Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
wo die Glocken hängen? Weißt du nicht, wo Gott wohnt?«
Prof. Maier berichtet, er habe erlebt, wie Strauß plötzlich explodieren konnte: »Der Zorn, der Hass auch gegen andere brach dann so durch, dass ich entsetzt war.« Aus Angst vor ihm wagten es die Mitglieder des CSU -Landesvorstands einschließlich des Schatzmeisters nicht, von Strauß Rechenschaft über die von ihm eingerichteten Sonderkonten zu verlangen. Friedrich Zimmermann: »Das hätte jemand mal wagen sollen, dort mitreden zu wollen.«
Der Korrupte, der Lügner, der Steuerhinterzieher, der Mann, der das Volk und sogar die eigene Partei betrog, er hatte es weit gebracht: Er war der Gott, vor dem man sich fürchtete! Das war die Perversion des demokratischen Rechtsstaats.
Weiter bekennt Prof. Maier, er sei schließlich zurückgetreten, weil ihn die Angriffe von Strauß auf Dauer zermürbt hätten und bereits seine Gesundheit darunter gelitten habe.
Gewaltanwendung wie bei der Spiegel -Affäre erlaubte sich Strauß später nicht mehr – ausgenommen in einem Wiederholungsfall. Der Bundesrechnungshof hatte 1976 bei seiner Prüfung in bayerischen Finanzämtern mehrere Fälle beanstandet, in denen Steuerpflichtige auf Weisung »von oben« gesetzwidrig begünstigt worden waren. Daraufhin veranlasste Strauß, dass Ministerialdirektor Lothar Müller, sein Intimus im Finanzministerium, dem Bundesrechnungshof Hausverbot erteilte. Das war eine Art »Finanzstaatsstreich«, denn der Bundesrechnungshof ist gemäß dem Grundgesetz ein Verfassungsorgan. So wie Strauß den Spiegel auszuschalten versuchte, schaltete er nunmehr das Kontrollorgan Bundesrechnungshof aus. Er hatte sich nicht geändert. Als ich die Aktion dem Landtag gegenüber aufdeckte, musste man die Maßnahme wieder zurücknehmen – eine herbe Niederlage für Strauß.
Eine Art von Gewaltanwendung war es schließlich auch, wenn er Minister anbrüllte, die seinen Anordnungen nicht so nachkamen, wie er wollte, sodass sie den »Rausschmiss« aus dem Kabinett fürchten mussten. Oder wenn er Beamte, die nicht willfährig waren, wegversetzen ließ.
Strauß – ein Vorbild?
3 Das Bargeldsystem des F. J. Strauß und sein Vermögen
Das Bargeldsystem
Größere Mengen an Bargeld stehen seit jeher unter dem dringenden Verdacht der Steuerhinterziehung und der Herkunft aus strafbaren Handlungen – also nicht erst seit Inkrafttreten des Geldwäschegesetzes, das die Banken und andere Stellen verpflichtet, Bargeldgeschäfte ab 15 000 Euro der Staatsanwaltschaft anzuzeigen. Denn Geldtransfers, die das Licht nicht scheuen, erfolgen durch Überweisung von Konto zu Konto. Bargeld möchte unsichtbar bleiben.
Strauß war seit 1963 Vorsitzender der CSU . Bis zu seinem Tod im Jahr 1988 hatte er viel Muße, Bargeld einzusammeln, es gab eine große Zahl von Quellen mit ergiebiger Schüttung. Die Kollekte dürfte wahrscheinlich über 200 Millionen Mark betragen haben, weniger wäre eher erstaunlich. In dem erwähnten, von Max Strauß gegen mich vor dem Landgericht Köln angestrengten Zivilprozess sprach der als Zeuge vernommene frühere Banker Burkhard K. von einem noch höheren Betrag an Bargeld, den ein Mann anlegen wollte, den Burkhard K. für Max Strauß hielt und meines Erachtens auch halten durfte. Im Urteil äußerte die Kammer – mit fragwürdiger Begründung –, sie sei von K.s Aussage nicht voll überzeugt, räumte aber ein, dass diese auch nicht widerlegt sei, ich aber die Beweislast trüge. Dies kann man aber auch ganz anders sehen. Da ich Berufung eingelegt habe, ist der Ausgang des Verfahrens abzuwarten. Der prominente Großunternehmer Erich Lejeune, absolut unverdächtiges CSU -Mitglied, schrieb am 1 . April 1994 in einer Zeitungskolumne, Strauß habe einen »überaus ausgeprägten Erwerbssinn an den Tag gelegt«. Das alles sei in den inneren Zirkeln der CSU sehr wohl bekannt gewesen.
In seinem später von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Tagebuch notierte der CDU -Schatzmeister Walter Leisler Kiep nach einem Gespräch mit Otto Wiesheu: »Erstaunliche Dinge über das Entstehen des FJS -Vermögens.«
Als Bundesverteidigungsminister war Strauß in der »Onkel-Aloys-Affäre« dem Vorwurf der Bestechlichkeit ausgesetzt. Der Fahrer des Dr. Aloys Brandenstein, einem Nennonkel von Marianne Strauß, hatte vor Gericht ausgesagt, er habe Brandenstein wiederholt zusammen mit einem Koffer, in dem er bei anderer Gelegenheit Geld gesehen habe, zur Dienstvilla von Strauß in Bonn gefahren. Als Brandenstein
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