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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wiremans Schulter hinweg mit. Die Nachricht war in großer, nüchterner Männerschrift auf ein einfaches weißes Blatt Papier gekritzelt:
    19. August 1926
    Johnny - was du willst, kriegst du. Das hier ist der Rest von dem guten Zeug & nur für dich, mein Junge. Der »Schampus« ist leider nicht mein allerbester, aber »hol’s der Teufel«. Single Malt ist o.k. CC fürs »gemeine Volk« (ha-ha). 5 Ken im Krug. Und auf deinen Wunsch Tisch X 2 und in cera. Ich will mich nicht loben, ich hab nur Schwein gehabt, aber diese Kiste ist wirklich die letzte. Danke für alles, Kumpel. Wir sehen uns, wenn ich wieder auf dieser Seite des Teichs bin.
    DD
    Wireman tippte auf Tisch X 2 und sagte: »›Der Tisch ist leck.‹ Kannst du mit dem restlichen Zeug irgendwas anfangen, Edgar?«
    Das konnte ich, aber im Augenblick weigerte mein verdammtes unzuverlässiges Gedächtnis sich, es preiszugeben. Ich schaffe das, dachte ich... und dann dachte ich seitwärts. Erst an Ilse, die Teilen Sie Ihren Pool mit mir, Mister? fragte, und das tat weh, aber ich ließ es geschehen, weil dies der Zugang war. Dann folgte die Erinnerung an ein anderes Mädchen an einem anderen Pool. Dieses Mädchen, das ganz aus Busen und langen Beinen zu bestehen schien und einen knappen schwarzen Badeanzug trug, war Mary Ire, wie Hockney sie gemalt hatte - Gidget in Tampa, so hatte er ihr jüngeres Ich genannt -, und dann hatte ich’s. Ich atmete aus, ohne dass mir bewusst gewesen war, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »DD war Dave Davis«, sagte ich. »In den Goldenen Zwanzigern war er ein Sonnenküstenmogul.«
    »Woher weißt du das?«
    »Mary Ire hat es mir erzählt«, antwortete ich, und ein kalter Teil meines Ich, der vermutlich nie mehr warm werden würde, konnte diese Ironie des Schicksals würdigen; das Leben ist ein Rad, und wenn man lange genug wartet, kehrt es immer an seinen Ausgangspunkt zurück. »David war mit Eastlake befreundet und hat ihn offenbar reichlich mit Spirituosen versorgt.«
    »Schampus«, sagte Jack. »Das ist Champagner, richtig?«
    Wireman sagte: »Schön für dich, Jack, aber ich möchte wissen, was Tisch bedeutet. Und cera .«
    »Das ist Spanisch«, sagte Jack. »Du müsstest das doch wissen.«
    Wireman betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du denkst an será - mit einem s . Wie in que será, será. «
    »Doris Day, 1956«, sagte ich. » The future’s not ours to see - niemand von uns kann in die Zukunft blicken.« Gut so, dachte ich. »Was ich ziemlich sicher weiß, ist, dass Davis recht hatte, als er von seiner letzten Lieferung gesprochen hat.« Ich tippte auf das Datum: 19. August. »Der Kerl ist am 26. Oktober mit dem Schiff nach Europa gereist und nie zurückgekommen. Er ist auf See verschollen - zumindest hat Mary Ire mir das erzählt.«
    »Und cera? «, fragte Wireman.
    »Stellen wir das vorerst zurück«, sagte ich. »Aber das ist merkwürdig - nur dieses eine Stück Papier.«
    »Vielleicht ein bisschen merkwürdig, aber nicht ganz unerklärlich«, sagte Wireman. »Würdest du die letzte Mitteilung deines Schwarzhändlers in dein neues Leben mitnehmen wollen, wenn du Witwer mit kleinen Töchtern wärst?«
    Ich dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass da was dran sein könnte. »Nein... aber ich würde sie eher vernichten, gemeinsam mit meinen heimlich gehorteten französischen Aktpostkarten.«
    Wireman zuckte mit den Schultern. »Wir werden nie erfahren, wie viel belastenden Papierkram er vernichtet hat … oder wie wenig. Außer dass er gelegentlich mit seinen Kumpels einen gehoben hat, dürfte er eine relativ weiße Weste gehabt haben. Aber, muchacho .« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Dieses Papier ist real.Wir haben es. Und wenn jemand es auf uns abgesehen hat, hält vielleicht jemand anders seine schützende Hand über uns... zumindest ein bisschen. Ist das nicht denkbar?«
    »Jedenfalls eine nette Vorstellung. Mal sehen, ob wir noch was finden können.«
     
     
     
     
     
     
    II Danach sah es anfangs nicht aus. Wir stöberten in allen Erdgeschossräumen, ohne etwas zu finden, dafür handelten wir uns eine Beinahe-Katastrophe ein, als mein Fuß durch die Bodenbretter im ehemaligen Speisezimmer brach. Wireman und Jack waren jedoch flink, und da ich mit meinem schlimmen Bein eingebrochen war, konnte ich mich mit dem gesunden abstützen.
    Oberhalb des Erdgeschosses weiterzusuchen war aussichtslos. Die Treppe führte zwar ganz hinauf, aber jenseits des Treppenabsatzes und eines

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