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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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wieder herausgekommen sei, sei der Koffer seinem Gewicht nach leer gewesen. Das Gericht beurteilte die Aussage als wahr, sah aber die Korruption als nicht erwiesen an, weil der Fahrer nicht gesehen hatte, ob auch dieses Mal Geld im Koffer war. Strauß stand jedoch weiterhin unter schwerem Verdacht, zumal der Nennonkel als Mittelsmann im Rüstungsgeschäft auf unerklärliche Weise binnen weniger Monate zum Millionär geworden war und er diesen Reichtum öffentlich mit seiner Beziehung zu Marianne Strauß erklärte.
    Karl-Heinz Spilker, CSU -Schatzmeister von 1971 bis 1991 , erzählte dem Spiegel , Strauß habe Ende 1962 in einem Zimmer des Bonner Hotels Königshof von einem Industriellen der Großchemie einen sechsstelligen Geldbetrag entgegengenommen. Und der Strauß-Intimus Friedrich Zimmermann bekannte 2004 : »Ich war oft dabei, wenn in einem Nebenzimmer so ein dickes Kuvert überreicht wurde, ohne Quittung, ohne alles. Ob Strauß sich das Geld privat in die Tasche steckte oder nicht, war denen völlig wurscht« (zitiert nach Werner Biermann).
    Eine Annahme von Bargeldzahlungen Friedrich Karl Flicks in Höhe von insgesamt 950 000 Mark ist ebenfalls erwiesen. Wie bereits erwähnt, wurde Flick im Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Flick-Affäre von 1981 wegen geheimer Zahlungen des Flick-Konzerns an Politiker gefragt: »Diese Beträge haben Sie Herrn Strauß in bar übergeben?« Antwort Flick: »Zwei- oder dreimal, ja!« Von Bonner Staatsanwälten dazu vernommen, äußerte Strauß laut Protokoll: »Dazu vermag ich keine Auskunft zu geben, weil ich keine konkrete Erinnerung habe.« Das sagte er auch vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags. Allein schon wegen der gewaltigen Höhe der Beträge ist davon auszugehen, dass er log – derartige Zuwendungen vergisst man nicht einfach so. Zudem hatte er sich in München auf diese Aussage eigens vorbereitet, wie Edmund Stoiber 2012 in seinen Memoiren offenbarte. Ohne zu merken, wie er seine eigene Denkungsweise entlarvte, gab Stoiber preis, dass man Strauß damals geraten habe, auf Fragen des Untersuchungsausschussmitglieds Otto Schily zu antworten, er frage ihn ja auch nicht, ob sein Honorar als Strafverteidiger im Baader-Meinhof-Prozess aus Banküberfällen gestammt habe. Stoiber stolz: »Ich unterstützte diese Idee nachdrücklich. Und tatsächlich, genauso kam es dann auch.«
    Bargeld lacht! Strauß nahm nachweislich auch Bargeld zum Beispiel von einem Münchner Großkaufmann, der Firma Inselfilm, der Druckerei Gerber, vom Bäderkönig Eduard Zwick und sicher noch von vielen anderen potenten Unternehmern. Ein Informant berichtete, dass die Sekretärin eines Wirtschaftsverbands bei Festbanketten immer an die Seite von F. J. Strauß platziert worden sei: »Sein Jackett hing neben ihr auf der Stuhllehne, und in unbewachten Augenblicken ließ sie immer die prall gefüllten Umschläge in seine Tasche gleiten. Und das nicht gerade selten.« Aufschlussreich ist auch der bereits erwähnte, von einem Angestellten in einem Brief an die Süddeutsche Zeitung geschilderte Vorfall, als Max Strauß bei der Druckerei Gerber 70 000 Mark abholen wollte, der Betrag aber nicht bereitlag, weil man das vergessen hatte. Nichts hätte nun nähergelegen, als das Geld auf ein Strauß-Konto zu überweisen. Der Geldabholer aber kam zwei Stunden später zurück, um die inzwischen bei der Bank abgehobene Summe einzukassieren.
    Bargeld macht glücklich! Noch glücklicher macht es, wenn es in der Schweiz liegt. Lothar Lehmeier, früherer Pilot von Eduard Zwick und dann von Jost Hurler, die wie erwähnt Strauß ihre Flugzeuge zur Verfügung stellten, teilte in einer eidesstattlichen Versicherung mit, dass er Strauß mehrmals wegen Bankgeschäften in die Schweiz flog. Über einen Flug nach Zürich und nach Genf mit den Ehepaaren Strauß und Zwick berichtete er: »… schon vor und auf dem Flug … wurde davon gesprochen, dass es sich um eine ›Bankentour‹ handelt, dass von beiden Ehepaaren Bargeld auf Schweizer Banken deponiert werden solle; beide Ehepaare hatten Handkoffer dabei; die Ehefrauen, so hieß es, seien mitgeflogen, weil sie in Zürich Unterschriften leisten müssten.« Anzumerken ist: Der Transport des Geldes per Flugzeug hatte den Vorteil, dass die deutschen Zollbeamten, die nach Schmuggel von Bargeld ins Ausland fahnden, umgangen wurden.
    Lehmeier weiter: »Durch meine häufigen Flüge für Eduard Zwick und Franz Josef Strauß wurde ich mehrfach Zeuge, wie Frau Zwick oder

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