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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Braden School.«
    Jack sagte: »Das ist ein bisschen gefühllos, findest du nicht auch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Kinder trauern anders als Erwachsene.«
    Jack nickte. »Ja, das stimmt wohl. Aber mich überrascht...« Er verstummte.
    »Was?«, fragte ich. »Was überrascht dich?«
    »Dass Perse sie hat gehen lassen«, sagte Jack.
    »Das hat sie nicht getan, nicht wirklich. Die beiden sind nur nach Bradenton gefahren.«
    Wireman tippte auf das Blatt. »Wo ist Elizabeth hier?«
    »Überall«, sagte ich. »Wir sehen mit ihren Augen.«
     
     
     
     
     
    IV »Viel gibt’s nicht mehr, aber der Rest ist ziemlich schlimm.«
    Ich zeigte ihnen die nächste Skizze. Sie war so hastig hingeworfen wie alle, und die Männergestalt war von hinten dargestellt, aber ich zweifelte nicht daran, dass dies die lebende Version des Wesens war, das mir in der Küche des Big Pink eine Handschelle angelegt hatte. Wir blickten auf den Mann hinab. Jack sah von der Zeichnung zum Shade Beach hinüber, der jetzt zu einem schmalen Sandstreifen erodiert war, und studierte dann wieder das Bild. Zuletzt sah er mich an.
    »Hier?«, fragte er mit leiser Stimme. »Das da ist ein Blick von hier aus?«
    »Ja.«
    »Das ist Emery«, sagte Wireman und berührte das Blatt. Er sprach noch leiser als Jack. Auf seiner Stirn standen jetzt Schweißperlen.
    »Ja.«
    »Das Wesen, das in deinem Haus war.«
    »Ja.«
    Er bewegte seinen Finger. »Und das hier sind Tessie und Laura?«
    »Tessie und Lo-Lo. Ja.«
    »Sie... was? Haben ihn ins Wasser gelockt? Wie die Sirenen in alten griechischen Sagen?«
    »Ja.«
    »Das ist wirklich passiert«, sagte Jack. Als würde er versuchen, den Sinn dahinter zu erkennen.
    »Wirklich«, bestätigte ich. »Du darfst niemals an ihrer Macht zweifeln.«
    Wireman sah zur Sonne hinüber, die dem Horizont wieder ein Stück näher gekommen war. Ihre Lichtspur hatte schließlich begonnen, matt zu werden. »Dann erzähl weiter, muchacho , so schnell du kannst. Damit wir unsere Arbeit tun und schleunigst von hier verschwinden können!«
    »Ich habe euch ohnehin nicht mehr viel zu erzählen«, sagte ich. Ich überblätterte eine Anzahl Skizzen, die kaum mehr als vage Kritzeleien waren. »Die wahre Heldin war Nan Melda, von der wir nicht mal den Nachnamen wissen.«
    Ich zeigte ihnen eine nur halb fertige Skizze: Nan Melda, zu erkennen an ihrem turbanartig gebundenen Kopftuch und der flüchtigen Kolorierung von Stirn und einer Wange, sprach in der Eingangshalle mit einer jungen Frau. In der Nähe saß Noveen auf einem Tisch, der nur aus sechs oder acht Strichen bestand, zusammengehalten von einem rasch gezeichneten Oval.
    »Hier ist sie dabei, Adriana irgendeine Lügengeschichte über Emery aufzutischen, nachdem er verschwunden ist. Dass er plötzlich nach Atlanta zurückgerufen wurde? Dass er nach Tampa gefahren ist, um als Überraschung ein weiteres Hochzeitsgeschenk zu besorgen? Keine Ahnung. Alles, nur damit Adie im Haus oder wenigstens in der Nähe bleibt.«
    »Nan Melda hat auf Zeit gespielt«, sagte Jack.
    »Mehr konnte sie nicht tun.« Ich zeigte auf den dichten Dschungel zwischen uns und dem Norden der Insel, diese üppige Vegetation, die dort nichts zu suchen hatte - zumindest nicht, ohne dass ein Team von Landschaftsgärtnern Überstunden machte, um sie zu pflegen und zu erhalten. »Dies alles war 1927 noch nicht da, aber Elizabeth war hier, und sie stand auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten. Ich glaube nicht, dass jemand, der versucht hätte, die aufs Festland führende Straße zu benutzen, eine Chance gehabt hätte. Wer weiß, was Perse Elizabeth alles hat zeichnen lassen, damit es sich zwischen hier und der Zugbrücke auf die Lauer legen konnte.«
    »Adriana sollte die Nächste sein?«, fragte Wireman.
    »Dann John. Maria und Hannah nach ihnen. Weil Perse es auf sie alle abgesehen hatte, außer - vielleicht - auf Elizabeth selbst. Nan Melda muss gewusst haben, dass sie Adie nur einen einzigen Tag würde zurückhalten können. Aber sie brauchte nur diesen einen Tag.«
    Ich zog eine weitere Skizze heraus. Obwohl sie noch hastiger hingekritzelt war, zeigte sie wieder Nan Melda und Libbit, die im seichten Teil des Swimmingpools standen. Noveen lag so am Beckenrand, dass ihr herabhängender Arm gerade eben dasWasser berührte. Und neben Noveen stand ein dickbauchiges Keramikfässchen mit großer Öffnung, auf dessen Seite das Wort TABLE einen Halbkreis bildete.
    »Nan Melda hat Libbit erklärt, was sie zu tun

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