Ire -, aber ich glaube, sie hat es gewusst. Tapferkeit liegt im Handeln, nicht im Zeigen. Die Wahrheit lässt sich wieder verstecken, wenn sie zu grausig ist, als dass die Welt ihren Anblick ertragen könnte. Und das passiert. Ich bin sicher, dass es dauernd passiert.
    Ich glaube, dass jeder Künstler, der einen Schuss Pulver wert ist, einen roten Picknickkorb hat.

14
    Der rote Korb
    I »Teilen Sie Ihren Pool mit mir, Mister?« Das war Ilse in grünen Shorts und dazu passendem Top. Sie war barfuß, trug kein Make-up und hatte ein vom Schlaf leicht verquollenes Gesicht. Ihre Haare waren zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengefasst, wie sie ihn als Elfjährige getragen hatte, und wäre die Rundung ihrer Brüste nicht gewesen, hätte sie als diese Elfjährige durchgehen können.
    »Jederzeit«, sagte ich.
    Sie setzte sich neben mich auf den gefliesten Beckenrand. Wir befanden uns etwa auf halber Länge bei fünf Fuß, mein Hintern auf der 5 und ihrer auf dem FT .
    »Du bist früh auf«, sagte ich, aber das überraschte mich nicht. Illy war schon immer unsere Rastlose gewesen.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Vor allem als Mr. Wireman Jack angerufen hat, um ihm zu sagen, dass die nette alte Frau gestorben ist. Jack hat es dann uns erzählt. Wir waren noch beim Dinner.«
    »Ich weiß.«
    »Das tut mir schrecklich leid.« Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. »Und ausgerechnet an deinem großen Abend.«
    Ich legte meinen Arm um

Weitere Kostenlose Bücher