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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Shade Beach zum Nebengebäude von John Eastlakes Villa hinauf, dann hinüber aufs Festland. Hauptsächlich erstklassige Ware, für ein paar Jazzclubs in Venice und Sarasota bestimmt und hier zwischengelagert, um Davis einen Gefallen zu tun.«
    Wireman sah zu der schon tiefer stehenden Sonne hinüber, dann auf seine Uhr. »Gibt’s irgendeinen Zusammenhang mit unserer jetzigen Situation, muchacho? Ich vermute, dass dem so ist.«
    »Allerdings!« Ich legte ihnen eine Zeichnung eines Fässchens mit einem oben angebrachten massiven Schraubverschluss vor. Auf der Seite stand halbkreisförmig das Wort TABLE - Tisch! -, darunter bildete das Wort SCOTLAND einen weiteren Halbkreis. Alles recht unbeholfen hingekritzelt; ich konnte viel besser zeichnen als in Druckschrift schreiben. »Whisky, Leute.«
    Jack deutete auf ein vage menschenähnliches Gekritzel auf dem Fässchen zwischen den Worten TABLE und SCOTLAND. Die in Orange ausgeführte Gestalt hatte ein Bein nach hinten angewinkelt. »Wer ist die Tussi in dem Kleid?«
    »Das ist kein Kleid, sondern ein Kilt. Das soll ein Highlander sein.«
    Wireman zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »Dafür kriegst du keine Kunstpreise, muchacho .«
    »Elizabeth hat Perse in ein Whiskyfässchen gesteckt«, sagte Jack nachdenklich. »Oder vielleicht Elizabeth und Nan Melda gemeinsam...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur Elizabeth.«
    »Wie groß war dieses Ding?«
    Ich deutete mit der Hand über den Knien ungefähr sechzig Zentimeter an, überlegte dann und vergrößerte den Abstand noch etwas.
    Jack nickte, aber er runzelte auch die Stirn. »Sie hat die Porzellanpuppe reingesteckt und den Verschluss draufgeschraubt. Oder das Fässchen verspundet. Und Perse ertränkt, damit sie weiterschläft. Was mir unsinnig vorkommt, Boss. Sie war unter Wasser, als sie angefangen hat, Elizabeth zu rufen , verdammt noch mal. Auf dem Boden des Golfs!«
    »Lassen wir das vorläufig.« Ich schob das Blatt mit dem Whiskyfässchen unter den Stapel und zeigte ihnen die nächste Skizze. Darauf benutzte Nan Melda das Telefon im Salon. Aus schräg gehaltenem Kopf und leicht hochgezogenen Schultern sprach eine gewisse Heimlichtuerei, nur ein paar rasche Striche, die jedoch alles aussagten, was darüber gesagt werden musste, wie Südstaatler damals im Jahr 1927 über schwarze Haushälterinnen dachten, die das Telefon im Salon benutzten, selbst wenn ein Notfall vorlag.
    »Wir dachten, Adie und Emery hätten von dem Unfall in der Zeitung gelesen und wären deshalb zurückgekommen, aber die Zeitungen in Atlanta haben über den Ertrinkungstod zweier kleiner Mädchen in Florida vermutlich gar nicht berichtet. Als Nan Melda sicher wusste, dass die Zwillinge verschwunden waren, hat sie Eastlake - den Mister - auf dem Festland angerufen, um ihm die Hiobsbotschaft mitzuteilen. Und dann hat sie Adie dort angerufen, wo sie mit ihrem frisch angetrauten Ehemann war.«
    Wireman schlug sich mit der Faust aufs Bein. »Adie hat ihrem Kindermädchen gesagt, wo sie war! Natürlich hat sie das getan!«
    Ich nickte. »Die Jungverheirateten müssen noch am selben Abend einen Zug bestiegen haben, sie waren nämlich am nächsten Tag vor Einbruch der Dunkelheit hier.«
    »Inzwischen müssen auch die beiden mittleren Töchter zu Hause gewesen sein«, sagte Jack.
    »Richtig, die ganze Familie«, bestätigte ich. »Und das Wasser dort draußen...« Ich zeigte dorthin, wo das ranke weiße Schiff auf die Dunkelheit wartend vor Anker lag. »Es war mit kleinen Booten bedeckt. Die Suche nach den Mädchen wurde mindestens drei Tage lang fortgesetzt, obwohl alle wussten, dass sie tot sein mussten. Ich stelle mir vor, dass John Eastlake zuallerletzt darüber nachgedacht hat, wie seine Älteste und ihr Mann die Nachricht erfahren hatten. In diesen Tagen konnte er an nichts anderes denken als seine verschwundenen Zwillinge.«
    »SIE SIND FORT«, murmelte Wireman. »Pobre hombre.«
    Ich hielt das nächste Bild hoch. Es zeigte drei Personen, die vor Heron’s Roost standen und einem großen alten Tourenwagen nachwinkten, der die mit Muschelsplittern bedeckte Einfahrt entlangrollte - unterwegs zu den Steinsäulen und der normalen Welt. Ich hatte einzelne Palmen und ein paar Bananenstauden, aber keine Hecke hineingezeichnet; die Hecke hatte 1927 noch nicht existiert.
    Durch das Heckfenster des Tourenwagens blickten zwei kleine weiße Ovale zum Haus zurück. Ich berührte sie nacheinander. »Maria und Hannah«, sagte ich dabei. »Auf der Rückfahrt in die

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