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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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Erinnerungen.
    Adenauer sah sich dann doch gezwungen, ihn zum Verteidigungsminister zu machen. Aber Adenauer sollte recht behalten: Alsbald ging es los mit den Strauß-Skandalen wegen Korruptionsverdacht (HS 30 -Affäre, Onkel-Aloys-Affäre, Deeg-Affäre, Fibag-Affäre) und Affären mit Prostituierten bei Dienstreisen in die USA . Die Presse berichtete in großen Lettern, Strauß prozessierte unentwegt gegen den Spiegel , der konsequent die Fakten aufdeckte. Zweimal schlug Adenauer dem Bundespräsidenten vor, Strauß zu entlassen. Doch Strauß konnte sich halten.
    Die Furcht vor Strauß wuchs. Am 18 . Juli 1960 hielt der Fraktionsvorsitzende Krone in seinem Tagebuch fest: Adenauer habe ihm mit Blick auf einen kurz zuvor in der Türkei erfolgten Militärputsch besorgt gesagt: »Man wisse doch nicht, was eines Tages in Strauß fahren könne und was dann aus der Wehrmacht (er meinte die Bundeswehr) würde.« Im Dezember 1961 notierte Krone: »Der Kanzler hat mir gegenüber mehr als einmal gesagt, dass er wegen Strauß beunruhigt sei. Er habe die Soldaten, und wohin sein Weg gehe, wisse man nicht.«
    Krone teilte diese Befürchtungen voll und ganz. Und Strauß wusste von dieser Angst. General Gerd Schmückle erzählte später, er habe erlebt, wie Strauß zu Krone am Telefon sagte, er ängstige sich wohl noch zu Tode, dass er von Bundeswehrgenerälen auf eine ferne Insel verdammt werden würde (Finger, S. 194 ).
    Am 9 . April 1962 vermerkte Krone in seinem Tagebuch, »der Kanzler habe ihm gesagt, Strauß müsse gehen. Er sei besorgt, was dieser ›unbeherrschte Mann‹ einmal anrichten könne« (Finger, S. 194 ). Er wollte unbedingt Bundeskanzler werden, Adenauer unmittelbar nachfolgen. Das hatte man allgemein erkannt. Die CDU -Spitze war sich bewusst, dass dies verhindert werden musste, weil er zu gefährlich war, aber auch weil sein übermäßiger Alkoholkonsum seine Hemmungslosigkeit offenbarte.
    »Der Schöpfer der Bundeswehr« und seine Affären
    Auf der Konferenz »Zukunft der Bundeswehr«, zu der die CSU -Frauen-Union Anfang September 2010 nach Kulmbach eingeladen hatte, erklärte die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier: »Mein Vater hat die Bundeswehr als Antwort auf die Zeit danach geschaffen.« Ein wahrhaft dreister Anspruch. Strauß hatte zwar maßgeblichen Anteil am Aufbau der Bundeswehr, aber zusammen aufgebaut haben sie zahlreiche Politiker, Staatssekretäre, Generäle und Beamte, angefangen mit Theodor Blank als erstem Verteidigungsminister. Wer die Regierungsarbeit kennt, wird bestätigen, dass ein Minister sich nicht alles ausdenken und entscheiden muss, sondern dass ihm sein Ministerium Entscheidungsvorlagen zuleitet. Diese sind auf den verschiedenen Ebenen des Ministeriums und unter Beteiligung anderer betroffener Ministerien meist so abgeklärt, dass ihnen der Minister in aller Regel ohne Weiteres zustimmen kann. Natürlich präsentiert er dieses Ergebnis unter seinem Namen, also als eigene Leistung. Zugespitzt könnte man sagen: Der beste Minister ist der, der sein Ministerium machen lässt.
    Das glanzvolle Wirken des Bundesverteidigungsministers Strauß war eine schier endlose Kette von Skandalen, gipfelnd in der Spiegel -Affäre. Strauß sah sich immer wieder dem Vorwurf der Korruption ausgesetzt, aber auch dem Vorwurf chaotischer Entscheidungen. Der Spiegel berichtete darüber, führte mit ihm spektakuläre Prozesse.
    Als Bundesverteidigungsminister hatte Strauß massiv und unseriös auf Beschaffungen eingewirkt. Dadurch geriet er frühzeitig in den Verdacht der Bestechlichkeit. Die Umstände hatte insbesondere der Spiegel penibel recherchiert. So schwerwiegend die Verdachtsmomente aber auch waren, Strauß konnte nicht überführt werden. Im Hinblick auf die hier dargelegten Bestechungshinweise in anderen Fällen, seinen inländischen Vorrat an Bargeld in enormer Höhe sowie das bei mehreren Banken in der Schweiz lagernde Geld, außerdem die mutmaßliche Beteiligung in Höhe von zwei Millionen Mark an der Jahn-Firma Transcommerce in Liechtenstein, das beträchtliche Grundvermögen in Deutschland und das Vermögen in Kanada – all das zusammengenommen, kommt man jedoch nicht umhin, den früheren Verdacht als sehr stark zu bewerten.
    Ministerialdirektor Wilhelm Rentrop, Leiter des Bundeswehrbeschaffungsamts in Koblenz, äußerte seinerzeit laut Spiegel : »Strauß ist gut beraten, wenn er verhindert, dass ich je unter Eid über meine Koblenzer Erfahrungen aussagen muss.«
    Aber Eingriffe von Strauß

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