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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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Justizpressestelle München, Herrschaft habe inzwischen eine Ehrenerklärung für Strauß angeboten. Nach 20 Tagen wurde Herrschaft aus der Haft entlassen, nach fünf Jahren wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt – ohne Verhandlung.
    Die Befürchtungen der Amerikaner
    Selbst die Amerikaner trauten dem Bundesverteidigungsminister Strauß Gewaltanwendung zu, wie ein überraschender Bericht des Spiegel von 2008 aufgedeckt hat. 1961 hatte sich Henry Kissinger, der spätere Außenminister, zu einem Gespräch mit Strauß getroffen. Gleich danach schrieb er einen Brandbrief an die Kennedy-Regierung, für die er damals als Berater tätig war. Er mahnte, die Amerikaner sollten ihre Atomwaffen in der Bundesrepublik so sichern, dass es »physisch unmöglich« werde, sie »zu nehmen oder einzusetzen ohne unsere Zustimmung«. Denn in einer Krisensituation sei Strauß zuzutrauen, diese Waffen »einfach zu nehmen«, falls er dies im Interesse der Bundesrepublik für notwendig erachte.
    Tatsächlich sicherten damals plötzlich die US-Streitkräfte ein bis dahin mäßig bewachtes Atomwaffendepot bei Frankfurt mit Straßensperren, schweren Maschinengewehren und hunderten Militärpolizisten, wie der dafür verantwortliche US-Offizier 2008 dem Spiegel offenbarte. Als Grund sei ihm damals gesagt worden, »deutsche Elemente, die im Auftrag des Verteidigungsministers handeln würden, könnten versuchen, unsere Waffen zu stehlen«.
    In seinem 2011 erschienenen Buch Böse Jahre, gute Jahre berichtet der frühere Kultusminister Prof. Hans Maier, der evangelische Militärbischof Hermann Kunst habe ihm eines Tages erzählt, wie er Strauß während der Kubakrise 1962 handlungsunfähig in einem Gebüsch liegen sah. Der Bundesverteidigungsminister war volltrunken. Kunst zu Maier: »Ich wusste plötzlich: Dieser Mann darf nicht Bundeskanzler werden.« Auch der Adenauer-Intimus Heinrich Krone habe sich ähnlich geäußert, berichtet Maier. Der Spiegel hatte von jeher propagiert: Strauß darf nicht Kanzler werden!
    Die CDU konnte verhindern, dass er als Kanzler kandidierte, solange ihr eigener Kandidat Helmut Kohl erfolgreich war. Dass sie Strauß 1980 schließlich dennoch zum Kanzlerkandidaten kürte, dass sie vor seiner permanenten Aggression zurückwich, ist ein Makel ihrer Geschichte.
    Die Angst der CSU-Minister in Bayern
    Strauß wollte Ministerpräsident in Bayern werden. Das schaffte er, aber auch nur gegen erheblichen, wenngleich verdeckten Widerstand. Minister Franz Heubl als stellvertretender Parteivorsitzender hatte erklärt: »Für den bayerischen Ministerpräsidenten braucht’s einen Herrn, Strauß aber ist kein Herr.« Man fürchtete den anrückenden Patron. Schon bevor er ankam, flüchtete sich der integre Innenminister Bruno Merk auf den Posten des Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbands, Finanzminister Ludwig Huber auf den Präsidentenstuhl der Landesbank, Heubl auf den erhöhten Sitz des Landtagspräsidenten. Der frühere Kultusminister Prof. Hans Maier berichtet in seinen Memoiren, Merk habe ihm gesagt, er sei »eisern entschlossen, nicht in ein Kabinett Strauß einzutreten«.
    Im Übrigen: Auch ich war in heller Angst. Ich wusste, dass Strauß (wie es dann auch kam) versuchen würde, mir das Leben zur Hölle zu machen. Der Rechnungshof konnte mir eine Zuflucht bieten, dachte ich, dort genoss man richterliche Unabhängigkeit. Aber als ich da vorfühlte, sagte man mir, Strauß würde in jedem Fall verhindern, dass ich Prüfungsleiter würde.
    Wie bereits im Buch Macht und Missbrauch geschildert, verfolgte er mich wegen meines Widerstands gegen gesetzwidrige Begünstigungen bestimmter Steuerpflichtiger, die ihm nahestanden. Er zwang Finanzminister Max Streibl, gegen mich schärfstens vorzugehen mit Disziplinarverfahren und Strafversetzung. Streibl bat den CSU -Fraktionsvorsitzenden August Lang, bei Strauß zu intervenieren. Als Lang in einer Landtagssitzung Strauß darauf ansprach, log dieser, er habe mit der Sache nichts zu tun, das sei allein Angelegenheit des Finanzministers.
    Strauß hatte die intrigante Aggressivität zu seiner ersten Natur gemacht, die Täuschung zu seiner zweiten und die Rachsucht zu seiner dritten.
    Prof. Hans Maier erzählt in seinem Buch weiter, dass Strauß als Ministerpräsident gegen kritische Stimmen zunehmend allergisch war. Als er, Maier, einmal einen Artikel im Bayernkurier kritisiert habe, habe ihm ein wohlmeinender Kollege gesagt: »Bist du eigentlich noch ganz dicht? Weißt du nicht,

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