Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
-Politiker von Rang handelt.
Der Politiker und seine Ehefrau hatten für ihren Nachwuchs ein Kindermädchen eingestellt. Als dieses selbst schwanger wurde und sich bereits im Mutterschutz befand, wurde es, als eine Veranstaltung im Politikerhaushalt zu bewältigen war, aus dem Mutterschutzurlaub zurückgeholt. Dafür zeigte sich das Ehepaar nach der Geburt des Babys sehr großzügig: Es überließ der jungen Mutter leihweise zwei Bettüberzüge, außerdem zwei gebrauchte Schnuller. Deren Wert war nicht etwa gering zu schätzen, denn sie stammten aus Frankreich! Die abgelegten Baby- und Kleinkindersachen ihrer Kinder erhielt allerdings nicht das Kindermädchen, sondern ein in guten Einkommensverhältnissen lebendes befreundetes Politikerehepaar.
Als die Politikerkinder herangewachsen waren und ein Sprössling geheiratet hatte, rief man bei einem »abhängigen« Unternehmen aus dem staatlichen Bereich an. Man forderte eine 250 Quadratmeter große, luxussanierte Altbauwohnung mit einer Dachterrasse an. Die Miete wurde gleich vorgegeben, sie dürfe nur 600 Mark warm betragen. Der Vorstandsvorsitzende, ließ man ausrichten, möge bitte zur Wohnungsbesichtigung mitkommen. Der arme Mann ärgerte sich maßlos, tat aber, wie ihm geheißen.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass es Probleme gab, als einer der Sprösslinge ein Staatsexamen abzulegen hatte. Wie ein Kabinettsmitglied Kollegen erzählte, weigerten sich zwei vorgesehene Prüfer, den Kandidaten zu examinieren, sie befürchteten Sanktionen, falls sie ihm eine schlechte Note geben würden. Nach dem Ergebnis der schriftlichen Prüfung bestand nämlich die Gefahr, dass er das Examen nicht bestehen könnte.
Als ein Politikerabkömmling seine Berufstätigkeit aufnahm, wurde er von einem großen privaten Unternehmen eingestellt. Anscheinend sah sich das Unternehmen aufgrund der Position des Vaters in der Pflicht. Obwohl der Berufsneuling nur acht bis zehn Stunden wöchentlich arbeiten wollte, wurde er aber so bezahlt, als ob er die ganze Woche arbeiten würde, und zwar übertariflich – mit Anspruch auf einen Firmenwagen.
Ein anderer Fall verdient ebenfalls Beachtung. Eine prominente Politikerpersönlichkeit, die sich sehr sozial gab, pflegte nach getaner Arbeit im nahe dem Landtag gelegenen Stammlokal einzukehren und dort bis Mitternacht zu verweilen. Anschließend ließ er sich immer von seinem Fahrer, der die ganze Zeit im Auto hatte warten müssen, nach Hause in seinen von München weit entfernten Wohnort fahren. Der Politiker machte es sich derweilen im Auto bequem und schlief. Doch irgendwann war der Chauffeur mit seiner Geduld am Ende und streikte, ebenso wie seine Kollegen. So etwas hatte es noch nie gegeben, der Politiker war darüber sehr bestürzt. Es war nicht zu glauben: Kleine Leute betrachten sich anscheinend auch als Menschen! Aufgrund dieser Erkenntnis ging der Politiker in sich und änderte sein Verhalten.
Es gäbe noch weitere Geschichten über solche Herrscherattitüden zu erzählen, aber es sollen hier keine Spuren gelegt werden.
Ein anderer, ebenfalls nicht gerade sozialer Umgang mit kleinen Leuten betraf Fahrten zum Bundestag in Berlin. Jeder Bundestagsabgeordnete, der Bürger aus seinem Wahlkreis nach Berlin einlädt, hat Anspruch auf einen Zuschuss von vier Cent pro Kilometer für 20 Personen pro Jahr. Das sind jährlich mindestens 6000 Euro. Aus zwei bayerischen Bundestagswahlkreisen wurde mir aus CSU -Kreisen empört schriftlich mitgeteilt, dass das Geld nicht bestimmungsgemäß dazu verwendet wurde, die Fahrt für die in die Hauptstadt reisenden Bürger zu verbilligen, vielmehr habe man damit schwarze Kassen für andere Ausgaben angelegt.
Sicher kommt in anderen Parteien Ähnliches vor. Doch wer als Christ das soziale Banner schwingt und sich entgegengesetzt verhält, verliert seinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit.
Günther Beckstein weiß, »dass wir das Soziale nur dann richtig neu denken«, wenn wir uns auf den Grundsatz unseres Glaubens stützen, dass »jeder Mensch Ebenbild Gottes und damit jeder Mensch in seinem Wert ebenbürtig ist. Aus diesem Grundsatz resultieren Werte wie der Respekt voreinander, Rücksichtnahme, Solidarität mit den Schwachen …« ( Die Zehn Gebote ). Strauß, Stoiber, Tandler, Erwin Huber, Beckstein selbst und andere Gesalbte haben dieses »neue Denken« vorgelebt, ihre Nachfolger sind davon zumindest beseelt.
Die getäuschte katholische Kirche
Wie F. J. Strauß, so propagierten auch Edmund
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